Aloe variegata (Linne 1753)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Aloe ausana, Aloe punctata, Aloe variegata var. haworthii, sowie unter dem Gattungsnamen Gonialoe;
Heimat: Südl. Namibia (in einem eher schmalen Streifen ca. von Warmbad nordwestl. bis Goageb und Aus, und von dort nördl. bis nordwestl. von Helmeringhausen (und evtl. weiter nördl. bis in die Gegend westl. von Maltahöhe)) und Südafrika (westl. Eastern Cape, südwestl. Free State, südl., zentr. und westl. Northern Cape, östl. und nördl. Western Cape); offen oder häufig im Schutz von Büschen, bisweilen auch in Felsspalten, oft auf hartem oder steinigem Substrat (Granit bei "A. ausana");
Wuchsform: einzeln oder häufig sprossend (oder Wurzelausläufer bildend bei "A. ausana") und so kleine bis mittelgroße Gruppen bildend; mit bis ca. 24 Blättern, diese grün(lich) oder graugrün bis (bei sehr sonnigem Stand) bräunlich mit zahlreichen, länglichen, weißlichen Flecken (diese oft in unregelmäßigen Querbändern angeordnet), meist in drei Reihen (mehr oder weniger exakt) übereinander stehend, schräg aufrecht bis ausgebreitet, gerade oder nach oben oder unten gebogen, dreieckig-lanzettlich, rinnig, mit einem deutlichen, weißlichen Mittelkiel entlang (insb. der oberen Hälfte) der Blattunterseite, die hornigen, weißlichen Ränder dicht mit winzigen, warzenartigen, weißlichen Zähnchen besetzt, dick sukkulent (wenn ausreichend Feuchtigkeit vorhanden), bis ca. 15cm lang und bis 6cm breit; Rosetten dicht, bis ca. 25cm hoch und bis ca. 30cm im Durchmesser;
Infloreszenz: einfach oder mit bis zu 2 Zweigen, oft mehrere zugleich erscheinend, (schräg) aufrecht (dabei gerade oder leicht bis manchmal S-förmig gebogen), bis ca. 30cm hoch; Traube(n) zylindrisch, locker, mit ca. 20-30 Blüten, bis 20cm lang;
Blüte: meist rosa- oder hell- bis intensiv rot (selten hell gelblich), nahe der Spitze teils mit grünlichen Mittelstreifen, zylindrisch, oberhalb der Basis leicht verengt, nach unten gebogen, bis 4,5cm lang; die (leicht) grünlich gespitzten Knospen stehen zunächst waagrecht bis schräg aufrecht und sinken kurz vor dem Erblühen herab; die Blütezeit an den Standorten in Namibia variiert, liegt jedoch meist zwischen Ende Juni und September, in Südafrika reicht die Blütezeit von Juli bis September;
Bemerkungen: Die hier vorgestellte, in Kultur weit verbreitete Art wurde erstmals 1685 illustriert und (kurz) beschrieben. Sie ist damit eine der (botanisch) ältesten Aloe-Arten (nur Aloe vera wurde noch früher illustriert und beschrieben) (S. Carter et al. (2011), S. 27 ff.). Aloe variegata besitzt ein großes Verbreitungsgebiet, welches sowohl Winter- als auch Sommerregen-Gebiete umfasst. Dadurch besitzt die Art (insb. vegetativ) eine gewisse Variabilität - so z. B. eine als "A. ausensis" bezeichnete Form aus dem südlichen Namibia, die sich durch das Ausbilden von Wurzelausläufern und den besonders scharfen Kiel der Blätter unterscheidet. Jedoch handelt es sich bei Aloe variegata um eine sehr charakteristische Art, weshalb sie meist leicht zu identifizieren ist. Lediglich ihre engsten Verwandten - Aloe dinteri und Aloe sladeniana - sehen ihr ähnlich. Allerdings unterscheidet sich Aloe dinteri deutlich - vor allem durch den einzelnen oder nur wenig sprossenden Wuchs, die größeren und weniger blattreichen Rosetten mit bis zu 30cm langen und bis zu 8cm breiten Blättern, den bis zu 90cm hohen, meist stärker verzweigten (mit bis zu 8 Zweigen) Blütenstand, die kürzeren, im Bau abweichenden Blüten (bis 3cm lang und mit deutlich geschwollener Basis), die abweichende Blütezeit (Januar bis März) und das im nördlichen Namibia gelegene Vorkommen - während Aloe sladeniana vegetativ wie eine Zwergform von Aloe variegata aussieht. Neben dem kleineren Wuchs (mit nur bis 8cm langen und bis 4cm breiten Blättern) unterscheidet sie sich vor allem durch den bis zu 50cm hohen Blütenstand, der bis zu 3 Zweige besitzen kann, sowie durch die kürzeren und abweichend gebauten Blüten (diese bis 3cm lang und keulenförmig, jedoch mit recht deutlich geschwollener Basis) an extrem langen Blütenstielen, die abweichende Blütezeit (Dezember bis Februar) und das weiter nördlich gelegene Vorkommen (südwestlich von Windhoek, evtl. auch im südlichen Angola). DNA-Analysen haben ergeben, dass diese drei Arten einen eigenen Zweig innerhalb der Aloen bilden, weshalb sie im Jahr 2013 in die neu geschaffene Gattung Gonialoe überführt wurden. (Die nächsten Verwandten der drei Arten sind übrigens jene Haworthien, die früher in der Untergattung Robustipedunculares zusammengefasst waren und nun die eigenständige Gattung Tulista bilden.) Aloe (Gonialoe) variegata ist eine widerstandsfähige und trockenheitsresistente Art, weshalb sie in ihrer Heimat "Kanniedood" (= kann nicht sterben) genannt wird. S. Rothmann (2004) berichtet, dass sie von Einheimischen bisweilen auf Gräber gepflanzt wird, um dem Verstorbenen ewiges Leben zu garantieren. Zudem werde die Art manchmal in Hütten junger Frauen aufgehängt. Blüht die Pflanze, dann sei dies ein Zeichen dafür, dass die Frau fruchtbar sei und viele Kinder haben werde. In Kultur benötigt Aloe variegata ein durchlässiges Substrat. Der Standort sollte hell sein, direkte Sonne ist jedoch nicht unbedingt notwendig (in der Natur finden sich die schönsten Pflanzen meist im Halbschatten von Büschen). Ansonsten gilt die Art als problemlos und kann auch als Zimmerpflanze erfolgreich kultiviert werden. Neben der reinen Art finden sich in Kultur auch (wohl durch Menschenhand entstandene) Hybriden mit verschiedenen Gasteria-Arten - Aloe (Gonialoe) variegata ist ein beliebter Kreuzungspartner für jene "Gasteraloen" (bisweilen auch (inkorrekt) als "Gastrolea" bezeichnet).
Literatur: S. Carter et al. (2011), S. 406; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 189; S. Rothmann (2004), S. 90 f.; Van Wyk + Smith (1996), S. 246 f.;