Agave ellemeetiana ssp. subdentata (J. Thiede 2014)
Beschreibung:
Synonyme: | Agave ellemeetiana var. subdentata; |
Heimat: | Südl. Mexiko; westl. Oaxaca; in der Gegend östl. und nordöstl. von Putla (u. a. oberhalb von Santiago Nuyoo) in Felsspalten oder direkt auf Felsen und Felswänden vulkanischen Ursprungs in ca. 2300m-2600m Höhe; |
Wuchsform: | einzeln (evtl. selten mit wenigen Ablegern, siehe die Abb. links unten in T. Boeuf et al. (2017), S. 49), ohne oder (nur in Kultur?) mit einem kurzen Stamm, Rosetten offen, mit eher wenigen Blättern (ca. 20-30 bei größeren Pflanzen), bis ca. 50cm hoch und bis ca. 1m im Durchmesser; Blätter leuchtend hell- bis (im Alter) gräulich-grün (verursacht durch die deutliche, graue Bereifung, welche die Blätter im Alter ausbilden), (länglich-)eiförmig (etwa in der Mitte am breitesten), spitz zulaufend, bald ausgebreitet (nur anfangs schräg aufrecht), oft (leicht) nach unten gebogen, flach bis (leicht) rinnig, wenig sukkulent, die weißlichen bis gelblichen Ränder dicht mit winzigen, weißlichen bis rötlich(-braun)en Randzähnen besetzt, die bräunlichen Blattspitzen sind leicht vernarbt, jedoch trotzdem biegsam (ein richtiger Enddorn wird nicht ausgebildet), bis ca. 70cm lang und ca. 20cm (evtl. mehr) breit; |
Infloreszenz: | ährig, aufsteigend bis aufrecht, der eher schlanke Schaft nahe der Basis mit bis zu 10cm langen, blattartigen Brakteen und die obere Hälfte (bis oberes Dreiviertel) dicht mit Blüten besetzt, wobei diese aus zahlreichen, sehr kurzen, zweigeteilten und mit zumeist 2 Blüten pro "Teilzweig" besetzten "Zweigchen" entspringen, (in Kultur) bis 4,5m hoch (siehe unter Bemerkungen); |
Blüte: | hell (grünlich-)gelb, glockenförmig, bis 4cm lang (siehe unter Bemerkungen); die Blütezeit am heimatlichen Standort liegt im Januar; |
Frucht: | hellbraun, dreieckig-kegelförmig mit abgerundeter Basis, holzig, bis 1,5cm lang und bis 1cm im Durchmesser (siehe unter Bemerkungen); Samen glänzend schwarz, bis 3mm lang (siehe unter Bemerkungen); |
Bemerkungen: |
Agave ellemeetiana war lange Zeit nur aus Kultur bekannt. Zwar erwähnte W. Trelease bereits im Jahr 1920, dass Agave ellemeetiana bei Xalapa (Jalapa) im zentralen Veracruz vorkomme, jedoch nannte er weder die Quelle dieser Information, noch zeigte er Fotos der Pflanzen an ihrem Standort. Trotzdem vermutete man seitdem, dass die Art aus Veracruz stamme. Der erste, nachprüfbare Fund von Agave ellemeetiana an ihrem natürlichen Wuchsort stammt von Alfred B. Lau, der 1987 Pflanzen nicht in Veracruz, sondern in der Nähe von Jalapa de Diaz im nördlichen Oaxaca (man beachte die Ähnlichkeit des Ortsnamens zu dem von Trelease angegebenen Standort; hatte Trelease womöglich nur die Bundesstaaten verwechselt?), vermutlich im Bereich des Cerro Rabon, fand. Allerdings erkannte Lau nicht, dass es sich dabei um Agave ellemeetiana handelte: Er hielt die Pflanzen für eine Form von Agave attenuata. Im Jahr 2002 erwähnte dann A. Garcia-Mendoza, Agave ellemeetiana sei in Oaxaca wiederentdeckt worden. Zwei Jahre später gab er dann in einem weiteren Artikel genauere Informationen, jedoch ohne den Standort exakt zu benennen. Spätestens seit diesem Artikel war nun bekannt, in welcher Gegend Agave ellemeetiana vorkommt (Bradleya 32/2014, S. 151 ff.). Weitere vier Jahre später vermeldete dann