Gymnocalycium bruchii ssp. bruchii (Hosseus 1926)

 
 
 
 
 
Zum Vergrößern bitte auf das Photo klicken! - Alle Photos Copyright V. + C. Kettinger
 
 

Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium albispinum, evtl. Gymnocalycium andreae var./fa. svecianum (siehe unter Bemerkungen), Gymnocalycium bruchii var. albispinum, evtl. ssp. atroviride (siehe unter Bemerkungen), ssp. cumbrecitense, ssp. elegans, var. glaucum, var. hossei, ssp. implexum, ssp. lacumbrense, ssp. lafaldense, ssp. melojeri, ssp. multicostatum, ssp. renatae, var. rubroalabastrum, ssp. shimadae, var. spinosissimum, ssp. susannae und evtl. fa. svecianum (siehe unter Bemerkungen), Gymnocalycium lafaldense, sowie var./fa. albispinum, fa. deviatum, fa. enorme, fa. evolvens, fa. fraternum, fa. hossei, fa. intermedium und var./fa. spinosissimum, sowie unter dem Gattungsnamen Frailea;
Heimat: Argentinien; Cordoba; in zahlreichen Einzelpopulationen im Grasland der sich westlich von Cordoba erstreckenden Sierras (insb. in der Sierra Chica und im östlichen Bereich der Sierra Grande, sowie südl. bis in die Sierra de Comechingones), ca. von Capilla del Monte im Norden in einem breiten, südsüdwestl. verlaufenden Streifen bis südwestl. des Embalse Cerro Pelado, oft an felsigen Stellen in der Nähe von Steinen, offen oder häufig zwischen Gräsern (teils auch unter Büschen) in ca. 600m-1600m (selten bis 1900m; "ssp. susannae") Höhe;
Wuchsform: meist (oft schon in jungen Jahren) (teils (insb. in Kultur) reich) sprossend und so lockere bis dichte Gruppen aus bis zu 30 Köpfen (mit bis zu 15cm im Durchmesser) bildend (selten einzeln); Körper trüb hell- oder bläulich- bis dunkelgrün, (gedrückt-)kugelig bis (leicht) zylindrisch, der Scheitel leicht eingesenkt und ohne oder manchmal (teils dicht) mit weißer bis gelblicher Wolle bedeckt, mit ca. 7-17 Rippen, diese gerade, (eher) niedrig (bei "G. albispinum" ca. 3mm hoch und 4mm breit), gerundet und durch mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Querfurchen in Höcker unterteilt, diese ohne oder mit kleinen, flachen, rundlichen Erhebungen unterhalb der Areolen, in eine (selten geteilte oder mehrere) verdickte, karottenartige Pfahlwurzel(n) übergehend, bis 4cm hoch und bis 5cm im Durchmesser (oft kleiner bleibend);
Bedornung: Areolen rund bis schmal elliptisch, anfangs dicht mit kurzer, weißer Wolle bedeckt (diese später filzig; im Alter verkahlend), bis 3mm lang; mit (6-)11-17 Randdornen, diese oft (glasig-)weiß (teils mit bräunlicher Basis) oder (seltener) hell bräunlich (junge Dornen bisweilen rötlich-braun) bis (vereinzelt) grau, meist borstenartig und dünn (selten etwas kräftiger), gerade oder häufig (oft zum Körper hin) gebogen, an diesem anliegend oder leicht (selten deutlicher) abstehend, glatt bis etwas rau und bis 5mm (selten bis 1,3cm) lang; Mitteldorn(en) meist fehlend, jedoch bisweilen mit 1-3 (sehr selten bis 5), diese weiß bis bräunlich, oft etwas kräftiger, abstehend und bis 5mm lang;
Blüte: meist weiß bis (zart) (violett-)rosa (teils mit dunkleren Mittelstreifen oder / und dunklerem Schlund), glocken- bis (kurz) trichterförmig, häufig funktional zweihäusig (d. h. männliche und weibliche Organe sind angelegt, jedoch eines von beiden ist nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig), manchmal leicht duftend, scheitelnah, bis ca. 4cm lang und im Durchmesser (bei "fa. enorme" bis 5,5cm);
