Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii (G. Charles 2005)
Beschreibung:
Synonyme: | Evtl. Gymnocalycium anisitsii var. griseopallidum (siehe unter Bemerkungen), evtl. ssp. multiproliferum (siehe unter Bemerkungen) und var. tucavocense, Gymnocalycium damsii, sowie var. boosii, var. centrispinum, ssp. evae, var. multiproliferum (siehe unter Bemerkungen), var. rotundulum, var. torulosum und var. tucavocense, Gymnocalycium griseopallidum (siehe unter Bemerkungen), Gymnocalycium joossensianum (siehe unter Bemerkungen), sowie unter dem Gattungsnamen Echinocactus; |
Heimat: | Brasilien (südwestl. Mato Grosso do Sul) und südöstl. Bolivien (südöstl. Santa Cruz); in Bolivien in der Serrania de Santiago und der Serrania de San Jose, sowie evtl. in einzelnen, isolierten Populationen südl. der beiden Bergketten (siehe unter Bemerkungen) (evtl. bis nach Paraguay - nach Pilbeam (1995): Bahia Negra und Serrania San Jorge, sowie Salinas (Bolivien) für "G. griseopallidum" - siehe unter Bemerkungen) und südwestl. von Santo Corazon, sowie im südwestl. Mato Grosso do Sul, Brasilien ("var. multiproliferum"; evtl. gehören weitere Populationen aus dieser Region hierher, siehe unter Bemerkungen), in 100m-600m Höhe; |
Wuchsform: | einzeln oder (oft erst im Alter; bei "var. multiproliferum" manchmal bereits in jungen Jahren reich) sprossend; Körper dunkel- bis bräunlich-grün (in Vertiefungen und im Neutrieb heller; bei "G. griseopallidum" kreidig grau-grün bis bräunlich-grau; bei "var. multiproliferum" violett-grün bis rotbraun; alle Formen in der Trockenzeit und bei sehr hellem Stand oft rötlich überlaufen), oft (leicht) glänzend, abgeflacht-kugelig, mit ca. 5-10 Rippen, diese gerade, flach und wenig bis recht deutlich hervorstehend, durch (meist) deutliche Querfurchen in (mehr oder weniger deutlich ausgeprägte) Höcker unterteilt, diese mit (mehr oder weniger deutlichen,) kinnartigen Erhebungen unterhalb der Areole, bis 3cm hoch und bis 5cm (selten bis 8cm) im Durchmesser; |
Bedornung: | Areolen rund bis elliptisch, bis 3mm im Durchmesser; mit 2-8 (Rand-)Dornen (die sich nicht immer gut in Rand- und Mitteldornen unterscheiden lassen), diese weiß(lich) bis hell bräunlich ("var. tucavocense") mit (dunkel-)brauner Spitze, später vergrauend (bei "G. griseopallidum" schwarz bis weißlich-grau), gerade bis leicht gebogen, meist etwas abstehend, nadelig, dünn und biegsam bis kräftiger ("var. tucavocense") und bis 1,5cm lang (bei "var. multiproliferum" oft länger, allerdings sehr variabel und manchmal auch nur 2mm-3mm lang); Mitteldorn meist fehlend oder selten einer, dann meist wie die Randdornen (bei "var. centrispinum" (gelblich-)braun und bis 2cm lang); |
Blüte: | weiß oder bisweilen creme-weiß ("G. griseopallidum"), (zart) rosa ("var. tucavocense") oder pink ("ssp. evae"), (gemäß der Orginalbeschreibung) mit rötlichem Schlund (bei allen uns bekannten Pflanzen fehlend), trichterförmig, schlank, scheitelnah, bis 6,5cm lang und bis 5cm im Durchmesser; |
Frucht: | (wein-)rot, zylindrisch, bis 2,5cm lang und bis 6mm im Durchmesser; Samen hellbraun, rundlich, die Oberfläche dicht mit Warzen besetzt; |
Bemerkungen: |
