Aloe haworthioides var. aurantiaca (H. Perrier 1926)

 
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Beschreibung:

 

Synonyme: keine;
Heimat: Madagaskar; Fianarantsoa; am Mt. Iaody in Humustaschen (auf Granit) in ca. 2000m Höhe;
Wuchsform: einzeln oder sprossend und dann kleine (in Kultur auch größere), dichte Gruppen bildend, stammlos (in Kultur im Alter bisweilen einen kurzen Stamm ausbildend); mit ca. 30-35 Blättern, diese dunkel-(grau-)grün, teils mit durchscheinender Spitze, aufrecht (in Kultur mehr ausgebreitet), gerade oder leicht nach oben gebogen, schmal dreieckig-lanzettlich, auf der Ober- und insb. auf der Unterseite (insb. entlang des Mittelkiels) mit zahlreichen, weißen Pusteln, die teils (insb. entlang des Mittelkiels) in kurze, haarartige "Zähnchen" übergehen, die Ränder dicht mit ebensolchen, bis zu 2mm langen, weißen, meist weichen, haarartigen "Randzähnen" besetzt, bis ca. 4cm lang (in Kultur bis 8cm) und bis 8mm breit; die Wurzeln leicht verdickt; Rosetten dicht, bis ca. 10cm im Durchmesser;
Infloreszenz: einfach, bisweilen zwei kurz nacheinander erscheinend, (mehr oder weniger) aufrecht, bis 30cm hoch; Trauben zylindrisch, nach oben hin leicht zugespitzt, dicht, mit 20-30 Blüten, bis 6cm lang und bis 1,2cm im Durchmesser;
Blüte: leuchtend orangerot (bei unserer Pflanze mit grünen Mittelstreifen und weißlichem Rand), länglich-glockig bis zylindrisch, schräg aufrecht stehend, mit ungewöhnlich dicken, ebenfalls leuchtend orangerot gefärbten Staubfäden, duftend, bis 8mm lang; die Blütezeit am Standort liegt im April und Mai (in Kultur ca. von Mitte November bis Ende Januar);
Bemerkungen:

Aloe haworthioides ist eine äußerst attraktive, klein bleibende Art, die ihren Namen der Ähnlichkeit mit Haworthia arachnoidea verdankt. In der Literatur werden mit der Typvarietät und der hier vorgestellten var. aurantiaca zwei Varietäten anerkannt, wobei sich var. aurantiaca nur durch den in allen Teilen orangerot gefärbten Blütenstand (inkl. Schaft, Blütenbrakteen und Blütenblätter - letztere bei der Typvarietät weiß bis zart rosa) und das höher gelegene Vorkommen auf Granit (statt in 1200m-1800m auf Gneis und Quarzit) unterscheiden soll. Lange Zeit war in der Literatur keine einzige Abbildung einer weiß oder zart rosa blühenden Pflanze zu finden, obwohl die Typvarietät ein deutlich größeres Verbreitungsgebiet als die (sicher bestimmt) nur vom Typstandort bekannte var. aurantiaca haben soll. Dies ist verwunderlich, da zu erwarten gewesen wäre, dass die Varietät mit dem größeren Verbreitungsgebiet auch öfter gefunden (und abgebildet) wurde und entsprechend auch in Kultur weiter verbreitet ist. Da dies jedoch nicht der Fall war, eröffnete dies einen gewissen Raum für Spekulationen: Womöglich wurde die Typvarietät erst in Kultur beschrieben und der Blütenstand war nicht voll ausgefärbt, oder die Beschreibung erfolgte nachträglich anhand des für die Herbarisierung bereits getrockneten Materials. Würde eines davon zutreffen, so müsste man die Beschreibung von Aloe haworthioides entsprechend ergänzen und den Namen "var. aurantiaca" als Synonym dazu betrachten. Allerdings veröffentlichen S. Carter et al. (2011; S. 394) ein Bild, welches eine Pflanze zeigt, deren Schaft und Blütenbrakteen grün, und deren Blütenblätter weiß mit intensiv grünen Mittelstreifen sind. Offenbar gibt es also doch den Beschreibungen entsprechende Unterschiede in der Färbung der Blütenstände - wobei unsere Pflanze zwischen den beiden Varietäten zu stehen scheint, denn der Schaft ist bräunlich-orange, die Blütenbrakteen sind trüb orange mit grünlichen Mittelstreifen und weißem Rand und das Orange der Blütenblätter (diese bei unserer Pflanze ebenfalls mit grünen Mittelstreifen und weißlichem Rand) ist nur wenig intensiver, während bei der var. aurantiaca ja eigentlich alle Teile des Blütenstands leuchtend orangerot sein sollten. Aber auch die bei J.-B. + J.-P. Castillon (2010; S. 143) abgebildeten Pflanzen lassen sich nicht eindeutig der einen oder anderen Varietät zuordnen. Offenbar gibt es also Übergangsformen zwischen den beiden Varietäten. Zudem ist die Beschreibung von Varietäten aufgrund solch eher kleiner Unterschiede nicht mehr zeitgemäß. Sollten bei zukünftigen Feldstudien keine weiteren, signifikanten Unterscheidungsmerkmale gefunden werden, wäre es (unserer Meinung nach) daher sinnvoll, die Beschreibung von Aloe haworthioides entsprechend zu ergänzen und die "var. aurantiaca" als Synonym zu Aloe haworthioides zu stellen.

In Kultur ist die hier vorgestellte Art etwas nässeempfindlich, weshalb mineralische Substrate zu bevorzugen sind. Im Sommer sollten die Pflanzen zudem über die Mittagszeit leicht schattiert werden, da eine zu intensive Sonneneinstrahlung zu Verbrennungen führen kann. Die Bilder zeigen eine handelsübliche Aloe haworthioides aus unserer Sammlung, die unserer Meinung nach (wegen der zumindest leicht orange gefärbten Blütenbrakteen und Blütenblätter) der var. aurantiaca zuzurechnen ist.

Literatur: S. Carter et al. (2011), S. 394 f.; J.-B. + J.-P. Castillon (2010), S. 143; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 143 f.; KuaS 3/2005, Karteikarte 2005/05;