Frucht: von weißlich- über blau- bis bräunlich-grün, teils leicht bereift, kugelig oder birnen- bis spindelförmig, mit wenigen, weißlichen, spitz zulaufenden Schuppen besetzt, bei Reife vertikal aufreißend, enthält (durchschnittlich) ca. 350 Samen, bis 1,5cm lang und im Durchmesser; Samen matt schwarz, (mehr oder weniger) kugelig und bis 1,5mm lang;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte, recht klein bleibende Art besitzt ein schmales, jedoch sehr langgestrecktes Verbreitungsgebiet und ist entsprechend variabel. Die einzelnen Populationen unterscheiden sich dabei vor allem in der Größe der Körper, der Bedornung und der Blütenfarbe (wobei hell gelblich blühende Pflanzen wahrscheinlich Hybriden mit Gymnocalycium andreae sind; dies gilt womöglich auch für "G. bruchii ssp. atroviride", auch wenn dieser zart rosa blüht). Zudem gibt es häufig Unterschiede zwischen Jung- und adulten Pflanzen. Die Variabilität und die räumliche Trennung der einzelnen Populationen führte dazu, dass bis in die jüngere Vergangenheit hinein zahlreiche neue Namen erschaffen wurden. Jene Beschreibungen basieren jedoch meist auf nur geringfügigen, morphologischen Unterschieden oder / und auf der (meist nicht allzu weiten) räumlichen Trennung der Populationen. Entsprechend fasst E. F. Anderson (2005) Gymnocalycium bruchii als eine sehr variable und nicht in Unterarten zu gliedernde Art auf. Allerdings führt er mit "G. andreae ssp. carolinense" und "G. andreae ssp. matznetteri" noch Pflanzen als Unterarten von Gymnocalycium andreae, die zweifelsfrei in die Verwandtschaft von Gymnocalycium bruchii gehören. Dieser Auffassung folgt auch D. Hunt (2006), jedoch stellt er "G. andreae ssp. carolinense" als Synonym zu Gymnocalycium bruchii, während er "G. andreae ssp. matznetteri" nicht weiter erwähnt. Auch G. Charles (2009) sieht in Gymnocalycium bruchii eine sehr variable und nicht in Unterarten zu gliedernde Art - mit Ausnahme der Populationen aus der Umgebung von (La) Carolina. Diese führt er als eigene Art ("G. carolinense"), während er "G. andreae ssp. matznetteri" als Synonym zu Gymnocalycium andreae stellt. D. Metzing (2012) übernimmt die Einteilung von G. Charles (2009), wobei er kurz auf die Besonderheiten von "G. bruchii var. brigittae" (flachkugelig, nur 7-9 Rippen und eine schwächere Bedornung) und "G. bruchii var. niveum" (Körper kugelig bis kurz zylindrisch und eine dichte, weiße Bedornung mit bis zu 26 Dornen je Areole) eingeht (D. Metzing (2012), S. 108) und "G. andreae ssp. matznetteri" nicht weiter erwähnt. Hingegen arbeitet W. Papsch (in Schütziana Vol. 3.2 (2012) und Schütziana Vol. 4.1 (2013)) zwei Gruppen heraus, die er in zwei bzw. drei Unterarten unterteilt (nämlich eine östliche Gruppe, welche die hier vorgestellte Typunterart und die im nördlichen Bereich des Verbreitungsgebiets (nördlich von Capilla del Monte) beheimatete ssp. pawlovskyi umfasst, sowie eine westliche Gruppe, die er in ssp. brigittae (aus der Umgebung von Los Gigantes), ssp. ludwigii (aus der Umgebung von La Punilla, San Luis) und ssp. carolinense (die Populationen aus der Umgebung von (La) Carolina, San Luis) unterteilt). Zudem beschreiben V. Gapon + G. Neuhuber im russischen Online-Magazin "Cacti Year Round" (in Ausgabe 2/2016) mit Gymnocalycium bruchii ssp. deminii eine neue Unterart aus der Umgebung von Capilla del Monte (vom Cerro Uritorco), die sich hauptsächlich in der Bedornung (mehr abstehend und länger) und der Blüte (hellgelb) von den (nach W. Papsch) angrenzenden Unterarten (ssp. bruchii und ssp. pawlovskyi) unterscheidet. Allerdings ist bisher nicht eindeutig belegt, dass es sich bei den Pflanzen nicht um Hybriden mit der in geringer Entfernung vorkommenden Population von Gymnocalycium andreae ("var. grandiflorum") handelt. Es bleibt daher abzuwarten, ob diese Unterart Bestand haben wird.

