Gymnocalycium pflanzii ssp. zegarrae (G. Charles 2005)

 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Gymnocalycium bolivianum, Gymnocalycium comarapense, Gymnocalycium millaresii, Gymnocalycium mistiense, Gymnocalycium pflanzii var. albipulpa, var. millaresii, var. riograndense und var. zegarrae, Gymnocalycium riograndense, Gymnocalycium saglionis var. bolivianum, Gymnocalycium sucrense, Gymnocalycium tominense, Gymnocalycium vallegrandensis, Gymnocalycium zegarrae (ssp. zegarrae), sowie ssp. millaresii und var. riograndense;
Heimat: Bolivien; Nördl. Chuquisaca, südl. Cochabamba, nordöstl. Potosi und westl. Santa Cruz; ca. von Mizque im Nordwesten und Millares im Südwesten bis Pampa Grande im Nordosten, Piraymiri im Osten und Padilla im Südosten, meist auf sandig-lehmigen und steinigen Ebenen und Hängen, selten direkt auf Fels, offen oder häufig im Schutz von Büschen und Bäumen in 1000m-2600m Höhe;
Wuchsform: einzeln; Körper matt graugrün (matt oder häufig glänzend hell- bis dunkelgrün bei "G. riograndense"), (flach- bis gedrückt-)kugelig, der Scheitel leicht filzig und dornenlos (jedoch oft von benachbarten Dornen überragt), mit 13-22 Rippen, diese (fast) gerade bis (insb. bei älteren Pflanzen) leicht spiralig herablaufend, mit welligen bis zick-zack-igen Rändern, durch (recht) tiefe, gerade oder leicht wellige Querfurchen in flache bis recht deutlich ausgeprägte, 4- bis 6-seitige Höcker unterteilt, ohne oder mit einer kleinen, abgerundeten Erhebung unterhalb der Areolen, bis 25cm hoch und bis 30cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen oval, dicht mit weiß(lich)em oder hellgrauem bis fast schwarzem Filz bedeckt, bis 1cm lang; mit 7-11 Randdornen, diese im Neutrieb gelblich- bis dunkelbraun, jedoch schon bald weißlich bis (hell) gelblich (oft mit rötlicher oder bräunlicher bis schwarzer Spitze) werdend, mit zunehmendem Alter meist weiter vergrauend, pfriemlich, dünn bis (recht) kräftig, starr, etwas abstehend, leicht zum Körper hin gebogen, strahlend oder bisweilen leicht kammförmig angeordnet, bis 5cm lang; sowie mit 1-3 Mitteldornen, diese(r) abstehend, gerade oder häufig nach oben gebogen und bis 5cm lang, ansonsten wie die Randdornen;
Blüte: weiß oder (insb. bei "G. millaresii" und "G. riograndense" während bzw. kurz nach dem ersten Öffnen) leicht orange bis (zart) lachsrosa mit pinkfarbenem Schlund, breit glocken- oder becher- bis kurz trichterförmig, scheitelnah oder häufig in einem Kranz um den Scheitel herum erscheinend, bis 5cm lang und bis ca. 4cm im Durchmesser;
Frucht: von (blau-)grün über gelblich und orange bis rot, kugelig bis eiförmig, locker mit grau-grünen Schuppen (mit weißen Rändern) besetzt, vertikal aufreißend, mit weißem Fruchtfleisch (bei "G. millaresii" bisweilen rötlich), bis 2cm im Durchmesser; Samen glänzend (hell- bis rötlich-)braun, rund(lich), die Oberfläche in flache Waben unterteilt, bis 0,6mm lang und bis 0,5mm im Durchmesser;
Bemerkungen:

Der hier vorgestellte Gymnocalycium pflanzii ssp. zegarrae besitzt das nördlichste Verbreitungsgebiet aller Gymnocalycien. Die Unterart ist im südlich-zentralen Bolivien weit verbreitet und ziemlich häufig. Von der Typunterart unterscheidet sie sich vor allem durch die vertikal (statt horizontal) aufreißende Frucht mit weißem (statt rotem) Fruchtfleisch und das weiter nordwestlich gelegene Verbreitungsgebiet. Unter den Autoren herrscht jedoch bis heute Uneinigkeit darüber, wieviel Gewicht diesen Unterscheidungsmerkmalen beizumessen ist, und damit, auf welchem botanischen Rang die Pflanzen einzuordnen sind. Die taxonomische Geschichte dieser Pflanzen beginnt 1958 mit ihrer (provisorischen?) Benennung als "G. saglionis var. bolivianum" durch Prof. M. Cardenas (allerdings ohne gültige Beschreibung). Noch im gleichen Jahr beschrieb Cardenas sie dann gültig als "G. zegarrae" (in KuaS 2/1958, S. 21). Im gleichen Artikel (auf S. 24 f.) beschrieb er zudem "G. riograndense". Acht Jahre später folgte dann die Beschreibung von "G. millaresii" (ebenfalls durch Cardenas). J. Donald erkannte schließlich, dass diese Pflanzen stark dem bereits 1923 von Vaupel als "Echinocactus pflanzii" beschriebenen und 1935 von Werdermann in die Gattung Gymnocalycium überführten Gymnocalycium pflanzii ähneln. Daher kombinierte er 1971 alle drei Arten zu Varietäten von Gymnocalycium pflanzii um. Seitdem ist die Diskussion über die Einstufung dieser Pflanzen voll entbrannt. Während manche Autoren (z. B. H. Antesberger in KuaS 3/1986, H. Till + W. Till in KuaS 12/1988, S. 273 ff. und E. Haustein (1998)) die Pflanzen der hier vorgestellten Unterart weiterhin als eigenständige Arten behandeln, stellt J. Pilbeam (1995, S. 119 ff.) alle drei "Arten" als Synonyme zu Gymnocalycium pflanzii und lehnt zugleich jede infraspezifische Unterteilung dieser Art ab. Für ihn gibt es nur die eine, recht variable Art Gymnocalycium pflanzii (ohne Unterarten oder Varietäten). E. F. Anderson (2005) behandelt die hier vorgestellte Pflanzengruppe hingegen als eigene Art ("G. zegarrae"), die er wiederum in zwei Unterarten unterteilt: "G. zegarrae ssp. zegarrae" (inkl. "G. riograndense") und "G. zegarrae ssp. millaresii", wobei sich letztere durch die stärker miteinander verflochtenen Dornen, die kleineren Früchte (wobei die Früchte von "G. zegarrae" laut Erstbeschreibung ebenfalls nur 1cm im Durchmesser haben sollen und nur "G. riograndense" bis zu 2cm große Früchte hat) und das mit 2600m besonders hoch gelegene Vorkommen unterscheiden soll. Im gleichen Jahr stellt G. Charles (in einem uns leider nicht vorliegenden Artikel im CSI) sein Konzept der Art vor, indem er neben dem von H. Till + W. Till 1988 (in KuaS 12/1988, S. 273 ff.) beschriebenen Gymnocalycium pflanzii ssp. argentinense auch "G. zegarrae" (inkl. "G. millaresii" und "G. riograndense") als Unterart zu Gymnocalycium pflanzii stellt. Dieses Konzept übernimmt nicht nur D. Hunt (2006), G. Charles bleibt ihm auch in seinem Werk von 2009 treu. D. Metzing (in KuaS 3/2010 und in seinem Buch aus dem Jahr 2012) erwähnt die Einteilung von G. Charles, jedoch mit dem Hinweis, dass diese noch immer diskutiert wird. Zudem weist D. Metzing (in KuaS 1/2014) darauf hin, dass auch das Fruchtfleisch der Früchte von "G. millaresii" bisweilen rötlich ist (siehe die Abbildung bei D. Metzing (2012) auf S. 26 (oben)). Trotzdem folgen wir hier, mangels besseren Wissens, weiterhin G. Charles (2009). Gymnocalycium pflanzii ssp. zegarrae ist Teil der Untergattung Pirisemineum.

Neben den beiden anderen Unterarten ist vor allem Gymnocalycium saglionis vom Aussehen her ähnlich. Allerdings wird dieser deutlich größer als Gymnocalycium pflanzii ssp. zegarrae und unterscheidet sich zudem (u. a.) durch die bei manchen Pflanzen wesentlich dichtere Bedornung (mit bis zu 16 Rand- und bis zu 5 Mitteldornen), den abweichenden Blütenbau (mit fehlender oder nur sehr kurzer Blütenröhre), den weißen (statt pinkfarbenen) Schlund, die größeren Früchte mit farblosem bis leicht grünlichem (statt weißem oder selten rötlichem) Fruchtfleisch und das weiter südlich (in Argentinien) gelegene Verbreitungsgebiet. Darüber hinaus weichen die Samen in Bau, Größe und Oberflächenstruktur deutlich von denen des Gymnocalycium pflanzii ab (Gymnocalycium saglionis ist das einzige Mitglied der Untergattung Microsemineum; zu den Unterschieden zwischen Gymnocalycium pflanzii und Gymnocalycium saglionis siehe auch die Bemerkungen bei Gymnocalycium saglionis).

In Kultur ist Gymnocalycium pflanzii ssp. zegarrae problemlos, jedoch bevorzugen die Pflanzen einen vollsonnigen, luftigen und nicht zu heißen Standort (nach entsprechender Eingewöhnung den Sommer über gerne im Freien). Das Substrat sollte gut durchlässig sein, da Staunässe nur schlecht vertragen wird. Mineralische Substrate mit einem geringen Humus- oder / und Lehmzusatz haben sich bewährt. Wer (trotz des intensiv pinkfarbenen Schlunds) den vielen weiß(lich)en Blüten der Gattung Gymnocalycium überdrüssig ist, dem sei geraten, nach den Synonymen "G. millaresii" und "G. riograndense" Ausschau zu halten, da bei diesen die Blüten oft leicht orange bis (zart) lachsrosa sind (auch wenn die Farbintensität mit zunehmender Blühdauer nachlässt). Die Bilder zeigen eine Pflanze aus unserer Sammlung, die wir als "G. zegarrae" erhielten.

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 330; G. Charles (2009), S. 187 ff.; KuaS 2/1958, S. 21 und S. 24 f.; E. Haustein (1998), S. 184 f.; D. Hunt (2006), S. 132 (Abb. 279.2); KuaS 3/1986, S. 50 f.; KuaS 3/2010, Karteikarte 2010/06; KuaS 10/2013, Karteikarte 2013/20; KuaS 1/2014, Karteikarte 2014/01; D. Metzing (2012), S. 24 ff.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 69 + S. 70;