Gymnocalycium bodenbenderianum (A. W. Hill 1933)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium asterium (zum Teil, siehe unter Bemerkungen), sowie var. paucispinum, evtl. Gymnocalycium basiatrum (siehe unter Bemerkungen), Gymnocalycium bodenbenderianum fa. guasayanense, fa. guthianum, var. kozelskyanum, fa. mirandaense, var. paucispinum, ssp. piltziorum, fa. pipanacoense, fa. platygonum, fa. sanjuanense und ssp. vertongenii, Gymnocalycium kozelskyanum, evtl. Gymnocalycium lariojense (unsicher, da nicht abschließend geklärt, welche Pflanzen Hosseus mit diesem nomen nudum bezeichnet hat; siehe Schütziana Vol.5.2 (2014)), Gymnocalycium occultum, Gymnocalycium piltziorum, Gymnocalycium platygonum, Gymnocalycium riojense, sowie ssp./var. guasayanense, var. guthianum, ssp. kozelskyanum, var. mirandaense, ssp. paucispinum, ssp. piltziorum, var. pipanacoense, var. platygonum, ssp. riojense, var. sanjuanense und ssp. vertongenii, Gymnocalycium stellatum (zum Teil, siehe unter Bemerkungen), sowie var. paucispinum und ssp. occultum, Gymnocalycium triacanthum, sowie unter dem Gattungsnamen Echinocactus;
Heimat: Argentinien; Catamarca, La Rioja, westl. Santiago del Estero und nordöstl. San Juan (evtl. bis ins südl. Tucuman); meist auf Ebenen und leicht geneigten Hängen, auf sandigen, steinigen und lehmigen Böden (selten auf Fels), meist im Schutz von Büschen (häufig der Gattung Larrea; selten auch auf den Freiflächen zwischen den Büschen), in 250m-1700m Höhe;
Wuchsform: fast immer einzeln (nur sehr selten sprossend); Körper matt (bräunlich-)graugrün bis (grau-)braun (bis fast schwarz bei "G. occultum"), meist flachkugelig (selten halbkugelig bis zylindrisch), der Scheitel leicht eingesenkt und dornenlos, mit 7-28 (lt. Literatur vereinzelt bis 47) Rippen, diese (fast) gerade, eher flach, meist abgerundet (selten kantig), bis 2,8cm breit und durch mehr oder weniger deutliche Querfurchen in teils eher flache und wenig ausgeprägte, teils recht deutliche Höcker unterteilt, diese unterhalb der Areole mit flachen, rundlichen oder stärker hervortretenden, nasen- bis kinnartigen Erhebungen, der Körper sich unterhalb der Erdoberfläche umgekehrt-konisch verjüngend und in eine verdickte bis deutlich rübige Wurzel übergehend, aus der weitere, teils ebenfalls verdickte Wurzeln entspringen, bis 5cm (selten bis 10cm) hoch und bis 16cm ("var. pipanacoense" bis 20cm) im Durchmesser;
Bedornung: Areolen rund bis oval, anfangs mit weißlichem bis gelblich-braunem oder schmutzig-grauem Filz, bis 5mm lang und bis 4mm breit; mit 3-5 Randdornen (selten 0-2 oder bis zu 7), diese hellbraun mit dunkler Spitze oder dunkelbraun bis schwarz (bei "G. occultum" gelblich bis (hell) bräunlich mit schwarz-brauner Basis), im Alter häufig vergrauend, pfriemlich, meist kräftig (bei "G. occultum" dünner), steif, gerade oder leicht (oft zum Körper hin) gebogen, oft am Körper anliegend (seltener abstehend) und bis 2,5cm (bei "var. pipanacoense" bis 4cm) lang (jedoch meist deutlich kürzer); Mitteldorn(en) fehlend;
Blüte: von weiß über (hell) (lila-)rosa bis pink (teils mit dunkleren Mittelstreifen), meist mit rötlichem bis bräunlichem Schlund, glocken- bis trichterförmig, scheitelnah, bis 8cm lang und bis 6cm im Durchmesser;
