Agave ocahui var. ocahui (H. S. Gentry 1972)

 
 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Agave ocahui ssp. ocahui;
Heimat: Nördl. Mexiko; nördl., zentr. und östl. Sonora; an wenigen, weit verstreuten Standorten (u. a. südöstl. von Magdalena de Kino in der Sierra Baviso, östl. von Villa Pesqueira in der Sierra Batuc, östl. von Huasabas (bei H. S. Gentry (2003) als "Guasabas") und südwestl. von Sahuaripa auf dem Murrieta Mountain), auf eher spärlich bewachsenen, steinigen Hängen und auf Felsen aus vulkanischem Gestein (südwestl. von Sahuaripa evtl. auf Kalkstein), in ca. 450m-1500m Höhe;
Wuchsform: einzeln, einen kurzen Stamm ausbildend, kompakt, symmetrisch, dicht beblättert, bis 60cm (in Kultur bis 90cm) hoch und bis 1m im Durchmesser; ausgewachsen mit ca. 100-200 Blättern, diese (dunkel-)grün (bei Trockenheit oder / und besonders intensiver Sonneneinstrahlung bisweilen gelblich-grün bis (insb. wenn in Blüte) rötlich) mit winzigen, hellen, teils zu Linien verdichteten Punkten (die Linien entstehen vermutlich durch den (leichten) Knospenabdruck der umgebenden Blätter während der Entwicklung innerhalb der zentralen Blattknospe), linealisch-lanzettlich (an der Basis am breitesten), (schräg) aufrecht und nur im Alter (mehr) ausgebreitet, fast immer (leicht) nach oben gebogen und nur alte Blätter manchmal gerade bis leicht nach unten und auch manchmal sichelförmig zur Seite gebogen, (fast) steif, glatt, die Ränder (fast) gerade und mit einer schmalen, anfangs (rötlich-)braunen und später vergrauenden Randleiste (Randzähne sind nicht vorhanden), in einen eher schwachen, ziemlich brüchigen, aber trotzdem stechenden, bis 2cm langen, anfangs bräunlichen und später vergrauenden Enddorn auslaufend, bis 50cm lang und bis 2,5cm breit;
Infloreszenz: aufsteigend bis aufrecht, ährig, der Schaft mit zahlreichen, schlanken, papierartigen Brakteen und die obere Hälfte bis obere Zweidrittel dicht mit zahlreichen, sehr kurzen "Zweigen", die je 2 waagrecht abstehende Blüten tragen, bis 4,5m hoch;
Blüte: gelb, schlank trichterförmig, bis 4cm lang; die Blütezeit am heimatlichen Standort beginnt im April und reicht bis in den Juli hinein;
Frucht: leicht gelblich bis rötlich, eiförmig mit einer kleinen Spitze, bis 1,5cm lang und bis 8mm im Durchmesser; Samen (mehr oder weniger) halbkreisförmig, vergleichsweise dick, bis 2,5mm lang und bis 1,7mm breit;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte und, mit ihren (bei ausreichend sonnigem Stand) wunderbar kompakten Rosetten, sehr attraktive Typvarietät erinnert ausgewachsen ein wenig an eine Yucca - und an Agave pelona, von der sie sich jedoch (u. a.) durch die schmaleren Blätter (nur bis 3cm statt 3cm-5cm breit) mit kürzerem Enddorn (nur bis 2cm statt 4cm-7cm lang), die kürzeren (nur bis 4cm statt 4,5cm-5cm lang), gelben (statt dunkelroten) Blüten und die kleineren Kapselfrüchte (bis 1,5cm lang und bis 8mm im Durchmesser statt 2,5cm-3cm lang und 1,2cm-1,5cm im Durchmesser) unterscheidet. Weniger attraktiv ist hingegen die zweite, in der Literatur anerkannte Varietät von Agave ocahui: Agave ocahui var. longifolia. Diese unterscheidet sich von der Typvarietät durch den kräftigeren Stamm und die größere, jedoch weit weniger kompakte Rosette mit deutlich längeren Blättern (diese 60cm-90cm lang). Ihr Verbreitungsgebiet liegt im zentralen und östlichen Sonora und überschneidet sich mit dem der Typvarietät. Anfangs dachte man, die nun als var. longifolia beschriebenen Pflanzen seien lediglich ungewöhnliche Exemplare der Typ-Form, die sich an abweichende, ökologische Bedingungen des Standorts oder schlicht an ein schattigeres Plätzchen angepasst haben. Jedoch stellte H. S. Gentry fest, dass sich unter gleichen Bedingungen kultivierte Pflanzen der var. longifolia nicht mit der Zeit der Typ-Form angleichen. Somit müssen die Pflanzen auch genetisch von der Typ-Form abweichen, weshalb H. S. Gentry sie im Jahr 1982 als eigene Varietät beschreibt (vgl. H. S. Gentry (2003), S. 78 f.) (*).