Beim hier gegebenen Überblick über die Literatur wurde bereits klar, dass es aus taxonomischer Sicht einiges zu diskutieren gibt. Auf einige der strittigen Punkte wollen wir im folgenden näher eingehen:

Lange waren es vor allem zwei Namen, über deren Zuordnung sich die Autoren stritten, nämlich "Gymnocalycium andreae ssp. matznetteri" und "Gymnocalycium andreae ssp. carolinense". Beide haben mit Gymnocalycium andreae nichts zu tun, sondern gehören in die Verwandtschaft der hier vorgestellten Art. So stellt G. Neuhuber (in einem uns leider nicht vorliegenden Artikel aus dem Jahr 2009) die zunächst als "G. andreae var. leucanthum" bezeichnete "ssp. matznetteri", zusammen mit "G. andreae var./fa. svecianum", als Unterart zu Gymnocalycium bruchii. W. Papsch (in Schütziana Vol.3.2 (2012)) weist jedoch darauf hin, dass die Zuordnung der Namen zu natürlichen Populationen nicht eindeutig geklärt ist, da (dank ungenauer und sich teils gar widersprechender Informationen) von keiner der mit diesen Namen beschriebenen Feldnummern ("ssp. matznetteri" = R 567a bzw. "var./fa. svecianum" = R 108) bekannt ist, wo genau Rausch die Pflanzen aufgesammelt hat. W. Papsch vermutet, dass "ssp. matznetteri" womöglich eine Neubeschreibung jener bruchii-Form ist, die von J. Pilz im Jahr 1987 (anhand von Pflanzen aus der Umgebung von Candelaria) als "G. bruchii var. brigittae" beschrieben wurde, während es sich bei "var./fa. svecianum" um eine Hybride zwischen Gymnocalycium andreae und Gymnocalycium bruchii handeln könnte (für Details dazu siehe Schütziana Vol.3.2 (2012), S. 18 f.). Angesichts der genannten Unsicherheiten rät er jedoch dazu, beide Namen zu verwerfen und nicht weiter zu verwenden. Darüber hinaus spekuliert W. Papsch auch darüber, ob der von H. Till + W. Till im Jahr 1990 beschriebene "Gymnocalycium rauschii" nicht ebenfalls eine Neubeschreibung der "var. brigittae" darstellt, obwohl Rausch als Herkunft Uruguay angibt (siehe Schütziana Vol.3.2 (2012), S. 17). Allerdings ist auch bei diesen Pflanzen nicht endgültig geklärt, ob es sich dabei nicht um eine (in Kultur entstandene) Hybride handelt. DNA-Analysen bestätigen zwar, dass "G. rauschii" nahe mit Gymnocalycium bruchii verwandt ist, jedoch wurden hierbei Gene untersucht, die hauptsächlich in der weiblichen Linie (sprich: von der Mutterpflanze) vererbt werden, wodurch in jenen Studien der Einfluss eines einer anderen Art angehörenden Vaters womöglich nicht aufgefallen wäre. Trotzdem stellt W. Papsch "G. rauschii" im abschließenden Teil seines Artikels (in Schütziana Vol. 4.1 (2013)) als Synonym zu dem von ihm neu in den Status einer Unterart erhobenen Gymnocalycium bruchii ssp. brigittae (statt auch diesen Namen als zu unsicher zu verwerfen) - wobei er (wie schon J. Pilz) Gymnocalycium bruchii ssp. brigittae als eine in höheren Lagen beheimatete Variante von Gymnocalycium bruchii mit relativ niedriger Rippenzahl (7-9) und größeren Abständen der Areolen zueinander bei zugleich geringerer Anzahl an Dornen ansieht und eine enge Verwandtschaft zu "G. carolinense" (die er im zweiten Teil seines Artikels als ssp. carolinense zu Gymnocalycium bruchii stellt) annimmt.

