Aloe marlothii ssp. marlothii (A. Berger 1905)

 
 
Zum Vergrößern bitte auf das Photo klicken! - Alle Photos Copyright V. + C. Kettinger
 
 

Beschreibung:

 

Synonyme: Aloe marlothii var. bicolor (unsicher, ist evtl. eine Naturhybride mit Aloe rupestris), Aloe spectabilis, Aloe supralaevis var. hanburyi;
Heimat: Südöstl. Botswana, südwestl. Mosambik, südl. Simbabwe, Südafrika (Gauteng, KwaZulu-Natal, Limpopo, Mpumalanga und Northwestern Prov.) und westl. Swaziland; in Buschland und auf felsigen Hängen in 1000m-1800m Höhe;
Wuchsform: einzeln, einen bis zu 4m (selten bis über 6m) hohen, aufrechten Stamm ausbildend; mit ca. 40-50 Blättern, diese trüb olivgrün bis (bläulich-)graugrün, aufsteigend bis ausgebreitet, gerade oder nach oben gebogen, länglich-lanzettlich, dick fleischig, in der Trockenzeit rinnig, beiderseits mit kräftigen, bis zu 4mm langen, rötlich-braunen bis fast schwarzen, stechenden Zähnen (besonders zahlreich auf der Blattunterseite), die Ränder alle 1cm-2cm mit ebensolchen, bis zu 6mm großen Randzähnen besetzt, bis 1,5m lang und bis 25cm breit; Rosetten dicht, bis ca. 3m im Durchmesser;
Infloreszenz: mit insgesamt ca. 15-30 waagrechten bis leicht aufsteigenden, nach unten gebogenen Zweigen (dabei die unteren bisweilen erneut verzweigend) (bei "A. spectabilis" nur 10-14), aufrecht, bis ca. 80cm hoch; Trauben zylindrisch, einseitwendig, dicht, meist waagrecht oder nur leicht aufsteigend, bis 50cm lang und bis zu 6cm im Durchmesser (bei "A. spectabilis" wohl nicht einseitwendig (siehe unter Bemerkungen), fast aufrecht, ca. 25cm lang und bis 10cm im Durchmesser);
Blüte: meist intensiv orange-rot, aber auch von gelb über (gelblich-)orange bis leuchtend rot (sehr selten sogar weiß), leicht keulenförmig bis bauchig, meist (schräg) aufrecht stehend (bei "A. spectabilis" oft waagrecht abstehend bis leicht herabhängend), bis 3,5cm lang; die Knospen gelb blühender Pflanzen sind manchmal orange bis leuchtend rot und färben sich kurz vor dem Erblühen um; die Blütezeit am Standort reicht von Mai bis September;
Bemerkungen: Neben der hier vorgestellten Typunterart wird in der Literatur mit ssp. orientalis eine weitere Unterart anerkannt. Diese unterscheidet sich von der Typunterart (u.a.) durch ihren niedrigeren Wuchs (nur bis 1,75m hoch), ihre Neigung zu sprossen und so kleine Gruppen zu bilden, die fehlenden oder nur wenigen Zähne auf Blattober- und Unterseite, sowie durch die kleineren Blütentrauben (nur bis 25cm lang) und Blüten (nur bis 3cm lang). Ihr Vorkommen ist auf tief liegende, oft küstennahe Gebiete im südlichen und südlich-zentralen Mosambik, im östlichen Südafrika (nordöstl. KwaZulu-Natal) und in Swaziland beschränkt, während die hier vorgestellte Unterart höher gelegene Gebiete weiter im Inland besiedelt. Für beide Unterarten sind die waagrechten oder nur wenig aufsteigenden, einseitwendigen Blütentrauben charakteristisch.
Allerdings kommen am südlichen Ende des Verbreitungsgebiets (in KwaZulu-Natal) Pflanzen vor, deren Blütentrauben nahezu aufrecht stehen. Anfangs hielt man diese Pflanzen für eine Varietät von Aloe ferox. Im Jahr 1937 beschrieb sie Reynolds jedoch als eigene Art ("Aloe spectabilis"). In den letzten 20 Jahren setzte sich dann die Überzeugung durch, dass es sich bei diesen Pflanzen um eine Form von Aloe marlothii handelt. So bezeichnen Van Wyk + Smith (1996) die Pflanzen als KwaZulu-Natal-Form von Aloe marlothii. Sie seien Aloe ferox ähnlich, sollen sich von dieser jedoch durch die zahlreichen Zähne auf den Blattoberflächen (statt ohne oder mit nur sehr wenigen bei der in KwaZulu-Natal vorkommenden Form von Aloe ferox), die leicht geneigten Blütentrauben (statt aufrecht) und die dunkelbraunen Spitzen der inneren Blütenblätter (statt weiß bei der KwaZulu-Natal-Form von Aloe ferox) unterscheiden (Van Wyk + Smith (1996), S. 52). Entsprechend führen U. Eggli (Hrsg.) (2001) und S. Carter et al. (2011) die Pflanzen als Synonym der hier vorgestellten Aloe marlothii (ssp. marlothii), wobei S. Carter et al. (2011) anmerken, dass die Blütentrauben kürzer seien und beinahe aufrecht stünden, aber trotzdem einseitwendig (!) seien. Der Einstufung als Synonym von Aloe marlothii (ssp. marlothii) widersprechen allerdings