Nach H. S. Gentry (2003) ist Agave ocahui var. ocahui (wegen der schmalen, unbewehrten Blätter, dem reichblütigen Blütenstand und der kleinen, schlanken, gelben Blüten mit seichten Röhren und Tepalen, welche die Staubfäden umfassen) zudem mit Agave chrysoglossa und Agave vilmoriniana verwandt, unterscheidet sich von diesen aber durch die kleinere Rosette mit zahlreicheren, jedoch kürzeren Blättern und die kürzeren Blüten mit kleinen Staubbeuteln auf langen Staubfäden. Zudem haben die Blätter mehr und kräftigere Fasern (H. S. Gentry (2003), S. 78). H. S. Gentry (2003) ordnet alle drei genannten Arten (inklusive beider Varietäten von Agave ocahui) der Sektion Amolae zu, U. Eggli (Hrsg.) (2001) hingegen den Serrulatae und F. Hochstätter (2015) den Nizandensae (**). H. S. Gentry (1972) weist zudem darauf hin, dass die Blätter und Früchte der hier vorgestellten Typvarietät Sapogenine (besonders Smilagenin) enthalten. Außerdem berichtet er, dass die Fasern der Blätter lokal zur Herstellung von Seilen und Bürsten verwendet werden.

Obwohl Agave ocahui var. ocahui in Kultur keinerlei Probleme bereitet, ist sie (zumindest hier in Mitteleuropa) eher selten in Sammlungen anzutreffen. Dabei scheint sie sogar ausgesprochen frosttolerant zu sein. So berichtet G. Starr (2012), dass in North Carolina (USA) kultivierte Exemplare bereits Temperaturen von -14°C ohne jegliche Schäden überstanden haben. Zudem stellt Agave ocahui var. ocahui keine besonderen Ansprüche an das Substrat. Allerdings sollte die Häufigkeit der Wassergaben an das Substrat angepasst werden - sprich: Ist das Substrat sehr durchlässig, dann sollten die Pflanzen öfter gegossen werden als bei einem Substrat, das Feuchtigkeit besser hält. Zwar verträgt Agave ocahui var. ocahui auch längere Trockenperioden, jedoch bevorzugt sie (besonders im Sommer) regelmäßige Wassergaben, wodurch die ansonsten eher langsam wachsenden Pflanzen zumindest etwas schneller vorankommen. Trotzdem braucht Agave ocahui var. ocahui selbst bei optimalen Kulturbedingungen mindestens 10-20 Jahre bis zur Blüte - wobei für eine optimale Kultur der Pflanzen hier in Mitteleuropa unbedingt ein vollsonniger Platz gewählt werden sollte, da Agave ocahui var. ocahui nur dann schön kompakt bleibt (G. Starr (2012), S. 161).

 

(*) H. S. Gentry (2003) weist extra darauf hin, dass es wegen der sich überschneidenden Verbreitungsgebiete nicht gerechtfertigt ist, Agave ocahui var. longifolia als Unterart zu beschreiben (H. S. Gentry (2003), S. 78 f.). Trotzdem kombiniert F. Hochstätter (2015) Agave ocahui var. longifolia entsprechend um, jedoch ohne diesen Schritt zu begründen (F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 25) - weshalb wir ihn hier nicht akzeptieren und daher "A. ocahui ssp. ocahui" als Synonym führen.

(**) Eine Sektion, die erstmals von B. Ullrich ins Leben gerufen wurde, aber in dessen Form von U. Eggli (Hrsg.) (2001) nicht anerkannt wird (siehe U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 5). F. Hochstätter (2015) emendiert die Sektion und ordnet ihr sehr verschiedene Arten (neben den bereits genannten Arten: Agave gilberti, Agave manantlanicola, Agave nizandensis, Agave spicata und Agave vazquezgarciae) zu (F. Hochstätter (2015), Abs. I, S. 13). Ob die Emendierung der Sektion nomenklatorisch korrekt ist, vermögen wir nicht zu beurteilen, aber dass die Arten, die F. Hochstätter seiner Sektion "Nizandensae" zuordnet, tatsächlich nahe miteinander verwandt sind, halten wir für äußerst unwahrscheinlich.

Literatur: T. Boeuf et al. (2017), S. 89; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 50; H. S. Gentry (1972), S. 72 ff. (Achtung: Die Angaben schließen Agave ocahui var. longifolia mit ein, da diese von H. S. Gentry erst 1982 abgetrennt und als eigene Varietät beschrieben wurde.); H. S. Gentry (2003), S. 75 ff., sowie Fig.s und Tables S. 64 ff.; F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 24 f.; G. Starr (2012), S. 157 ff.;