Die hier vorgestellte Unterart unterscheidet sich von der Typunterart vor allem durch ihren flachen, nur selten zylindrischen Körper, die stärkere Neigung zu sprossen, die eher etwas schlankeren Blüten und das weiter nördlich bis nordöstlich gelegene Vorkommen. Allerdings gibt es über die Berechtigung der hier vorgestellten Unterart unterschiedliche Ansichten (siehe dazu unter Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii). Wir orientieren uns hier an G. Charles (2009), der mit Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii die Populationen im südöstl. Bolivien, sowie jene drei, ursprünglich als "ssp. multiproliferum" beschriebenen Populationen im südwestl. Mato Grosso do Sul (Brasilien) bezeichnet. Hinzu kommen (nach J. Pilbeam (1995)) womöglich weitere Populationen im Norden Paraguays (siehe unter Heimat), die zumindest ein Stück weit die Lücke zwischen den bolivianischen Populationen und der ansonsten geographisch isolierten "ssp. multiproliferum" schließen würden. Allerdings beschreiben L. Bercht und V. Schädlich (in Gymnocalycium 28/3 (Aug. 2015)) Pflanzen aus dem nordwestlichen Paraguay (mit glatter Körperoberfläche, ähnlich Gymnocalycium mihanovichii, jedoch mit weißen, sich vollständig öffnenden Blüten) als Gymnocalycium mendozaense und bezeichnen in einem zweiten Artikel (in Gymnocalycium 28/4 (Nov. 2015)) "Gymnocalycium anisitsii var. griseopallidum" (dessen Standort nahe des Cerro (San) Miguel im südöstlichen Bolivien liegt) als Synonym ihrer neu beschriebenen Art (*). Im gleichen Artikel geben die Autoren zudem ein größeres Gebiet im südöstlichen Bolivien an, in welchem ebenfalls Standorte des neu beschriebenen Gymnocalycium mendozaense zu finden sind. In dieses Gebiet fallen mehrere Standorte, die G. Charles (2009) dem hier vorgestellten Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii zurechnet. Es besteht daher die Möglichkeit, dass einige oder alle jener von G. Charles (2009) aufgeführten Standorte aus diesem Gebiet nun Gymnocalycium mendozaense zugerechnet werden müssen. Leider sind wir diesbezüglich nicht in der Lage, eine genauere Einschätzung abzugeben. Die Frage der Zuordnung jener Standorte muss daher leider offen bleiben. Gleiches gilt auch für die von J. Pilbeam (1995) genannten Standorte im nördlichen Paraguay. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii auch im nördlichen Paraguay vorkommt, aber es ist auch nicht erwiesen. Darüber hinaus ignorieren wir hier die Frage, ob "damsii" überhaupt der richtige Name für jene Pflanzen ist, oder ob G. Charles (2009) mit seiner Vermutung, "Echinocactus damsii" müsse womöglich als Synonym von "Echinocactus anisitsii" betrachtet werden, nicht doch recht hat, was zur Folge hätte, dass die hier mit ssp. damsii bezeichneten Populationen einen neuen Namen benötigen würden (wenn sie nicht, wie bei D. Metzing (2012), als Teil einer variablen Art Gymnocalycium anisitsii angesehen werden) (siehe dazu unter Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii). Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii ist bezüglich des Körpers (flache bis deutlich hervortretende Rippen) und der Bedornung (insb. Anzahl und Länge) sehr variabel, was in der Vergangenheit dazu geführt hat, dass viele dieser Formen einen eigenen Namen erhielten - so z.B. die vier von Backeberg aufgestellten Varietäten ("var. centrispinum", "var. rotundulum", "var. torulosum" und "var. tucavocense"), die keine wirklich greifbaren Unterscheidungsmerkmale aufweisen und lediglich die Variabilität des typischen ssp. damsii widerspiegeln. Auffälliger