Gymnocalycium ragonesei (Castellanos 1950)

 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium ragonesii;
Heimat: Argentinien; Südöstl. Catamarca (evtl. bis hinüber ins nördl. Cordoba und ins südwestl. Santiago del Estero); nordwestl. von Totoralejos im Randbereich der Salinas Grandes auf kleinen, flachen, sandigen Hügeln, offen oder meist im Schutz niedriger Büsche in sandig-lehmigem (salzhaltigem?) Substrat in ca. 200m-400m Höhe;
Wuchsform: einzeln; Körper matt grünlich-grau oder (grünlich- bis grau-)braun, flach- oder flach halbkugelig bis leicht kegelförmig, mit 7-13 Rippen, diese gerade, sehr flach (nur ca. 1,5mm hoch), bis 1,2cm breit und durch wenig ausgeprägte Querfurchen in leicht gewölbte Segmente unterteilt, an deren oberem Ende die Areolen sitzen, in eine große, rübenartig verdickte Pfahlwurzel übergehend, bis 2,5cm hoch und bis ca. 5cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen rund, anfangs dicht mit (insb. in Kultur) recht langer, weiß(lich)er bis hell gelblicher Wolle bedeckt (diese später mehr filzig; im Alter verkahlend), ca. 1mm im Durchmesser; mit 2-7 Randdornen, diese weißlich oder hellbraun bis hellgrau, teils mit bräunlicher Spitze, fein bis fast haarartig, anliegend und bis 5mm lang; Mitteldorn(en) fehlend;
Blüte: weiß (teils mit leicht bräunlichen bis gräulichen Mittelstreifen) mit bräunlichem bis (leicht) rötlichem Schlund, schlank trichterförmig, scheitelnah, bis 7cm lang und bis 4cm im Durchmesser;
Frucht: (grünlich-)braun bis grau, ei- bis spindelförmig, schlank, bis 4cm lang und bis 0,5cm im Durchmesser; Samen glänzend hell- bis dunkelbraun, schief hutförmig, die Oberfläche dicht mit kleinen, flachen Warzen bedeckt, bis 1,5mm lang und bis 1mm im Durchmesser;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte Art ist nicht nur ausgesprochen attraktiv, sondern mit nur 5cm im Durchmesser zugleich eine der kleinsten Gymnocalycium-Arten. Ihr Verbreitungsgebiet liegt im "Dreiländereck" von Catamarca, Cordoba und Santiago del Estero, wo sie in den Randbereichen der Salinas Grandes (eine Reihe von Salzseen) auf kleinen, flachen, sandigen Hügeln wächst. Dort sind die Pflanzen durch ihre Körperfarbe hervorragend getarnt. Zudem ziehen sie sich in der Trockenzeit vollständig in den Erdboden zurück, weshalb so mancher Kakteenreisende diese Pflanzen bereits vergeblich gesucht hat. Über die Ausdehnung ihres Verbreitungsgebiets herrscht allerdings Unklarheit. G. Charles (2009) erwähnt lediglich den Typstandort auf der Catamarca'schen Seite der Grenze, jedoch zeigt eine Recherche der Feldnummern im Internet, dass die Pflanzen anscheinend auch auf der Cordoba'schen Seite der Grenze vorkommen. Zudem gibt es Feldnummern mit Herkunft "Salinas Grandes, Santiago del Estero" und die Feldnummer "WR224" mit Herkunft "Cruz del Eje, Cordoba". Während Cruz del Eje ca. 40km südlich der Salinas Grandes liegt und die ökologischen Bedingungen hier deutlich von denen im Bereich der Salinas Grandes abweichen (weshalb wir an dieser Herkunftsangabe ein wenig zweifeln), erscheint es uns nicht unwahrscheinlich, dass es im Bereich der Salinas Grandes weitere Vorkommen jenseits des Typstandorts nordwestlich von Totoralejos gibt. Allerdings ist die gesamte Gegend bisher nicht hinreichend erforscht, weshalb (soweit uns bekannt) bisher niemand einen umfassenden Überblick über die Zahl der Standorte und der dort vorkommenden Individuen hat. Derzeit wird Gymnocalycium ragonesei wegen des eng begrenzten Verbreitungsgebiets, der geringen Zahl bekannter Fundorte und des illegalen Ausgrabens der Pflanzen durch "Kakteenfreunde" als stark gefährdet (engl.: "critically endangered") eingestuft.

Aus taxonomischer Sicht ist Gymnocalycium ragonesei erfreulich langweilig. Nur ein Jahr nach seiner Entdeckung durch den argentinischen Botaniker A. Ragonese im Jahr 1949 erfolgte die Erstbeschreibung durch Castellanos nach Pflanzen, die er von Ragonese erhalten hatte. Seitdem kamen nie Zweifel daran auf, dass es sich bei diesen charakteristischen Pflanzen um eine eigenständige Art handelt. Zwar besteht vegetativ eine gewisse Ähnlichkeit zu Gymnocalycium quehlianum und Gymnocalycium bodenbenderianum (die auch die nächsten Verwandten der hier vorgestellten Art sein dürften; alle drei sind Teil der Untergattung Trichomosemineum), jedoch lässt sich Gymnocalycium ragonesei von beiden Arten durch die schlanke Blüte leicht unterscheiden.

In Kultur ist die hier vorgestellte Art nicht besonders schwierig, jedoch sollte man einen "ragonesei" nie ganz aus den Augen verlieren. So sind in den Sommermonaten regelmäßige Wassergaben (jedoch keine Staunässe!) notwendig, damit er nicht zu sehr dehydriert. Ein halbschattiger Standort ist dann von Vorteil (wobei die Pflanzen bei sommerlicher Kultur im Freien nach entsprechender Eingewöhnung (zumindest hier in Mitteleuropa) auch vollsonnig stehen dürfen). Dabei sollte das Substrat gut durchlässig sein. Mineralische Bestandteile sollten überwiegen, jedoch soll ein kleiner Lehmanteil nicht schaden. Die Überwinterung kann vollkommen trocken erfolgen, wenn die Pflanzen einen kühlen Standort erhalten. (Stehen die Pflanzen etwas wärmer, dann sollte man ihnen ab und zu einen Schluck Wasser geben, damit sie nicht zu sehr dehydrieren.) Die Art gilt als langsam wachsend und leider auch als eher kurzlebig, jedoch entschädigen die tollen Blüten für Vieles. Oft blühen die Pflanzen bereits ab 1,5cm bis 2cm im Durchmesser. Die Bilder zeigen zwei Pflanzen aus unserer Sammlung, wobei die zweite Pflanze (Bilder 3 und 4) die Feldnummer "L472" (Salinas Grandes, Santiago del Estero) trägt.

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 325; G. Charles (2009), S. 224 f.; Gymnocalycium 27/2 (Mai 2014), S. IX ff.; D. Hunt (2006), S. 132 (Abbs. 283.2); KuaS 4/1983, S. 91 f.; KuaS 10/1990, Karteikarte 1990/27; KuaS 12/2015, S. 309 ff.; D. Metzing (2012), S. 101 f.; J. Pilbeam (1995), S.128 f.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 70;