Agave polianthiflora (H. S. Gentry 1972)
Beschreibung:
Synonyme: | keine; |
Heimat: | Nördl. Mexiko; südwestl. und zentr. Chihuahua, sowie südöstl. Sonora, nach T. Boeuf et al. (2017) auch in Sinaloa; in kleinen, weit verstreuten Populationen im südlichen Grenzgebiet der Bundesstaaten Chihuahua und Sonora (südl. des Rio Bavispe, u. a. in der Umgebung von Yecora und bei Yepachic), sowie weiter östlich in der Gegend westlich von Chihuahua (u. a. im Parque Nacional Cumbres de Majalca), auf und zwischen Felsen im Kiefern-/Eichenwald in 1200m-2000m Höhe; |
Wuchsform: | oft einzeln, aber manchmal etwas sprossend und dann kleine Gruppen mit bis zu 50cm im Durchmesser bildend, Rosetten bis 20cm hoch und bis 30cm im Durchmesser; Blätter (dunkel-)grün, mit ca. 2mm breiter, weißer, teils V-förmiger Zeichnung auf der Ober- und Unterseite (die als Knospenabdruck der umgebenden Blätter während der Entwicklung innerhalb der zentralen Blattknospe entsteht), linealisch-lanzettlich (meist in der Mitte oder etwas darunter am breitesten), die weißen Ränder (insb. in der oberen Hälfte der Blätter) mit zahlreichen, mäßig groben, weißen Fasern abhaarend und manchmal mit winzigen Randzähnen nahe der Blattbasis, in einen hellbraunen bis (hell-)grauen, eher schwach ausgeprägten, bis 1cm langen Enddorn auslaufend, bis 20cm lang und bis 1,5cm breit; |
Infloreszenz: | aufsteigend bis aufrecht, ährig, schlank, der rötliche, bereifte Schaft locker mit bis zu 2cm langen, schlank lanzettlichen, spitz zulaufenden, papierartigen Brakteen und das obere Drittel (bis die obere Hälfte) locker bis mäßig dicht mit Blüten besetzt, wobei diese (meist zu zweit, manchmal auch einzeln oder zu dritt) auf kurzen, kaum ausgebildeten "Zweigchen" sitzen, bis 2m hoch; |
Blüte: | dunkelrosa bis rot, bereift, röhrenförmig, schlank, oft leicht nach unten gebogen, kaum öffnend, bis 4,5cm lang und bis 8mm im Durchmesser; der Griffel ragt bereits vor dem Erblühen aus der Knospe hervor; die Blütezeit am heimatlichen Standort reicht von April bis Juli; |
Frucht: | (leicht) bereift, ei- bis (länglich-)kugelförmig, mit einer kleinen Spitze, runzelig, bis 1,5cm lang; Samen glänzend schwarz, recht dick, bis 4mm lang und bis 3mm breit; |
Bemerkungen: |
Die hier vorgestellte, recht attraktive und zudem klein bleibende Art ähnelt vegetativ stark Agave parviflora und ist ohne Blütenstand von dieser meist nicht zu unterscheiden (*) - und auch Agave toumeyana (besonders Agave toumeyana ssp. bella) ist vegetativ sehr ähnlich. Umso einfacher fällt die Unterscheidung hingegen, wenn Agave polianthiflora blüht, denn der Bau der Blüte ist - mit ihrer schlanken Röhrenform und den kaum vorhandenen, nicht abspreizenden Spitzen der Blütenblätter - unter den Agaven absolut einmalig und somit unverwechselbar. Ungewöhnlich ist auch, dass der Blütengriffel während der Entwicklung der Blüte bereits sehr früh hervortritt - noch bevor die Staubbeutel hervortreten. Tatsächlich erinnert die Blüte an jene der (derzeit nicht mehr anerkannten) Gattung Polianthes, weshalb Agave polianthiflora entsprechend benannt wurde (U. Eggli (Hrsg.) (2001), H. S. Gentry (2003)). G. Starr + T. R. van Devender (in CSJ 5/2011, S. 227) berichten zudem, dass die hier vorgestellte Art in Kultur in Tucson (Arizona, USA) von Kolibris bestäubt wird, und vermuten daher, dass Kolibris auch in der Natur als Bestäuber fungieren. H. S. Gentry (2003) ordnet die Art den "Parviflorae" (Untergattung Littaea) zu. Dem folgt auch F. Hochstätter (2015), der als Blütenfoto (auf S. 61 unten) jedoch fälschlich ein Bild von Agave parviflora zeigt. Agave polianthiflora wurde früher von den Einheimischen als Nahrungsmittel und der Schaft des Blütenstands zur Herstellung von Pfeilen verwendet. In Kultur ist Agave polianthiflora wenig problematisch und, dank ihrer geringen Größe, auch gut als Topfpflanze geeignet. Auch wächst sie vergleichsweise schnell und kann bereits nach ca. 10 Jahren blühen. Allerdings sind (besonders hier in Mitteleuropa) ein vollsonniger Standort und eher zurückhaltende Wassergaben notwendig, wenn die Rosette schön kompakt bleiben soll (H. S. Gentry (2003)). Zugleich verträgt sie Staunässe nur schlecht, weshalb G. Starr (2012) ein durchlässiges, überwiegend mineralisches Substrat empfiehlt. Steht die Art während der Wintermonate trocken, dann erträgt sie einiges an Frost. So geht G. Starr (2012) davon aus, dass Agave polianthiflora Temperaturen von bis zu -18°C ohne Schäden aushält. Zudem erwähnt er, dass die Art in Albuquerque (New Mexico, USA) erfolgreich kultiviert werde und dass das Temperaturminimum dort -24°C betrage, weshalb er vermutet, dass die Art sogar diese Temperatur aushält (G. Starr (2012), S. 216).
(*) Manchmal gibt es leichte Unterschiede bei der Blattform: So liegt die breiteste Stelle bei der hier vorgestellten Art meist nahe der Blattmitte oder etwas darunter, während sie bei Agave parviflora nahe der Blattmitte oder etwas oberhalb dieser liegt (vgl. G. Starr (2012), S. 310 f.). |
Literatur: | T. Boeuf et al. (2017), S. 102; CSJ 5/2011, S. 224 ff.; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 56; H. S. Gentry (1972), S. 51 ff.; H. S. Gentry (2003), S. 203 ff., sowie Tab.s + Fig.s S. 198 ff.; T. Heller (2003), S 104 f.; F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 61 (ACHTUNG: das Blütenfoto zeigt Agave parviflora); KuaS 12/1989, Karteikarte 36; G. Starr (2012), S. 213 ff. + S. 310 f.; |