Gymnocalycium mostii ssp. mostii (Britton + Rose 1918)
Beschreibung:
Synonyme: | Evtl. Gymnocalycium immemoratum (siehe unter Bemerkungen), Gymnocalycium kurtzianum (bzw. kurzianum) (siehe unter Bemerkungen) und var. pachyacanthum, Gymnocalycium mostii var. immemoratum (siehe unter Bemerkungen), var. / fa. kurtzianum (siehe unter Bemerkungen) und var. miradorense, evtl. Gymnocalycium tobuschianum (siehe unter Bemerkungen), sowie unter dem Gattungsnamen Echinocactus; |
Heimat: | Argentinien; Cordoba; in einem schmalen Streifen im Bereich der Sierras de Cordoba, ca. von Capilla del Monte im Norden südl. bis westl. von Alta Gracia, sowie bei El Mirador ("var. miradorense"), meist an felsigen Stellen (gerne auch auf Straßenböschungen) zwischen Steinen oder direkt auf Fels, offen oder zwischen Gräsern und unter Büschen in 500m-1250m Höhe; |
Wuchsform: | einzeln; Körper (hell- oder dunkel- bis blau-)grün, (gedrückt-)kugelig, der Scheitel (sehr) leicht eingesenkt, dornenlos (jedoch manchmal von benachbarten Dornen überragt) und mit wenig gelblich-weißem Filz, mit 7-18 Rippen, diese niedrig, gerade bis leicht spiralförmig herablaufend, im unteren Bereich des Körpers zunehmend flacher werdend, durch flache bis tiefe Querfurchen in Segmente unterteilt oder in Höcker aufgelöst, diese mit länglichen, oft kantigen Erhebungen unterhalb der Areolen, bis 13cm hoch und bis 15cm (selten bis 20cm) im Durchmesser; |
Bedornung: | Areolen rundlich bis elliptisch, anfangs dicht mit gelblich-weißem bis hellgrauem Filz bedeckt (später verkahlend), bis 1cm lang und bis 8mm im Durchmesser; mit (3-)7-11 Randdornen (wobei an alten Pflanzen manchmal 2-3 davon etwas weiter mittig stehen), diese anfangs (gelb-)braun, jedoch durch das Ausbilden von Trichomen meist sehr schnell hornfarben bis (weißlich-)grau werdend (dabei oft mit brauner Spitze und teils auch mit brauner, manchmal (besonders bei zur Mitte hin verschobenen Randdornen) verdickter Basis), pfriemlich, rund oder manchmal (insb. zur Basis hin) leicht kantig, kräftig, gerade oder häufig leicht (meist zum Körper hin) gebogen, leicht abstehend und bis 4cm lang; ohne oder meist mit 1-2 Mitteldornen, diese wie die Randdornen, jedoch oft mit deutlich verdickter Basis, abstehend, häufig leicht nach oben gebogen und bis 3cm lang; |
Blüte: | weiß bis zart rosa, meist mit rosa bis pinkfarbenem Schlund (selten fehlend), teils mit leicht dunkleren Mittelstreifen, becher- bis breit trichterförmig, (mehr oder weniger) scheitelnah, bis 8cm lang und bis 9cm im Durchmesser; |
Frucht: | (grau- bis blau-)grün, eiförmig, bis 2cm lang und bis 1,5cm im Durchmesser; Samen matt dunkel rötlich-braun bis fast schwarz, (mehr oder weniger) kugelig, bis 0,9mm im Durchmesser; |
Bemerkungen: |
Neben der hier vorgestellten Typunterart wird in der Literatur mit ssp. valnicekianum eine weitere Unterart anerkannt. Diese unterscheidet sich von Gymnocalycium mostii ssp. mostii durch die Neigung zu sprossen, die (vor allem im Alter deutlich) dichtere Bedornung (mit bis zu 7 Mitteldornen) und das weiter nördlich bis nordöstlich gelegene Verbreitungsgebiet. Allerdings ist diese Einteilung umstritten. So führt E. F. Anderson (2005) "G. valnicekianum" als eigenständige Art (bestehend aus zwei Unterarten), während D. Hunt (2006) die Pflanzen nicht einmal als Unterart von Gymnocalycium mostii anerkennt, sondern sie als Synonym der hier vorgestellten Typform zuschlägt (wodurch Gymnocalycium mostii zu einer sehr variablen und weit verbreiteten Art wird). Mangels besseren Wissens folgen wir hier jedoch G. Charles (2009) und D. Metzing (2012) und behandeln "G. valnicekianum" als eigene Unterart (wobei wir weder ausschließen wollen, dass diese weiterer Unterteilungen bedarf (wodurch bis zu zwei zusätzliche Unterarten von Gymnocalycium mostii entstehen könnten), noch dass D. Hunt (2006) recht hat; mehr dazu bei den Bemerkungen zu Gymnocalycium mostii ssp. valnicekianum). Die taxonomische Geschichte der hier vorgestellten Typunterart ist dagegen angenehm unkompliziert: Die sehr detaillierte Erstbeschreibung erfolgte im Jahr 1906 durch Gürke unter dem Namen "Echinocactus mostii" (mit zartrosa Blüten). Noch im gleichen Jahr beschrieb Gürke zudem "Echinocactus kurtzianus". Dieser ist "E. mostii" sehr ähnlich, unterscheidet sich von diesem jedoch durch die weißen Blüten mit rotem Schlund (vermutlich der Grund für die Beschreibung als neue Art). Später überführten Britton + Rose beide Arten in die Gattung Gymnocalycium. Im Jahr 1936 stellte Backeberg "G. kurtzianum" schließlich als Varietät zu Gymnocalycium mostii. Inzwischen wird der Name nur noch als Synonym der hier vorgestellten Typunterart geführt, da die Blütenfarbe alleine (nach heutiger Auffassung) kein signifikantes