Frucht: von blaugrün über grau- und olivgrün bis braungrün, teils bereift, von eiförmig über spindel- und keulenförmig bis zylindrisch, vertikal aufreißend, bis 3,5cm lang und bis 1,8cm im Durchmesser; Samen glänzend (rötlich-)braun, hutförmig, die Oberfläche mit wenigen, winzigen, warzenartigen Erhebungen, bis ca. 1,2mm lang und im Durchmesser;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte, recht attraktive Art besticht vor allem durch den flachkugeligen Wuchs und die graubraune Körperfarbe. Damit ist sie im Halbschatten der Büsche gut getarnt und besonders gegen Ende der Trockenzeit nur schwer zu entdecken. Leider gibt es, wie bei so vielen Gymnocalycien, auch bei dieser Art unterschiedliche Meinungen darüber, wie die Pflanzen korrekt zu benennen sind. Die ersten Verwirrungen entstanden bereits mit der Erstbeschreibung durch A. Berger im Jahr 1929 (als "Echinocactus bodenbenderianus"), der "Cordoba" als Heimat angibt. Als Quelle der Pflanzen nennt er "Fr. Ad. Haage jr." (G. Charles (2009), S. 209), wobei die Pflanzen bereits in dessen Katalog aus dem Jahr 1928 angeboten wurden (Schütziana Vol.5.2 (2014)). Wahrscheinlich erhielt die Firma Haage die Pflanzen von Hosseus, der jedoch als Fundort La Rioja angibt. Bergers Aussage wird daher heute als falsch angesehen (G. Charles (2009), S. 212). Die genaue Herkunft der Pflanzen bleibt jedoch weiter unklar. H. Till + G. Neuhuber kommen (in einem uns nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 1992) zu der Überzeugung, dass sich die Beschreibung auf (in einigen Merkmalen abweichende) Pflanzen aus dem Süden La Riojas (im Bereich der Sierra Abajo und der Sierra Ulapes) beziehe und dass es sich dabei um eine eigenständige Art handle. Die übrigen, hier nach G. Charles (2009) ebenfalls zu Gymnocalycium bodenbenderianum gerechneten Pflanzen gehören demnach zu "Gymnocalycium riojense" (ein Katalogname aus dem Jahr 1926, den H. Till + W. Till 1991 validieren, wobei sie die Art in vier Unterarten und sechs Varietäten unterteilen; siehe dazu J. Pilbeam (1995), S. 130 ff.) - mit Ausnahme von "Gymnocalycium occultum", der zu diesem Zeitpunkt noch als eigene Art gilt und erst später (im Jahr 1996) von H. Till + W. Till als Varietät zu "Gymnocalycium stellatum" gestellt wird (ein Name, von dem bis heute nicht eindeutig geklärt ist, welche Pflanzen damit beschrieben wurden, zumal in der Beschreibung als Herkunft "Cordoba, La Rioja und Catamarca" angegeben wird (G. Charles (2009), S. 219)). Diesen Ansatz übernimmt auch E. F. Anderson (2005). D. Hunt (2006) stellt "G. riojense" hingegen als Synonym zu Gymnocalycium bodenbenderianum, während er "G. occultum" als Synonym von "G. stellatum" ansieht. G. Charles (2009) folgt D. Hunt (2006) bezüglich der Einordnung von "G. riojense", sieht aber "G. occultum" ebenfalls als ein Synonym des (nach seiner Einschätzung) sehr variablen und weit verbreiteten Gymnocalycium bodenbenderianum an (wobei er informell die Namen "kozelskyanum" für die Pflanzen im Süden und Südwesten, "occultum" für die Pflanzen im Nordosten, "paucispinum" für die Pflanzen im Osten und "piltziorum" für die Pflanzen im Nordwesten des Verbreitungsgebiets verwendet). Diese Einordnung übernimmt auch D. Metzing (2012). Demnach ist Gymnocalycium bodenbenderianum der gültige Name für alle der Beschreibung entsprechenden Pflanzen der Untergattung "Trichomosemineum" aus den Provinzen Catamarca und La Rioja, dem westlichen Santiago del Estero und dem nordöstlichen San Juan (und evtl. dem südlichen Tucuman). Die in Cordoba und San Luis vorkommenden Pflanzen der gleichen Untergattung werden hingegen zu Gymnocalycium ochoterenae (auf der Westseite der Sierras de Cordoba und in den nördlichen Ausläufern der Sierra de San Luis) bzw. zu Gymnocalycium quehlianum (auf der Ostseite und in den nördlichen Ausläufern der Sierras de Cordoba) gerechnet. Zu letzterem stellt G. Charles (2009) "G. stellatum" als Synonym, jedoch mit dem Hinweis versehen, dass dieser Name bisweilen (fälschlich) für Pflanzen aus La Rioja verwendet wird, die in Wirklichkeit hier einzuordnen sind (gleiches gilt unserer Erfahrung nach auch für "G. asterium").

