Aloe secundiflora var. secundiflora (Engler 1895)

 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Aloe engleri, Aloe floramaculata, evtl. Aloe marsabitensis;
Heimat: Südl. + südwestl. Äthiopien, Kenia, Ruanda, Südsudan und nördl. Tansania; auf Grasland und in lockeren Busch- und Waldgebieten auf sandigen und steinigen Böden in 750m-1980m Höhe;
Wuchsform: meist einzeln (selten sprossend und so kleine Gruppen aus bis zu 3 Rosetten bildend), meist stammlos (selten einen kurzen Stamm ausbildend); mit ca. 20 Blättern, diese glänzend hell- bis dunkelgrün (in der Trockenzeit bräunlich-grün), bei Jungpflanzen bisweilen mit wenigen, weißlichen Flecken, junge Blätter aufsteigend, ältere Blätter aufsteigend bis ausgebreitet, gerade und nur zur Spitze hin nach unten oder S-förmig gebogen, schmal bis breit eiförmig-lanzettlich, teils tief rinnig, die (bei manchen Pflanzen hornigen) Ränder alle 1cm-2cm mit bis zu 6mm großen, dunkelbraunen, stechenden Randzähnen besetzt, bis 75cm lang und bis 30cm breit; Rosetten dicht, bis ca. 1,40m im Durchmesser;
Infloreszenz: mit 10-20 waagrechten bis leicht aufrecht stehenden Zweigen, die unteren erneut verzweigend, (schräg) aufrecht, bis 2m hoch; die bis zu 50 Trauben zylindrisch, zunächst einseitwendig (die Knospen (schräg) aufrecht stehend), eher locker (mit ca. 3-4 Blüten je 1cm) und bis 20cm lang;
Blüte: rosa-rot bis trüb scharlachrot mit winzigen, weißlichen Punkten und hellerer bis leicht gelblicher Spitze (diese teils mit graugrünen Mittelstreifen), die Basis etwas dicker, zur Spitze hin schlanker werdend, bis 3,5cm lang; die graugrün gespitzten Knospen stehen zunächst einseitwendig im 90°-Winkel "auf" den Zweigen (und stehen somit senkrecht oder zeigen schräg nach oben), sinken jedoch mit dem Erblühen herab; die Hauptblütezeit in Äthiopien liegt im April und Mai (bisweilen blühen einzelne Pflanzen auch von August bis Dezember);
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte, recht groß werdende Typvarietät von Aloe secundiflora ist im nordöstlichen Afrika weit verbreitet. Neben dieser wird in der Literatur mit var. sobolifera eine weitere Varietät anerkannt. Diese stammt aus Tansania und soll sich von der Typvarietät durch die schlankeren, mehr lanzettlichen, immer dunkelgrünen (in der Trockenzeit bronzefarbenen) und nie mit einem hornigen Rand versehenen Blätter, sowie durch das Ausbilden großer Gruppen unterscheiden. Ihr Verbreitungsgebiet schließt sich südlich an das der Typvarietät an. Warum der ein oder andere Autor diese Varietät gar als eigene Art ansieht, ist für uns nicht nachvollziehbar, denn die Unterschiede scheinen nicht allzu groß zu sein, wenn man bedenkt, dass es sich bei Aloe secundiflora um eine recht variable Art handelt. Über die nächsten Verwandten von Aloe secundiflora finden sich in der Literatur keine Angaben, wir halten aber die erst 1994 beschriebene Aloe canarina für eine gute Kandidatin. Sie unterscheidet sich von der hier vorgestellten Typvarietät (u. a.) durch das Ausbilden eines bis zu 80cm langen, niederliegenden Stammes, die etwas stärkere Neigung zu sprossen, die schlankeren (nur bis 15cm breiten) Blätter, den niedrigeren Blütenstand (nur bis 1m hoch), die gelben, nur bis 3cm langen Blüten und ihr leicht abweichendes Verbreitungsgebiet (im nordöstl. Uganda, Südsudan und evtl. auch im nordwestl. Kenia; S. Carter et al. (2011), S. 612). Darüber hinaus ist Aloe secundiflora nicht nur für Botaniker interessant, da der Blattsaft einige für medizinische Zwecke interessante Wirkstoffe enthält. So wird er von den Einheimischen zur Behandlung von Augenleiden eingesetzt. Zudem nutzen sie häufig die Wurzeln, um bei der Bierherstellung die Fermentation einzuleiten. Leider werden dadurch zunehmend die natürlichen Bestände dieser Art bedroht. Jedoch gibt es inzwischen erste Versuche, die Art kommerziell anzubauen, was hoffentlich dafür sorgen wird, dass in Zukunft keine Wildpflanzen mehr der Natur entnommen werden.

Noch eine kleine Anmerkung zu den hier gezeigten Bildern: Wir haben lange darüber gegrübelt, ob es sich bei den auf den Fotos abgebildeten Pflanzen tatsächlich um Aloe secundiflora var. secundiflora handelt (zumal auf den Schildern im BGM und im DBG nur "Aloe secundiflora" steht), da die meisten Abbildungen in Büchern und im Internet sehr ornamentale, breit vasenförmige Rosetten zeigen. Erst durch das Bild einer im südlichen Äthiopien wachsenden Aloe secundiflora in S. Demissew + I. Nordal (2010) fiel uns auf, dass die Art anscheinend wesentlich variabler ist als man es auf den ersten Blick vermuten würde, zumal die dort abgebildete Pflanze recht gut der auf den ersten beiden Fotos gezeigten entspricht.

Literatur: S. Carter et al. (2011), S. 379 f.; S. Demissew + I. Nordal (2010), S. 85 ff.; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 178 f.;