Merkmal zur Unterscheidung von Arten darstellt. E. F. Anderson (2005) führt zudem "G. immemoratum" als Synonym von Gymnocalycium mostii ssp. mostii. Dieser Name entstammt der Feder von Castellanos + Lelong. Ihre Beschreibung aus dem Jahr 1939 beruht auf Pflanzen, die Castellanos bereits 1918 bei El Zapato (ein kleiner Ort nahe Capilla del Monte) gesammelt hatte. Der Beschreibung nach erscheint die Zuordnung zu der hier vorgestellten Unterart sinnvoll, jedoch fanden sich bei späteren Besuchen an diesem Standort nur Pflanzen, die Gymnocalycium mostii ssp. valnicekianum zuzurechnen sind. Aus diesem Grund führt die Mehrheit der hier angeführten Autoren (J. Pilbeam (1995), R. + K. Preston-Mafham (1995), G. Charles (2009)) "G. immemoratum" (bzw. "G. mostii var. immemoratum") als Synonym von Gymnocalycium mostii ssp. valnicekianum. Ähnliche Probleme gibt es auch mit "G. tobuschianum". Auch diese, im Jahr 1953 durch Schick beschriebenen Pflanzen stammen aus der Umgebung von Capilla del Monte - und damit aus jener Gegend, in der sich die Verbreitungsgebiete der beiden Unterarten (ssp. mostii und ssp. valnicekianum) berühren oder gar überlappen. Hinzu kommt, dass sich die Beschreibung nicht eindeutig der einen oder anderen Unterart zuordnen lässt, weshalb sich die Autoren auch hier uneins sind, welcher Unterart der Name zugeschlagen werden sollte: Nach E. F. Anderson (2005) ist der Name ein Synonym der hier vorgestellten Typunterart, während G. Charles (2009) ihn als Synonym der ssp. valnicekianum führt. Im Jahr 2002 beschrieben zudem H. Till + H. Amerhauser eine besonders kräftig bedornte Gymnocalycium-Population als "G. mostii ssp. ferocior". Ihr Vorkommen liegt in der Umgebung von Agua de Ramon und damit nur ca. 80km westlich des Gebiets, in dem die beiden Unterarten von Gymnocalycium mostii aneinander grenzen. Tatsächlich war die Population schon lange vor dieser Beschreibung (unter anderen, jedoch nie gültig beschriebenen Namen) bekannt. So weist bereits R. Slaba (in einem uns leider nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 1984) auf die Ähnlichkeit der Samen dieser Population mit den Samen von Gymnocalycium castellanosii hin. G. Charles stellt die Pflanzen (in einem uns leider ebenfalls nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 2005) aus diesem Grund als Unterart zu Gymnocalycium castellanosii. In G. Charles (2009) äußert er jedoch die Vermutung, dass H. Till + H. Amerhauser bei der Auswahl ihres Typus womöglich ein Fehler unterlaufen ist. Womöglich ist das Typusexemplar nämlich keine Pflanze aus der Population bei Agua de Ramon, sondern eine Pflanze vom Cerro Pencales (südwestlich von Capilla del Monte; die Abbildung einer Pflanze mit gleicher Herkunft findet sich bei G. Charles (2009), S. 168, Fig. 361). Diese Pflanzen gehören jedoch eindeutig zu Gymnocalycium mostii (nach G. Charles (2009) hierher - oder aber zur ssp. valnicekianum, wie man bei der Betrachtung der Abbildung Fig. 361 auch vermuten könnte). Sollte G. Charles mit seiner Vermutung recht behalten, dann wären die Namen "G. mostii ssp. ferocior" und Gymnocalycium castellanosii ssp. ferocius als Synonyme der hier vorgestellten Unterart zu betrachten (oder als Synonyme der ssp. valnicekianum), während die Pflanzen bei Agua de Ramon weiterhin keinen gültigen, eigenen Namen besäßen und daher wohl mit Gymnocalycium castellanosii angesprochen werden müssten (siehe G. Charles (2009), S. 140 ff.). (E. F. Anderson (2005) ignoriert übrigens die erwähnten Unterschiede bei den Samen und stellt "G. mostii ssp. ferocior" (mit dem Hinweis, dass die Population womöglich doch anerkannt werden sollte) als Synonym hierher (bei ihm Gymnocalycium mostii) und trifft so zufällig die womöglich richtige Nomenklatur, auch wenn die Pflanzen selbst nicht hierher, sondern zu Gymnocalycium castellanosii gehören.) Der hier vorgestellte Gymnocalycium mostii ssp. mostii gehört der Untergattung Scabrosemineum an. In Kultur ist Gymnocalycium mostii ssp. mostii (unserer Erfahrung nach) problemlos. Allerdings ist eine durchlässige Erdmischung mit einem hohen mineralischen Anteil zu bevorzugen (in der Natur wachsen die Pflanzen bevorzugt an steinigen und felsigen Standorten; wir pflegen unsere Pflanze in rein mineralischem Substrat und haben damit gute Erfahrungen gemacht). Die Bilder 13-16 zeigen jene Pflanze aus unserer Sammlung, die wir (hoffentlich richtig bezeichnet) als Gymnocalycium mostii erworben haben. |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 320 f.; G. Charles (2009), S. 166 ff.; D. Hunt (2006), S. 131 (Abb. 278.2); KuaS 7/2014, Karteikarte 2014/13; D. Metzing (2012), S. 66 ff.; J. Pilbeam (1995), S. 106 f.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 68; |