26.11.10 (Tag 12) - Im Richtersveld National Park, Tag 2, Teil 2:

 

Teil 1     Teil 2

 

Nach und nach steigt nun das Gelände an. Mit jedem Höhenmeter wächst die Vielfalt der hier vorkommenden Pflanzenarten und auch die Anzahl der Individuen einer jeden Art nimmt zu. Vor allem bei Aloe ramosissima (Aloidendron ramosissimum) lässt sich die Veränderung besonders gut beobachten: Trifft man in den tieferen Lagen nur sehr vereinzelt auf diese Art, so nimmt ihr Bestand mit jedem Höhenmeter zu. Auch sehen wir sie immer seltener in ihrer bräunlichen Sommerfärbung - vielmehr sind die Pflanzen nun häufig in ein frisches Grün "gekleidet".

 

 

Am Wegesrand treffen wir zudem auf eine Crassula (vermutlich erneut Crassula macowaniana). Besonders beeindruckend sind hier oben die "Botterbooms" (Tylecodon paniculatus). Manche Hänge sind dicht an dicht mit ungewöhnlich großen Exemplaren dieser Art bestanden. Manchmal könnte man schon fast von einem Botterboom-Wald sprechen.

 

 

Und auch die Landschaft ist wirklich beeindruckend. Immer wieder öffnen sich neue Ausblicke und laden zum Anhalten ein. Bei einem dieser Stops finden wir eine einzelne Euphorbia dregeana in Blüte. Kurz darauf stolpern wir dann über eine kleine Stapelia (wahrscheinlich Stapelia similis).

 

 

Die wahren "Stars" (in Bezug auf Blüten) sind hier oben jedoch die Mittagsblumen. Ihre Hauptblütezeit liegt ja eigentlich im zeitigen Frühjahr. Hier oben aber scheint sich die Blütezeit ein wenig nach hinten zu verschieben, und so hatten wir das Glück, den ein oder anderen Hang noch blühend erleben zu dürfen. Welch überwältigender Anblick muss es sein, die ganze Gegend im Frühjahr zu besuchen.

 

 

Trotz der hübschen Blüten: Für uns sind und bleiben die Aloen die eigentlichen "Stars" dieser Reise. Entsprechend schlagen unsere Herzen sogleich schneller, als wir die ersten Aloe pearsonii auf einem nahe gelegenen Hügel erspähen. Welch ungewöhnliche Pflanzen, die hier oben im Wind schaukelnd den Widrigkeiten der Natur trotzen. Ausgiebigst begutachten und fotografieren wir die Pflanzen, in der Erwartung, dass sie sich ähnlich rar machen würden, wie die meisten Aloe-Arten ...

 

 

... bis wir ein Stück weiter dann diese "Kolonie" vor Augen haben. Millionen dieser Pflanzen wachsen hier oben - und nein, die Zahl ist wirklich nicht übertrieben, denn dies ist nicht der einzige Hügel, der hier dicht an dicht mit diesen wunderbaren Pflanzen bewachsen ist. Beinahe jeder Berg sieht hier so aus. Einfach unglaublich!

 

 

Schließlich reißen wir uns los. Recht schnell erreichen wir die Ebene westlich des Passes - und müssen prompt stoppen, denn vor uns quert eine endlos lange Ziegen-Kolonne die Straße. Wir schätzen die Herde auf 200 bis 300 Tiere und fragen uns, wie eine solch große Zahl an Tieren hier in den Sommermonaten genug zu fressen findet. Das Stichwort "Überweidung" kommt einem da unweigerlich in den Sinn.

 

 

Als Übernachtungsort für die kommende Nacht haben wir das Potjiespram Camp auserkoren. Da wir aber noch ein wenig Zeit haben, entschließen wir uns, noch einmal zum Halfmen Pass zu fahren, um dort noch ein paar gute Fotos von Pachypodium namaquanum zu schießen. Tatsächlich finden wir nach kurzem kraxeln dieses fantastisch schöne, uralte Exemplar. Eine benachbarte Pflanze ist zudem gerade dabei, ihre Samenkapseln zu öffnen.

 

 

Schließlich müssen wir uns dann doch noch ein wenig beeilen, um unser Camp vor Sonnenuntergang zu erreichen. Zudem erweist sich das Camp als geradezu "überfüllt" (d. h. es sind noch ca. 10 weitere Menschen anwesend) und als nicht besonders hübsch, da sich (zumindest jetzt, im Frühsommer) der Fluss nur in Form einer fast vollkommen trocken gefallenen Bucht dem Camp nähert. Aber egal, denn morgen soll es ja eh gleich weitergehen: Über die Grenze nach Namibia.

 

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