Gymnocalycium paraguayense (Hosseus 1939)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium denudatum var. andersohnianum, var. delaetianum, var. golzianum, var. heuschkelianum, var. meiklejohnianum, var. paraguayense, var. roseiflorum, var. scheidelianum, var. wagnerianum und var. wieditzianum, Gymnocalycium fleischerianum, sowie var. andersohnianum, var. anoplum, var. heuschkelianum und var. meiklejohnianum, Gymnocalycium megalothelos var. delaetianum, Gymnocalycium paraguayense f. fleischerianum, var. roseiflorum, var. scheidelianum, var. wagnerianum und var. wieditzianum, sowie unter dem Gattungsnamen Echinocactus;
Heimat: Paraguay; südl. Cordillera und nördl. Paraguari; in der Cordillera de los Altos zwischen Piribebuy und Valenzuela, sowie östlich von Paraguari, die Pflanzen besiedeln Flußböschungen und halbschattige Waldlichtungen an sandigen und felsigen ("G. fleischerianum") Stellen im Schutz von Gräsern, Bromelien (Dyckia) und kleinen Sträuchern in ca. 150m-350m Höhe;
Wuchsform: einzeln oder (insb. "G. fleischerianum") im Alter sprossend und Gruppen bildend; Körper glänzend (hell- bis dunkel-)grün, (flach-)kugelig (im Alter bisweilen leicht zylindrisch), mit 5-13 Rippen, diese meist abgerundet, bis 2,5cm breit, ohne Querfurchen ("G. fleischerianum") oder durch (mehr oder weniger tiefe) Querfurchen in Segmente oder niedrige bis (selten) recht deutlich ausgeprägte Höcker unterteilt, mit flachen bis (selten) deutlich ausgeprägten, abgerundeten Erhebungen unterhalb der Areolen, bis 10cm hoch und bis 12cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen rundlich, anfangs dicht mit weißlicher bis bräunlicher Wolle bedeckt, ca. 5mm im Durchmesser; mit 3-9 Randdornen, diese (hell) gelblich bis hell bräunlich mit dunkler Spitze, im Alter hellgrau, biegsam, ausgebreitet, oft am Körper anliegend, meist leicht gebogen (selten gerade) und bis 3,5cm (bei "G. fleischerianum" vereinzelt bis 6cm) lang; ohne oder bisweilen mit einem Mitteldorn (bei "G. fleischerianum"), dieser dann wie die Randdornen;
Blüte: weiß bis zart rosa mit pinkigem bis rötlichem Schlund, trichterförmig, scheitelnah, bis 6cm lang und bis 5cm im Durchmesser;
Frucht: grün, rundlich oder birnen- bis keulenförmig, bei Reife weicher werdend, jedoch nicht aufplatzend, bis 1,5cm groß; Samen matt (dunkel-)braun bis schwarz, oval, bis 1,6mm lang und bis ca. 1,5mm im Durchmesser;
Bemerkungen: Die hier vorgestellte Art ist vegetativ eher unauffällig, begeistert aber durch ihre hübsche Blüte. Ihre taxonomische Geschichte beginnt in den 1890er Jahren, als erstmals Pflanzen dieser Art nach Europa kamen. Zunächst wurden diese als Varietäten von Gymnocalycium denudatum angesehen. K. Schumann erkannte sie schließlich als eigene Art und beschrieb sie 1903 als "Echinocactus paraguayensis". Im Jahr 1939 überführte Hosseus die Pflanzen dann in die Gattung Gymnocalycium. Jenseits davon war inzwischen eine abweichende Form nach Europa gelangt, die sich durch mehr abgerundete Rippen, oft ohne Querfurchen, sowie durch ihre dichtere und längere Bedornung (laut Beschreibung mit ca. 20 Dornen, allerdings scheint uns das etwas hoch gegriffen) unterschied. Backeberg bezeichnete diese Pflanzen 1936 als "G. fleischerianum" in der Annahme, es gäbe bereits eine Erstbeschreibung unter diesem Namen - doch diese gab es nicht, und so benannte er die Pflanzen damit versehentlich (und ungültig). Eine zweite Beschreibung durch Backeberg aus dem Jahr 1959 blieb ebenfalls ungültig, da er es versäumte, ein Typusexemplar zu bestimmen. M. Meregalli et al. untersuchten (in einem uns leider nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 2002) die beiden "Arten" schließlich eingehend und kamen zu dem Schluß, dass es sich dabei lediglich um zwei Formen einer einzigen, variablen Art handelt. Dem widerspricht (u. a.) L. Vala, der die Pflanzen (in einem uns leider ebenfalls nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 2003) (gültig) in den Status einer eigenen Art erhebt. E. F. Anderson (2005), D. Hunt (2006), G. Charles (2009) und D. Metzing (in KuaS 5/2011 und in seinem Buch aus dem Jahr 2012) - und somit auch wir hier - folgen jedoch M. Meregalli et al. (2002) und behandeln die Pflanzen als eine einzige, variable Art, zumal es nach D. Metzing (2012) auch intermediäre Pflanzen geben soll. Gymnocalycium paraguayense ist Teil der Untergattung Macrosemineum. Leider sind die Pflanzen an ihrem heimatlichen Standort stark bedroht. So besitzt die Art ein sehr kleines Verbreitungsgebiet am Rande einer dicht besiedelten Gegend, wo sie in kleinen, oft nur aus wenigen Pflanzen bestehenden und voneinander isolierten Populationen vorkommt. Die Bedrohung entsteht durch die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzung (inkl. Weidewirtschaft), die zunehmende Bebauung, das illegale Absammeln der Pflanzen, touristische Aktivitäten und lokale Klimaveränderungen (so soll das lokale Klima in den letzten Jahren wärmer und feuchter geworden sein, wodurch der Bewuchs durch Büsche und Bäume zunehmend dichter wird, weshalb abseits felsiger Stellen nicht mehr genug Licht bis auf den Boden dringt, um dort das Wachstum von Kakteen zu ermöglichen). Womöglich ist die typische Form der hier vorgestellten Art daher bereits ausgestorben. In Kultur ist die Art unproblematisch, wenn die Pflanzen einen halbschattigen Standort und in der Wachstumszeit regelmäßige Wassergaben erhalten. Das Substrat sollte dabei nahrhaft, jedoch trotzdem durchlässig sein (obwohl die Art nicht besonders nässeempfindlich sein dürfte, da sie in ihrer Heimat nach heftigen Regenfällen oft für längere Zeit im Wasser stehen soll). Auch eine erfolgreiche Pflege am Fensterbrett ist möglich. Die Bilder zeigen eine Pflanze aus unserer Sammlung, die wir unter dem Namen "G. fleischerianum" erhielten und welche die Feldnummer "LB 0021" (Pirareta, Cordillera) trägt.
Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 323; G. Charles (2009), S. 54 ff.; D. Hunt (2006), S. 128 + S. 132  (Abbs. 269.2-3); KuaS 5/2011, Karteikarte 2011/10; D. Metzing (2012), S. 91 f.; J. Pilbeam (1995), S. 68 f. + S. 118 f.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 66;