R. R. Klopper + G. F. Smith in einem Artikel aus dem Jahr 2010. Ihrer Meinung nach stellt „A. spectabilis“ eine eigenständige Art dar, die sich von Aloe marlothii (ssp. marlothii) durch die 10 bis 14 fast aufrechten, nur ca. 25cm langen, jedoch 9cm-10 cm dicken Blütentrauben (statt 20-30, 30cm-50cm lang und 5cm-6cm dick), den dunkelbraunen bis fast schwarzen Blütenschaft (statt grün bis rötlich-braun), die gleichmäßig um die Achse der Blütentrauben verteilten Blüten (statt einseitwendig), die schwarzen Spitzen der inneren Blütenblätter (statt hell- bis dunkel-lila) und die orange gefärbten Staubfäden (statt hell- bis dunkel-lila) unterscheidet  (R. R. Klopper + G. F. Smith (2010), S. 93). Allerdings besitzen auch eindeutig als Aloe marlothii ssp. marlothii bestimmbare Pflanzen manchmal weniger als 20 Blütentrauben (z. B. 15 bei Van Wyk + Smith (1996), S. 59 rechts oben; 10, 8 und 14 bei den hier gezeigten Kulturpflanzen, siehe die Bilder 1-4; die Pflanze auf den Bildern 5+6 weicht durch die fehlenden Zähne auf den Blattoberflächen ab, weshalb wir ein wenig daran Zweifeln, ob es sich hierbei wirklich um Aloe marlothii ssp. marlothii handelt). Zudem wirft der Vergleich zwischen den verschiedenen Literaturquellen die Frage auf, ob die Blütentrauben von „A. spectabilis“ nun einseitwendig sind oder nicht? - oder ob womöglich beides vorkommt, was darauf hindeuten würde, dass es sich bei diesen Pflanzen womöglich um Hybriden handelt (wobei sich dann die Frage nach den Eltern stellen würde: am wahrscheinlichsten wären Aloe marlothii ssp. marlothii und Aloe ferox, wobei dies nicht die deutlich kürzeren Blütentrauben erklären würde; denkbar wären auch Aloe marlothii ssp. orientalis und Aloe ferox: dies würde die deutlich kürzeren Blütentrauben erklären, jedoch nicht die zahlreichen Zähne auf den Blattoberflächen, die nach Van Wyk + Smith (1996) und wohl auch nach R. R. Klopper + G. F. Smith (2010) vorhanden sind; theoretisch wäre es auch möglich, dass Aloe rupestris beteiligt ist, doch auch das würde nicht die zahlreichen Zähne auf den Blattoberflächen erklären). Leider lässt sich dies vom Schreibtisch aus nicht klären, zumal uns auch noch die Erstbeschreibung von Reynolds abgeht. Eine genaue Betrachtung der Bilder 7 + 8 scheint zwar die bei R. R. Klopper + G. F. Smith (2010) angegebenen Merkmale des Blütenstands von „A. spectabilis“ zu stützen, jedoch ist uns die Herkunft der Pflanze unbekannt, weshalb dies nicht als Argument dienen kann (zumal R. R. Klopper + G. F. Smith (2010) keinerlei Beschreibung der Blätter von „A. spectabilis“ geben, was dafür spricht, dass sie bei diesen keine Unterschiede zu Aloe marlothii sehen, während die von uns fotografierte Pflanze (fast) keine Zähne auf den Blattoberflächen besitzt). Mangels besseren Wissens behalten wir daher die Einstufung als Synonym von Aloe marlothii ssp. marlothii vorerst bei.
Trotz (oder gerade wegen) der Existenz von „A. spectabilis“ gilt Aloe ferox als die nächste Verwandte von Aloe marlothii. Lässt man „A. spectabilis“ außen vor, so lässt sich Aloe marlothii (u. a.) durch folgende Merkmale von Aloe ferox unterscheiden: Die ca. 40-50 Blätter (statt ca. 50-60) sind länger und breiter (bis 1,5m lang und bis 25cm breit statt bis 1m lang und bis 15cm breit), der Blütenstand bleibt niedriger (bis 80cm hoch statt bis 1m), ist jedoch meist stärker verzweigt (mit insgesamt ca. 15-30 Zweigen statt 5-12 - wobei die Vergleichbarkeit der Angaben ein wenig hinkt, da bei Aloe marlothii alle Zweige mitgezählt wurden, während bei Aloe ferox (wie bei Beschreibungen von Aloe-Arten eigentlich üblich) nur die primären Verzweigungen berücksichtigt wurden), die einseitwendigen Blütentrauben stehen meist waagrecht oder steigen nur etwas auf (statt nicht einseitwendig und immer aufrecht) und sind kürzer und schlanker (bis 50cm lang und bis 6cm im Durchmesser statt bis 80cm lang und bis 12cm im Durchmesser). Zudem liegt das Verbreitungsgebiet weiter nördlich (die Verbreitungsgebiete der beiden Arten überschneiden sich nur in KwaZulu-Natal).
Literatur: S. Carter et al. (2011), S. 678 f.; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 156; R. R. Klopper + G. F. Smith (2010), S. 91 ff.; Van Wyk + Smith (1996), S. 58 f.;