Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii (Britton + Rose 1922)
Beschreibung:
Synonyme: | Echinocactus anisitsii, evtl. Gymnocalycium damsii ssp./var. multiproliferum (siehe unter Bemerkungen); |
Heimat: | Zentr. Paraguay; im Tal des Rio Paraguay in der Umgebung von Concepcion; evtl. auch dem Tal des Rio Paraguay gen Nordwesten und Norden folgend bis Porto Murtinho, sowie nordwestl. von Caracol (beide im südwestl. Mato Grosso do Sul, Brasilien); auf lehmhaltigen Sandböden in 80m-150m Höhe; |
Wuchsform: | einzeln (Pflanzen aus nördlicheren Populationen häufig sprossend), Körper (hell-)grün (teils rötlich überhaucht), (breit-)kugelig bis (im Alter) zylindrisch, mit 8-11 Rippen, diese leicht hervorstehend und bis 2cm hoch, durch deutliche Querfurchen in Höcker unterteilt, diese mit (mehr oder weniger deutlich ausgeprägten,) schlanken, länglichen Erhebungen unterhalb der Areole, bis 8cm (selten bis 10cm und mehr) hoch und bis 10cm im Durchmesser; |
Bedornung: | Areolen elliptisch, anfangs mit weißlicher Wolle, bis 5mm lang; mit 5-7(-9) Dornen (die sich nicht immer gut in Rand- und Mitteldornen unterscheiden lassen), diese weißlich bis gelblich, oft mit dunklerer Spitze, gerade oder häufig gebogen, etwas bis deutlich abstehend, schlank, zur Basis hin leicht verdickt, unterschiedlich lang (wenn kein Mitteldorn vorhanden, dann ist der / sind die oberste(n) meist der / die längste(n)), bis 2,5cm (selten bis 6cm) lang; |
Blüte: | weiß (evtl. selten zart rosa), glocken- bis trichterförmig, bis 4cm lang und im Durchmesser; |
Frucht: | rot, spindelförmig bis schlank zylindrisch, bis 2,5cm lang und bis 1cm im Durchmesser; Samen hellbraun, fast kugelförmig und bis 1mm im Durchmesser; |
Bemerkungen: |
Über die Berechtigung der hier vorgestellten Unterart gibt es unterschiedliche Ansichten - und das bereits seit über 100 Jahren! Auslöser der Diskussionen war die Beschreibung des "Echinocactus damsii" (hier als Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii geführt) durch Schumann im Jahre 1903. Diese Art war dem nur drei Jahre zuvor vom gleichen Autor beschriebenen "Echinocactus anisitsii" sehr ähnlich, was schon früh zu Zweifeln führte, ob es sich bei "Echinocactus damsii" wirklich um eine neue Art handelt. Leider lassen sich die genauen Herkünfte der für die beiden Beschreibungen verwendeten Pflanzen nicht mehr eindeutig nachvollziehen (Schumann gibt für "Echinocactus anisitsii" "am Rio Tagatiya-mi" an, für "Echinocactus damsii" "nördl. Paraguay"), zumal Schumann sie nicht selbst gesammelt, sondern von Herrn Prof. Dr. Anisits zugeschickt bekommen hat. Diese Situation öffnet leider Tür und Tor für zahlreiche unterschiedliche Meinungen: Während H. Till + H. Amerhauser (in zwei uns nicht vorliegenden Artikeln aus den Jahren 2003 und 2004) die beiden als eigene Arten behandeln (mit der Begründung, "Gymnocalycium damsii" habe längere, trichterförmige Blüten, während Gymnocalycium anisitsii kurze, glockenförmige Blüten habe), unterteilt E. F. Anderson (2005) die Art mit Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii und "Gymnocalycium anisitsii ssp. multiproliferum" in zwei Unterarten, wobei er "Echinocactus damsii" als Synonym der Typunterart betrachtet. D. Hunt (2006) und G. Charles (2009) unterteilen die Art ebenfalls in zwei Unterarten, nämlich in Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii (für die Pflanzen aus der Umgebung von Concepcion und nordwestl. bis nördl. davon) und Gymnocalycium anisitsii ssp. damsii (für die sich derzeit unter diesem Namen in Umlauf befindlichen Pflanzen, die ihr Verbreitungsgebiet im südöstl. Bolivien haben), wobei sie die aus der Umgebung von Porto Murtinho stammende "ssp. multiproliferum" als