Diese Einteilung hat sich in den letzten Jahren zunehmend verfestigt, zumal W. Papsch (in Schütziana Vol.5.2 (2014)) anhand der bekannten Reisedaten von Hosseus aufzeigen konnte, dass die von A. Berger (1929) als Gymnocalycium bodenbenderianum beschriebenen Pflanzen nicht aus der Region um die Sierra Abajo oder Sierra Ulapes stammen können, da Hosseus diese bis 1928 nicht bereist hatte (zumal Hosseus als Begleitflora in höheren Lagen Denmoza rhodacantha und Gymnocalycium hossei nennt, aber keine der beiden Arten in der Sierra Abajo oder der Sierra Ulapes vorkommt; Gymnocalycium 27/3 (Aug. 2014)). Vielmehr folgert W. Papsch aus den bekannten Daten, dass Hosseus die Pflanzen sehr wahrscheinlich in der Umgebung von Chilecito gesammelt hat. Aus der gleichen Gegend stammt aber auch der Neotypus, den H. Till + W. Till 1991 für "G. riojense" bestimmten. Somit ist (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) bewiesen, dass Gymnocalycium bodenbenderianum der gültige Name für die hier vorgestellten Pflanzen ist und dass "G. riojense" lediglich ein Synonym dieser Art ist. Allerdings erwächst daraus nun die Frage, ob es sich bei den Pflanzen aus der Umgebung der Sierra Abajo und der Sierra Ulapes "nur" um eine weitere Form des sehr variablen Gymnocalycium bodenbenderianum oder um eine eigene Art handelt. G. Charles (2009) schreibt dazu nur, dass H. Till + G. Neuhuber (1992) die Pflanzen für eine von Gymnocalycium bodenbenderianum verschiedene Art halten, jedoch ohne diese Aussage zu bewerten oder nomenklatorische Konsequenzen daraus zu ziehen. F. Berger et al. (in Gymnocalycium 27/3 (Aug. 2014)) beschreiben die Pflanzen schließlich neu (unter dem Namen Gymnocalycium basiatrum) als eigenständige Art, die sich von Gymnocalycium bodenbenderianum vor allem durch den flacheren Körper, die meist kürzeren, dunkelbraunen bis schwarzen Dornen mit deutlich helleren Spitzen, die im Verhältnis zur Blütenröhre kürzeren Blütenblätter, die größeren, leicht abweichend gebauten Samen und das abweichende Verbreitungsgebiet unterscheiden soll. Allerdings finden sich auch bei Gymnocalycium bodenbenderianum immer wieder Pflanzen mit sehr flachen Körpern und die Bedornung erinnert stark an jene des "G. occultum", der hier ebenfalls als Synonym geführt wird. Auch die geringere Länge der Blütenblätter im Verhältnis zur Blütenröhre ist kein hinreichender Grund für die Abtrennung einer eigenen Art, da der Durchmesser der Blüten bei vielen Kakteenarten (mit dem Alter der Blüte und in Abhängigkeit von der Wasserversorgung während der Entwicklung der Blüte) variiert und kleinere Abweichungen somit kaum als Unterscheidungsmerkmal dienen können. Daher sind die beiden einzigen, signifikanten Unterschiede die größeren Samen (wobei die Größe nicht angegeben wird; die