G. Köhres (in KuaS 08/2008), offenbar in Unkenntnis der beiden Artikel von A. Garcia-Mendoza, die gesuchte Agave im westlichen Oaxaca wiederentdeckt zu haben (wobei die abgebildeten Pflanzen - bis auf die fein gezähnten Blattränder und den vollständig aufrechten Blütenstand - stark an Agave attenuata erinnern). Jedoch war ihm aufgefallen, dass bei jenen Pflanzen (entgegen der gängigen Beschreibungen von Agave ellemeetiana) der gesamte Blattrand mit kleinen Zähnen besetzt ist (während bei der typischen Agave ellemeetiana die Randzähne fehlen oder nur im oberen Bereich der Blätter vorhanden sind). Er vermutete jedoch, dass dies Teil der natürlichen Variabilität von Agave ellemeetiana sei (*). Seitdem gibt es mehrere Berichte von Funden aus den bereits genannten Gegenden, aber (nun endlich) auch aus Veracruz - wenn auch nicht aus der Gegend um Xalapa, sondern aus der gut 60km weiter südsüdwestlich gelegenen Sierra de Zongolica (Bradleya 32/2014, S. 151 ff.). In einem ausführlichen Artikel stellt J. Thiede (in Bradleya 32/2014) schließlich die Geschichte von Agave ellemeetiana dar. Er geht dort auch auf die verschiedenen Standorte und die Unterschiede der Populationen des westlichen Oaxaca gegenüber denen des nördlichen Oaxaca und des westlichen Veracruz ein. Aufgrund dieser Unterschiede und des rund 100km weiter südwestlich gelegenen Verbreitungsgebiets trennt er die Populationen des westlichen Oaxaca ab und beschreibt sie als neue Unterart (Agave ellemeetiana ssp. subdentata) - wobei er einen alten, nicht eindeutig zuzuordnenden Namen von Trelease ("A. ellemeetiana var. subdentata") aufgreift, diesen mit einem Neotypus versieht und ihn zugleich in den Rang einer Unterart erhebt. Dabei erwähnt er auch, dass über die neu beschriebene Unterart bisher nicht allzu viel bekannt ist. So fehlen insbesondere Angaben zu den Maßen der Blätter (Bradleya 32/2014, S. 158) - wobei wir ergänzen möchten, dass auch zu Infloreszenz, Blüte, Frucht und Samen keine detaillierten Beschreibungen vorliegen (weshalb uns nichts anderes übrig bleibt, als hierfür die Daten von Agave ellemeetiana ssp. ellemeetiana zu übernehmen, obwohl keineswegs sicher ist, dass die hier vorgestellte Unterart in allen Belangen identisch ist - zumal die Daten für Agave ellemeetiana ssp. ellemeetiana größtenteils an Kulturpflanzen erhoben wurden und es daher bereits Abweichungen zwischen den genannten Daten und den Pflanzen der Typunterart an ihren heimatlichen Standorten geben kann). J. Thiede (in Bradleya 32/2014) erwähnt in seiner Bearbeitung auch die Studie von K. C. Gil-Vega et al. (in P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007)), in der die Autoren die DNA zahlreicher Agave-Arten untersucht haben, darunter auch die einer "A. aff. pedunculifera JE s/n. Putla, Oaxaca", bei der es sich sehr wahrscheinlich um Agave ellemeetiana ssp. subdentata handelt. Interessant ist, dass die Pflanze im in der Studie erarbeiteten Dendrogramm auf einem anderen Unterzweig sitzt als Agave ellemeetiana ssp. ellemeetiana (nämlich in unmittelbarer Nähe von "A. pedunculifera" (ein Synonym von Agave attenuata ssp. dentata) und Agave vilmoriniana). J. Thiede schließt daraus, dass die hier vorgestellte Agave ellemeetiana ssp. subdentata womöglich eine eigenständige Art sein könnte, verweist aber darauf, dass