Abweichende Pflanzen finden sich allerdings auch an einzelnen, weiter nordöstlich und ebenfalls in größeren Höhen gelegenen Standorten. Diese liegen (soweit derzeit bekannt) in zwei Gebieten, nämlich an der Piste zwischen Ascochinga und La Cumbre in Höhen zwischen 1380m und 1600m ("ssp. atroviride") und im oberen Bereich des Cerro Uritorco in ca. 1600m Höhe (ssp. deminii). Über den Standort der "ssp. atroviride" schreibt W. Papsch, dass G. Neuhuber von 2 Unterarten berichte, die hier gemeinsam vorkämen (Schütziana Vol. 3.2 (2012), S. 25.). Bei unserem Besuch an zwei Standorten entlang dieser Passstraße im Jahr 2016 fanden wir eine große Vielfalt an Formen vor. Die Bandbreite der eindeutig als Gymnocalycium bruchii identifizierbaren Pflanzen reichte von sehr kleinen, dicht weiß bedornten Pflanzen, die recht gut dem typischen Bild von Gymnocalycium bruchii entsprechen, über Pflanzen mit schon etwas größeren Körpern und kurzer, aber noch immer recht typischer Bedornung, bis hin zu recht kräftig bedornten Pflanzen mit zwei kräftigen, deutlich abstehenden Mitteldornen je Areole, die bis zu 4cm im Durchmesser erreichen können (siehe die Bilder 9-14). Betrachtet man nur die beiden Extremformen, so könnte man tatsächlich glauben, man habe hier zwei verschiedene Unterarten vor sich. Wir sind hingegen der Meinung, dass wir unterschiedlich alte Pflanzen vor uns hatten und dass sich die Pflanzen im Laufe der Jahre von ihrer fein bedornten Jugendform hin zu jener kräftig bedornten Altersform entwickeln. W. Papsch äußert allerdings die Vermutung, es könnte sich bei den als "G. bruchii ssp. atroviride" beschriebenen Pflanzen um Hybriden mit einer in der gleichen Region ebenfalls vorkommenden Form von Gymnocalycium andreae ("var. longispinum" bzw. "ssp. pabloi") handeln (Schütziana Vol. 3.2 (2012), S. 25). Dies können wir für die von uns gefundenen Standorte nicht bestätigen, da wir Gymnocalycium andreae hier nicht antrafen (wobei der in Schütziana Vol. 3.2 (2012) auf S. 24 angegebene Standort ca. 2km-3km und der von V. Gapon und G. Neuhuber (in Gymnocalycium 30/1 (Feb. 2017) angegebene Standort ca. 3km-4km weiter südwestlich liegt). Allerdings fanden wir in ca. 800m Entfernung des östlicheren Standorts einen (ausgesprochen schönen) Standort von Gymnocalycium amerhauseri. An beiden Standorten blühten bereits erste Pflanzen. Somit besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit eines Genaustauschs und der Bildung von Hybriden. Hinzu kommt, dass wir an unserem zweiten, ca. 1,1km weiter westlich gelegenen Standort (neben recht typischen Gymnocalycium bruchii) eine Gruppe fanden, die nur noch entfernt an Gymnocalycium bruchii erinnerte - eine Hybride? Es wäre interessant, einmal in Kultur auszutesten, wie Hybriden der drei genannten Arten aussehen und wie sie sich im Laufe mehrerer Hybrid-Generationen verändern. Allerdings wäre solch eine Testreihe ein größeres Projekt (sowohl bezüglich des Platz- als auch des Zeitbedarfs). Eine detaillierte DNA-Analyse könnte hier schneller Aufschluss geben, dürfte aber wohl zu kostenintensiv sein. Derzeit lässt sich die Frage, ob es sich bei "ssp. atroviride" um eine Hybride handelt, nicht mit Sicherheit beantworten. Die taxonomische Einordnung der so benannten Pflanzen liegt daher im Ermessen des jeweiligen Autors. W. Papsch führt sie jedenfalls (trotz aller Zweifel) als Synonym der hier vorgestellten Unterart (Schütziana Vol. 4.1 (2013), S. 23) - und somit auch wir hier.