Autoren schreiben lediglich, dass sie größer seien als die von Gymnocalycium bodenbenderianum, jedoch lässt sich diese Aussage durch den Vergleich der beigefügten Abbildungen (Abb. 10+11) nicht bestätigen) mit leicht abweichend geformtem Hilium (wobei auf den beigefügten Abbildungen (Abb. 10+11) nur geringe Unterschiede zu sehen sind) und das disjunkte Verbreitungsgebiet (von östlich von Ambil in einem leichten Bogen gen Süden bis südöstlich von Corral de Isaac), welches sich südlich an den südlichsten Teil des bisher bekannten Verbreitungsgebiets von Gymnocalycium bodenbenderianum anschließt. Fasst man Gymnocalycium bodenbenderianum als eine derart variable Art auf, wie dies die meisten Autoren (und auch wir hier) tun, dann ist Gymnocalycium basiatrum als eigenständige Art nicht zu halten. Sollten sich die Unterschiede beim Bau der Samen bewahrheiten, dann wäre eine Einstufung als Unterart von Gymnocalycium bodenbenderianum angemessen. Da sich jene Unterschiede anhand der Abbildungen in der Erstbeschreibung aber nicht oder nur sehr eingeschränkt bestätigen lassen, ist Gymnocalycium basiatrum unserer Meinung nach (basierend auf unserem derzeitigen Informationsstand) kaum mehr als eine leicht abweichende Form des sehr variablen Gymnocalycium bodenbenderianum und sollte daher in die Synonymie der hier vorgestellten Art "verbannt" werden.

Die engsten Verwandten von Gymnocalycium bodenbenderianum sind (neben dem neu beschriebenen Gymnocalycium basiatrum) vermutlich Gymnocalycium ochoterenae und Gymnocalycium quehlianum. Ähnlich ist zudem Gymnocalycium kieslingii, der jedoch der Untergattung Gymnocalycium angehört und daher wohl nicht näher mit Gymnocalycium bodenbenderianum verwandt ist. In Kultur fällt die hier vorgestellte Art vor allem durch ihren langsamen Wuchs auf. Für "G. piltziorum" wird empfohlen, ihn vor zu intensiver Sonneneinstrahlung zu schützen und bei kühlem Wetter das Gießen zu reduzieren, da er dann empfindlich auf zu viel Nässe reagiere. Außerdem wird zu einem gut durchlässigen Substrat mit hohem mineralischem Anteil geraten. Die Bilder 1-4 zeigen Pflanzen aus dem südwestlichen Teil des Verbreitungsgebiets ("kozelskyanum"-Form), die Bilder 5-8 entstammen dem nordöstlichen Teil ("occultum"-Form) und die Bilder 9-12 dem nordwestlichen Teil ("piltziorum"-Form).

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 312, S. 325 und S. 327; G. Charles (2009), S. 209 ff.; Gymnocalycium 27/3 (Aug. 2014), S. 1129 ff.; D. Hunt (2006), S. 127 (Abb. 281.4-6 + 282.1); R. Kiesling (2003), S. 179 f.; KuaS 7/1982, S. 144 f.; KuaS 3/1986, S. 50 f.; KuaS 2/2012, Karteikarte 2012/04; D. Metzing (2012), S. 94 ff.; J. Pilbeam (1995), S. 46, S. 90 f., S. 113, S. 121 f., S. 123 f., S. 130 ff. + S. 143; Schütziana Vol.5.2 (2014), S. 3 ff.;