weitere Untersuchungen notwendig seien (Bradleya 32/2014, S. 159). Betrachtet man jedoch das Verbreitungsgebiet von Agave attenuata ssp. dentata (es erstreckt sich parallel zur Pazifikküste Mexikos vom zentralen Sinaloa bis ins zentrale Guerrero; vgl. H. S. Gentry (2003), S.70, Fig. 4.4), so ist eine Verwandtschaft zwischen der hier vorgestellten Agave ellemeetiana ssp. subdentata und Agave attenuata ssp. dentata - trotz der ca. 200km, die zwischen dem Vorkommen der hier vorgestellten Unterart und dem östlichsten Vorkommen von Agave attenuata ssp. dentata (westlich von Chilpancingo, Guerrero) liegen - gut vorstellbar, denn das Vorkommen von Agave ellemeetiana ssp. subdentata liegt in direkter Verlängerung der Vorkommen von Agave attenuata ssp. dentata und der Abstand zwischen den verschiedenen Populationen von Agave attenuata ssp. dentata ist teils noch größer. Auch liegen die Standorte von Agave ellemeetiana ssp. subdentata (in 2300m-2600m Höhe) nur wenig höher als die höchstgelegenen Standorte von Agave attenuata ssp. dentata (in Sinaloa in ca. 2200m Höhe; vgl. H. S. Gentry (2003), S. 87 f.). Vergleicht man zudem die Bilder bei J. Thiede (in Bradleya 32/2014, S. 156) mit Bildern von Agave attenuata ssp. dentata im Internet (z. B. von J. Etter & M. Kristen unter http://www.agavaceae.com), so ist kaum ein Unterschied erkennbar. All dies sind keine Beweise, aber doch Indizien dafür, dass eine enge Verwandtschaft zwischen Agave ellemeetiana ssp. subdentata und Agave attenuata ssp. dentata bestehen dürfte - oder handelt es sich bei Agave ellemeetiana ssp. subdentata gar nur um eine Form von Agave attenuata ssp. dentata? Leider muss, angesichts der mangelhaften Datenlage bezüglich Agave ellemeetiana ssp. subdentata, diese Frage vorerst offen bleiben. Nach T. Heller (2003) sollten die Pflanzen in Kultur vor praller Sonne geschützt werden (besonders bei sommerlicher Kultur im Freien). Wichtig sind zudem regelmäßige Wassergaben, vor allem in den Sommermonaten, sowie ein sparsamer Umgang mit Dünger (da die Pflanzen sonst schnell mastig werden). Die Überwinterung erfolgt kühl, aber frostfrei. Die Kultur in überwiegend mineralischem Substrat funktioniert bei uns gut. Die Bilder zeigen eine mit "Agave ellemeetiana" bezeichnete Pflanze in der SSZ, bei der es sich um Agave ellemeetiana ssp. subdentata handeln dürfte, da die Blattränder auch nahe der Basis kleine Randzähne aufweisen.
(*) Hinzuzufügen ist, dass T. B. MacDougall bereits in seinem 1971 veröffentlichten Feldbuch erwähnt, dass er im November 1949 auf einem aufgelassenen Hof bei Zarzamora (westlich von Tlaxiaco, westliches Oaxaca) große Agaven gesehen habe, deren Blattränder keine Randdornen besäßen. Da es in dieser Gegend keine anderen Agaven ohne (oder mit nur sehr kleinen) Randzähne(n) gibt, vermutet J. Thiede (in Bradleya 32/2014), dass T. B. MacDougall womöglich bereits 1949 die hier vorgestellte Agave ellemeetiana ssp. subdentata fand, jedoch ohne die Bedeutung seines Fundes zu erkennen (Bradleya 32/2014, S. 154). |
Literatur: | T. Boeuf et al. (2017), S. 49; Bradleya 32/2014, S. 146 ff.; P. Colunga-Garcia Marin et al. (Hrsg.) (2007), S. 23 ff.; U. Eggli (Hrsg.) (2001), S. 28; H. S. Gentry (2003), S. 94 ff.; T. Heller (2003), S. 78 f.; F. Hochstätter (2015), Abs. VIII, S. 37; KuaS 08/2008, S. 201 ff.; |