Eine ganz ähnliche Problematik ergibt sich übrigens auch für den erst kürzlich von V. Gapon + G. Neuhuber im russischen Online-Magazin "Cacti Year Round" (in Ausgabe 2/2016) beschriebenen Gymnocalycium bruchii ssp. deminii. Leider ist unser Russisch nicht gut genug (*), aber jene Unterart wird (zum Glück) ausführlich von T. Kulhanek (in Schütziana Vol. 7.3 (2016)) vorgestellt. Demnach liegt der Typstandort der neuen Unterart auf der Südflanke des Cerro Uritorco in ca. 1600m Höhe. Auffällig ist vor allem die im Alter recht "strubbelige" Bedornung mit bis zu 4 (meist 1-2) deutlich abstehenden Mitteldornen und die hellgelbe (mit zunehmendem Alter mehr cremefarbene) Blüte. Auf den ersten Blick sieht diese Unterart (im Alter) vollkommen anders aus als alle anderen, in der weiteren Umgebung vorkommenden "Bruchiis". Daher liegt die Vermutung nahe, es könnte sich bei diesen Pflanzen um Hybriden mit der auf dem gleichen Berghang (wenn auch in einiger Entfernung und ca. 120m höher) vorkommenden Form von Gymnocalycium andreae ("var. grandiflorum" / "ssp. pabloi", je nach Autor) handeln. Zu dieser Theorie würde auch gut die hellgelbe Blüte passen (obwohl diese natürlich auch eine Anpassung an lokale Bestäuber sein könnte). Leider ist auch hier das Betrachten und Vergleichen der Pflanzen alleine nicht hinreichend, um eine sichere Aussage dazu treffen zu können. Jedoch berichtet T. Kulhanek (in Schütziana Vol. 7.3 (2016)), dass die Pflanzen in den beiden bis dato bekannten Populationen der ssp. deminii recht einheitlich aussehen und dass die Blütenfarbe bei allen Pflanzen gleich ist. Zwar schließt die geringe Streuung der Merkmale einen genetischen Einfluss von Gymnocalycium andreae nicht vollkommen aus, sie spricht aber dafür, dass ein solcher Einfluss (wenn vorhanden) etliche Generationen zurückliegt. Hinzu kommt, dass die Bedornung durchaus in die bei Gymnocalycium bruchii (im weiteren Sinne, wie von W. Papsch vorgeschlagen) beobachtbare Bandbreite fällt (sie erinnert im Alter stark an die in San Luis vorkommenden Populationen), weshalb eine Einordnung bei Gymnocalycium bruchii nach dem derzeitigen Wissensstand angemessen ist. Ob man die Unterart allerdings als solche beibehalten oder sie als Synonym der hier vorgestellten Typunterart führen sollte, lässt sich hier vom Schreibtisch aus schlecht beurteilen. Führt man aber (wie W. Papsch) "ssp. atroviride" als Synonym, dann wäre es durchaus angemessen, auch ssp. deminii als Synonym hierher zu stellen.

Dabei passen sowohl "ssp. atroviride" als auch ssp. deminii gut in ein Muster, dass sich im gesamten Verbreitungsgebiet von Gymnocalycium bruchii zeigt, nämlich die Tendenz mit zunehmender Höhe eine gröbere und offener wirkende Bedornung auszubilden. Zudem lässt sich beobachten, dass die Pflanzen im nördlichen Bereich des Verbreitungsgebiets (nördlich von Capilla del Monte) eine sehr feine Bedornung aufweisen, und dass die Bedornung gen Süden nach und nach gröber wird und die Anzahl der Mitteldornen zunimmt (Schütziana Vol. 4.1 (2013), S. 4). Jene besonders fein (und teils pektinat) bedornten Formen nördlich von Capilla del Monte akzeptiert W. Papsch übrigens als eigene Unterart (ssp. pawlovskyi). Entsprechend stellt er die zwischen Ongamira und Ischilin Viejo vorkommenden Populationen ("var. niveum") als Synonym zu ssp. pawlovskyi, obwohl er schreibt, dass "var. niveum" die Verbindung zwischen Gymnocalycium bruchii im engeren Sinne und der ssp. pawlovskyi sei (Schütziana Vol. 4.1 (2013), S. 21). Diese Aussage lässt uns allerdings ein wenig daran zweifeln, ob das Abtrennen jener nördlichen Formen (trotz ihrer mehr zylindrischen Körper) gerechtfertigt ist, da die Bedornung (unserer Meinung nach) kaum außerhalb der im Verbreitungsgebiet von Gymnocalycium bruchii ssp. bruchii (im Sinne von W. Papsch) beobachtbaren Variabilität liegt.