ist da schon die "ssp. multiproliferum", die nicht nur ein abweichendes Verbreitungsgebiet in den südlichen Ausläufern des Pantanal (am Rande von Sümpfen und kleinen Seen auf lehmhaltigen Böden (eine Population in Quarzgrus) in ca. 100m Höhe) besitzt, sondern vor allem durch das extrem starke Sprossen (auch schon bei jungen Pflanzen) auffällt (V. Schädlich weist (in KuaS 9/2015) allerdings darauf hin, dass nicht alle Pflanzen derart stark sprossen; so gibt es an den Standorten südlich von Porto Murtinho auch normal sprossende und solitär wachsende Pflanzen). G. Charles (2009) berichtet, dass H. Till + H. Amerhauser (in einem uns leider nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 2003) vermuten, die Ursache dafür könnte eine Erkrankung sein. Ist dies nicht der Fall, so könnte man durchaus auf die Idee kommen, die Pflanzen (wie E. F. Anderson (2005)) als eigene Unterart zu betrachten, zumal die bei G. Charles (2009) angegebenen Verbreitungsgebiete auf eine Verbreitungslücke von ca. 280km zwischen den bolivianischen Populationen und den Pflanzen im südwestlichen Mato Grosso do Sul schließen lassen. Allerdings ist die gesamte Region (auf brasilianischer und auf paraguayanischer Seite) sehr unzugänglich und daher nur unzureichend erforscht, weshalb es schwierig ist, dazu eine qualifizierte Aussage zu treffen. Auch die Anerkennung der zwei Unterarten (ssp. anisitsii und ssp. damsii) nach dem Zuschnitt von G. Charles (2009) schafft wiederum neue Probleme, da die Populationen, die aus diesem Gebiet bekannt sind, sich oft nur schwer der einen oder anderen Unterart zuordnen lassen. Mangels besseren Wissens behalten wir hier jedoch dieses System bei (obwohl die "ssp. multiproliferum" der Geographie nach eher der ssp. anisitsii zugeschlagen werden sollte (wie dies V. Schädlich in KuaS 8/2011 praktiziert; besonders wenn sich bestätigen sollte, dass es wirklich eine Verbindung entlang des Rio Paraguay zwischen dem typischen Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii und der "ssp. multiproliferum" gibt) oder aber als eigenständige Unterart weiter Bestand haben sollte). Gleiches gilt für die Zuordnung von "Gymnocalycium joossensianum" als Synonym zu der hier vorgestellten Unterart. Zwar gibt es eine recht detaillierte Orginalbeschreibung (von F. Boedeker im Jahr 1918 als "Echinocactus joossensianum"), aus der jedoch nicht ganz klar wird, ob es sich dabei um Pflanzen aus dem Gymnocalycium anisitsii-Komplex oder gar um Gymnocalycium schickendantzii ssp. delaetii handelt, zumal keine brauchbaren Angaben zur Herkunft der beschriebenen Pflanze(n) gemacht werden (sondern lediglich ein vages "dem Formenkreis nach Paraguay oder nördliches Argentinien" (Gymnocalycium 29/3 (Aug. 2016), S. 1208)). Somit ist, trotz der auffälligen, lila-pink gefärbten Blüte, eine sichere Zuordnung des Namens zu heute bekannten Populationen unmöglich, weshalb der Name besser nicht mehr verwendet werden sollte (**). Die nächsten Verwandten von Gymnocalycium anisitsii sind sehr wahrscheinlich Gymnocalycium marsoneri ssp. matoense und insbesondere Gymnocalycium marsoneri ssp. megatae (dem G. Charles (2009) den in tieferen Lagen der Serrania de Santiago vorkommenden und bisweilen der ssp. damsii recht ähnlichen "Gymnocalycium pseudomalacocarpus" zuordnet, welcher im Gegensatz dazu (lt. G. Charles (2009), S. 246) von H. Till + H. Amerhauser (2003) als zu Gymnocalycium anisitsii (nicht "Gymnocalycium damsii"!) gehörig angesehen wird - was wiederum geographisch ziemlich unlogisch ist), sowie Gymnocalycium eurypleurum und Gymnocalycium stenopleurum (alle vier sind, wie auch Gymnocalycium anisitsii selbst, Teil der Untergattung Muscosemineum). In Kultur ist die Unterart problemlos, solange das Substrat halbwegs durchlässig ist und die Überwinterung frostfrei erfolgt (mit Ausnahme von "Gymnocalycium griseopallidum", der nach J. Pilbeam (1995) aus einem recht trockenen Gebiet stammt und daher empfindlich auf zu reichliche Wassergaben reagiert). Zudem rät G. Charles (2009) dazu, bei den stark sprossenden Pflanzen der "ssp. multiproliferum" zumindest einen Teil der Sprosse zu entfernen, um so attraktivere Pflanzen zu erhalten. Die Bilder zeigen eine Pflanze aus unserer Sammlung, die wir als "Gymnocalycium damsii" erhielten (leider ohne Herkunft). (*) Hierbei ist zu beachten, dass die Pflanzen, die Backeberg bereits 1966 (ungültig) als "Gymnocalycium griseopallidum" beschrieb, nicht mit dem von H. Till + H. Amerhauser im Jahr 2003 beschriebenen "Gymnocalycium anisitsii var. griseopallidum" identisch sind. Während "Gymnocalycium anisitsii var. griseopallidum" in der näheren Umgebung des Cerro (San) Miguel im südöstlichen Bolivien (nahe der Grenze zu Paraguay) vorkommt, stammt Backebergs "Gymnocalycium griseopallidum" aus den Salinas südlich von San Jose (TCE Nr. 14) - und liegt damit in einem Bereich (oder zumindest in dessen unmittelbarer Nähe), der (unstrittig) von dem hier vorgestellten Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii besiedelt wird. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass "Gymnocalycium griseopallidum" ein Synonym der hier vorgestellten Unterart ist (auch wenn D. Hunt (2006) jene Pflanzen als Synonym von Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii führt), während "Gymnocalycium anisitsii var. griseopallidum" Gymnocalycium mendozaense zuzurechnen ist. (**) G. Charles (2009) spekuliert auf Grund der Blütenfarbe darüber, ob die aus Bolivien beschriebene und hier als Synonym behandelte "ssp. evae" nicht eine Neubeschreibung von "G. joossensianum" sein könnte. Ein ausführlicher Artikel zu "G. joossensianum" findet sich zudem in Gymnocalycium 29/3 (Aug. 2016). Leider kann aber auch R. Bölderl das Rätsel nicht lösen. Er zeigt allerdings das in der Erstbeschreibung von "Echinocactus joossensianus" veröffentlichte schwarz-weiß-Foto und weist darauf hin, dass die Blütenfarbe der gezeigten Pflanze sehr wahrscheinlich nicht rosa-karmin oder gar weinrot war (was gegen die Theorie von G. Charles (2009) sprechen würde). Allerdings stimmt das Foto damit nicht mit dem deutschen Text der Erstbeschreibung überein, in dem F. Boedeker "prachtvoll lila-rosa" als Blütenfarbe angibt (Gymnocalycium 29/3 (Aug. 2016), S. 1208)). |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 311 (nur für die Synonyme); G. Charles (2009), S. 231 ff.; Gymnocalycium 29/3 (Aug. 2016), S. 1205 ff.; H. Hecht (1991), S. 274 (Abb. S. 276); D. Hunt (2006), S. 127 (Abb. 284.3); KuaS 3/1986, S. 50 f.; KuaS 10/1991, S. 228 ff.; KuaS 9/2015, S. 243 ff. (insb. S. 243 f.); J. Pilbeam (1995), S. 61 f., S. 77 f. und S. 87; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 65; TCE Nr. 14 (April 2015), S. 26 ff. (insb. S. 29 + S. 31); |