Synonym zu ssp. damsii stellen (diesem Ansatz folgen wir hier). Jedoch äußert G. Charles (2009) bereits die Vermutung, dass die für die Beschreibung von "Echinocactus damsii" verwendeten Pflanzen womöglich aus der gleichen Sendung von Prof. Anisits stammen, wie die zuvor als "Echinocactus anisitsii" beschriebenen Pflanzen, und dass diese womöglich ebenfalls in der Gegend um Concepcion gesammelt wurden. Somit müsste "Gymnocalycium damsii" als Synonym von Gymnocalycium anisitsii angesehen werden (diesem Ansatz folgt V. Schädlich in KuaS 9/2015), was jedoch die Frage offen ließe, wie die bolivianischen Herkünfte dieser Pflanzengruppe zu benennen sind (G. Charles (2009), S. 233). Zudem besteht noch immer die Möglichkeit, beide Pflanzengruppen als eine einzige, variable Art zu betrachten, zumal sich die Pflanzen im südwestl. Mato Grosso do Sul nur schwer der einen oder anderen Unterart zuordnen lassen. Diesen Weg geht D. Metzing (2012) und führt "Gymnocalycium damsii" als Synonym von Gymnocalycium anisitsii. Ob allerdings eine direkte Verbindung der bolivianischen Populationen über das südwestl. Mato Grosso do Sul bis hinunter nach Concepcion besteht, ist derzeit offen. Die bei G. Charles (2009) angegebenen Verbreitungsgebiete lassen jedenfalls auf eine Verbreitungslücke von ca. 280km zwischen den bolivianischen Populationen und den Pflanzen im südwestl. Mato Grosso do Sul schließen. Von daher halten wir es für gerechtfertigt, die bolivianischen Pflanzen als eine eigene Unterart (ssp. damsii) zu betrachten - wobei wir uns keine weiteren Gedanken über den richtigen Namen jener Pflanzen machen und uns zudem über die Zuordnung von "Gymnocalycium anisitsii ssp. multiproliferum" zur ssp. damsii wundern (der Geographie nach hätte sie ssp. anisitsii zugeschlagen werden (wie dies V. Schädlich in KuaS 8/2011 praktiziert; besonders wenn sich bestätigen sollte, dass es wirklich eine Verbindung entlang des Rio Paraguay zwischen dem typischen Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii und der "ssp. multiproliferum" gibt) oder als eigenständige Unterart weiter Bestand haben müssen). Die nächsten Verwandten von Gymnocalycium anisitsii sind sehr wahrscheinlich Gymnocalycium marsoneri ssp. matoense und insb. Gymnocalycium marsoneri ssp. megatae (dem G. Charles (2009) den in tieferen Lagen der Serrania de Santiago (im südöstl. Bolivien) vorkommenden und bisweilen der ssp. damsii recht ähnlichen "Gymnocalycium pseudomalacocarpus" zuordnet, welcher im Gegensatz dazu (lt. G. Charles (2009), S. 246) von H. Till + H. Amerhauser (2003) als zu Gymnocalycium anisitsii (nicht "Gymnocalycium damsii"!) gehörig angesehen wird - was wiederum geographisch ziemlich unlogisch ist), sowie Gymnocalycium eurypleurum, Gymnocalycium mendozaense und Gymnocalycium stenopleurum (alle fünf sind, wie Gymnocalycium anisitsii selbst, Teil der Untergattung Muscosemineum). Gymnocalycium anisitsii ssp. anisitsii gilt am heimatlichen Standort als potentiell gefährdet ("vulnerable"), da durch die zunehmenden menschlichen Aktivitäten (insb. in der Umgebung von Concepcion) immer mehr Standorte dieser Unterart in Ackerland oder Bauland umgewandelt werden. In Kultur ist die Unterart problemlos, solange das Substrat halbwegs durchlässig ist und die Überwinterung frostfrei erfolgt. Die Bilder zeigen eine Pflanze aus unserer Sammlung, die wir als "Gymnocalycium anisitsii" erhielten (leider ohne Herkunft). |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 311; G. Charles (2009), S. 227 ff.; D. Hunt (2006), S. 127 (Abb. 284.1+2); KuaS 8/2011, Karteikarte 2011/15; KuaS 9/2015, S. 243 f.; D. Metzing (2012), S. 32; J. Pilbeam (1995), S. 40 ff.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 62; |