Umstritten ist auch die Einordnung der im südlichen Bereich des Verbreitungsgebiets vorkommenden Populationen. Diese lassen sich grob in zwei Gruppen unterscheiden, nämlich in jene aus der Umgebung von La Punilla (am südlichen Ende der Sierra de Comechingones und westlich davon in der Sierra de Portezuelo) und in die Populationen aus der Umgebung (bis ca. 12km östlich von) (La) Carolina (beide Orte liegen bereits in San Luis). Zwischen diesen beiden Gruppen besteht (nach derzeitigem Wissensstand) eine Verbreitungslücke von ca. 50km (wenn man auch jene Pflanzen, die auf der Ostseite der Sierra del Morro südlich von La Esquina wachsen, zur La-Punilla-Gruppe rechnet). Beide Gruppen sind damit deutlich vom Hauptverbreitungsgebiet der Art (dessen südlichste Populationen in den Bergen südwestlich des Embalse Cerro Pelado, etwa auf der Höhe von Merlo, liegen) getrennt. Zwischen der La-Punilla-Gruppe und den Populationen südwestlich des Embalse Cerro Pelado besteht (derzeit) eine Verbreitungslücke von ca. 80km (die Distanz zwischen der Carolina-Gruppe und den Populationen südwestlich des Embalse Cerro Pelado ist sogar noch größer). Die erste Beschreibung der Pflanzen der Carolina-Gruppe stammt von G. Neuhuber aus dem Jahr 1994. Er beschrieb die Pflanzen zunächst als Unterart von Gymnocalycium andreae, erhob diese jedoch später (im Jahr 2005) in den Rang einer eigenständigen Art ("G. carolinense"). Während der Körper, die Bedornung und der Bau der Samen jener Pflanzen durchaus an Gymnocalycium andreae erinnern (wobei dessen südlichstes Vorkommen westlich von Alta Gracia liegt und somit in noch größerer Distanz als das südlichste von Gymnocalycium bruchii ssp. bruchii), lässt vor allem der Bau der Blüten, die frühe Blütezeit und Parallelen bei der Entwicklung von Sämlingspflanzen vermuten, dass "G. carolinense" nahe mit Gymnocalycium bruchii verwandt ist. Trotzdem führen G. Charles (2009) und D. Metzing (2012) die Pflanzen als eigene Art. W. Papsch (in Schütziana Vol. 4.1 (2013)) stellt die Pflanzen hingegen als Unterart zu Gymnocalycium bruchii, obwohl er zugibt, dass erste DNA-Analysen keine engere Verwandtschaft zwischen den "Carolinenses" und Gymnocalycium bruchii zeigen. Den gleichen Rang (als Unterart von Gymnocalycium bruchii) gesteht er übrigens auch den Pflanzen der La-Punilla-Gruppe zu. Auch diese Pflanzen wurden von G. Neuhuber erstmals beschrieben - eine der Populationen als Unterart ("ssp. ludwigii") und eine weitere als Varietät ("var. eltrebolense") von "G. carolinense". Obwohl G. Charles (2009) "G. carolinense" als eigene Art anerkennt, führt er die Pflanzen der La-Punilla-Gruppe als Teil von Gymnocalycium bruchii (wobei er auf die schwächer bedornten und daher an "G. carolinense" erinnernden Pflanzen auf der Ostseite der Sierra del Morro (südlich von La Esquina) nicht eingeht). W. Papsch sieht die Pflanzen der La-Punilla-Gruppe jedoch als hinreichend verschieden von Gymnocalycium bruchii im engeren Sinne und trennt sie daher als eigene Unterart (ssp. ludwigii) ab - wobei er die Pflanzen südlich von La Esquina als intermediär (zwischen ssp. carolinense und ssp. ludwigii) bezeichnet. Ob das Abtrennen der ssp. ludwigii gerechtfertigt ist, lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen, da das Gebiet zwischen La Punilla und dem Embalse Cerro Pelado bisher nur unzureichend erforscht ist. Somit ist nicht bekannt, ob es dort weitere Populationen gibt, die jene Verbreitungslücke schließen (**). Nach dem derzeitigen Stand des Wissens ist dieser Schritt jedoch gut nachzuvollziehen. Ob auch die Einstufung der Carolina-Gruppe als Unterart von Gymnocalycium bruchii gerechtfertigt ist, liegt (nach dem derzeitigen Stand des Wissens) im Auge des Betrachters (bzw. des jeweiligen Autors). Hierbei kommt es darauf an, welchen Merkmalen man mehr Gewicht einräumt. Sollte man sich aber dafür entscheiden, die Pflanzen als eigene Art zu betrachten, so muss man auch eine Entscheidung darüber treffen, ob man die Pflanzen der La-Punilla-Gruppe als Unterart von Gymnocalycium bruchii oder von "G. carolinense" führt. In diesem Sinne wählt W. Papsch den einfacheren Weg. Von den Ergebnissen zukünftiger DNA-Analysen und der weiteren Erforschung der Gegend zwischen La Punilla und dem Embalse Cerro Pelado wird abhängen, ob die von W. Papsch geschaffene Einteilung auch in Zukunft Bestand hat.

Somit stellt sich für uns nun die Frage: Welche Einteilung übernehmen wir hier für unsere Homepage: G. Charles (2009) oder W. Papsch (in Schütziana Vol. 4.1 (2013))? Trotz einiger Zweifel haben wir uns letztlich für W. Papsch (2013) entschieden, da wir die von ihm herausgearbeiteten Entwicklungslinien für gut nachvollziehbar halten. Uns ist allerdings auch klar, dass zukünftige Untersuchungen ein anderes Bild ergeben können. Besonders interessant wäre (unserer Meinung nach) eine DNA-Analyse der gesamten Verwandtschaftsgruppe. Wir werden die Entwicklungen jedenfalls mit viel Aufmerksamkeit weiter verfolgen.

In Kultur ist Gymnocalycium bruchii problemlos. Die Art gilt als leicht zu pflegen und ist sogar für die Pflege am Fensterbrett geeignet. Das Substrat darf dabei durchaus humos sein (die Pflanzen wachsen auch in der Natur in stark humushaltiger Erde), sollte aber trotzdem durchlässig sein. Besonders in den Sommermonaten ist darauf zu achten, dass die Pflanzen nicht zu großer Hitze ausgesetzt sind und dass sie regelmäßige Wassergaben erhalten (jedoch keine Staunässe). Nach einer hellen Überwinterung blüht die Art besonders früh im Jahr, oft schon im März (vereinzelt sogar schon im Februar). Die Bilder 1-8 zeigen Pflanzen aus der Umgebung des Typstandorts und die Bilder 9-16 Pflanzen von der Passstraße zwischen Ascochinga und La Cumbre, die wir für "ssp. atroviride" halten (vgl. dazu Fig. 35-37 in Schütziana Vol. 7.3 (2016), S. 38).

(*) Nachtrag: Inzwischen ist in Gymnocalycium 30/1 (Feb. 2017) auf S. 1219 ff. eine deutsche Übersetzung des Artikels veröffentlicht worden.

(**) Allerdings fanden M. Meregalli und A. Funetta im Jahr 2009 nur wenige Kilometer südlich der (bisher) südlichsten Populationen von Gymnocalycium bruchii (jene Populationen südwestlich des Embalse Cerro Pelado) Pflanzen, die sich vor allem durch die Größe der Körper (bis 8cm) und die lockerere Bedornung unterscheiden, während der Bau der Blüten dem der hier vorgestellten Art durchaus ähnlich ist. L. Bercht beschrieb jene Pflanzen drei Jahre später (in Schütziana Vol. 3.1 (2012)) als Gymnocalycium meregallii (und V. Gapon + G. Neuhuber kurz darauf als "G. carolinense ssp. fedjukinii"). Womöglich ist dies die Fortsetzung der nördlichen "Bruchiis" nach Süden hin!?

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 312; G. Charles (2009), S. 71 ff.; Gymnocalycium 30/1 (Feb. 2017), S. 1219 ff.; E. Haustein (1998), S. 180 f.; H. Hecht (1991), S. 275 f.; D. Hunt (2006), S. 127 (Abb. 271.2; nicht Abb. 270.4, diese zeigt Gymnocalycium bruchii ssp. carolinense - und nicht Abb. 271.2, diese zeigt Gymnocalycium bruchii ssp. pawlovskyi); KuaS 6/2011, Karteikarte 2011/11; KuaS 12/2012, S. 316 ff.; D. Metzing (2012), S. 108 ff.; J. Pilbeam (1995), S. 35 + S. 49 ff.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 63; Schütziana Vol. 3.2 (2012), S. 3 ff.; Schütziana Vol. 4.1 (2013), S. 3 ff.; Schütziana Vol. 7.3 (2016), S. 27 ff.;