18.11.10 (Tag 4) - In den West Coast National Park:

 

Den nächsten Tag beginnen wir erneut mit einem leckeren Frühstück auf unserer Terrasse am Fluß. Ein neugieriger Besucher schaut, ob er nicht ein paar Krümel erhaschen kann. Der hübsche Gesell ist ein Dorfwebervogel und besetzt in Südafrika die gleiche ökologische Nische, die bei uns die Spatzen einnehmen. Es fällt uns schwer, uns von diesem schönen Ort zu verabschieden, doch wir wollen ja noch mehr von Südafrika sehen. Also packen wir unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg nach Nordwesten, zurück an die Küste.

 

 

Wir wählen unsere Fahrstrecke so, dass wir möglichst viel auf kleineren Straßen unterwegs sind, immer in der Hoffnung, vielleicht ein paar Aloen zu erspähen. Leider begegnen uns nur angepflanzte Exemplare. Der Großteil der Gegend hier wird stark landwirtschaftlich genutzt, weshalb von der ursprünglichen Vegetation kaum noch etwas übrig ist. Schließlich erreichen wir unser Ziel, den West Coast National Park. Wir kümmern uns zunächst um eine Unterkunft und haben Glück: Nach einigem Hin und Her halten wir den Schlüssel zu einem wunderschönen Cottage in Händen, welches mitten im Park liegt (eines von nur 10, alle anderen Übernachtungsmöglichkeiten hätten außerhalb des Parks gelegen). Anschließend stillen wir erstmal unseren Hunger. Der Fisch ist (für südafrikanische Verhältnisse) nicht ganz billig, aber seeehr lecker. Im Garten des Restaurants finden sich prompt Webervogelnester in den Bäumen - wie passend.

 

 

Frisch gestärkt packen wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg, den Park zu erkunden. Viele Wanderwege gibt es hier nicht, und noch dazu sind sie nicht allzu gut ausgeschildert, aber wir haben trotzdem unseren Spaß. Der eigentliche Zweck des Parks ist es, die für Zugvögel wichtige Meeresbucht zu schützen. Wir interessieren uns jedoch mehr für das Hinterland. Die Vegetation ist savannenartig: Dichtes Buschwerk wechselt sich mit offenen, dicht mit Gras bewachsenen Ebenen ab. Vereinzelt erheben sich dazwischen Sanddünen. Felsige Stellen sind hingegen selten. Die Landschaft genießend laufen wir den mit trockenem Gras überwachsenen Weg entlang - bis plötzlich, mit einem gewaltigen Satz, etwas Längliches kaum 50cm vor uns in einen nahegelegenen Busch springt.

 

 

Vorsichtig pirschen wir an den Busch heran und fotografieren das "Vieh". Wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine (ungiftige) Maulwurfsnatter. Es hätte aber genauso gut eine Kap-Kobra oder eine Puffotter sein können, die sich vor uns im Gras die Nachmittagssonne auf den Rücken brennen lässt. Wir nehmen das als einen Hinweis, an grasigen Stellen in Zukunft vorsichtiger zu sein. Kurz darauf begegnen wir dann unserem ersten Strauß. Majestätisch schreitet er über die Grasfläche, bevor er wieder zwischen den Büschen verschwindet. Dann erneut eine Bewegung im Gras, doch es ist nur eine kleine (ca. 25cm große) Landschildkröte. Diese sind hier (und auch in den Cedar-Bergen) äußerst zahlreich. Leider nutzen sie gerne Straßen, um vorwärts zu kommen oder um abends noch einmal Wärme zu tanken. Kommt dann ein Auto ...

 

 

Unsere Suche nach Aloen verläuft leider im Sande, und auch andere Sukkulente finden wir kaum, aber ein paar hübsche Blütchen gibt es dann doch zu bewundern:

 

 

Natürlich gibt es auch hier Cotyledon orbiculata ...

 

 

... und auch Euphorbia caput-medusae treffen wir hier wieder - und diesmal zeigt uns eine der Pflanzen ihre hübschen, kleinen Scheinblüten:

 

 

Immer wieder sitzen solch große, leuchtend rote Heuschrecken auf den Büschen. Ein Stück weiter entdecken wir eine große, dicke und wunderschön gefärbte Raupe. Was daraus wohl einmal werden mag? In einem Reiseführer finden wir später das Bild einer ähnlichen Raupe. Die Bildunterschrift besagt: Mopaniwurm - super Eiweißlieferant. Wir belassen es dann doch lieber beim Fotografieren ...

 

 

Erneut führt der Weg durch höheres Buschwerk - und plötzlich hören wir Hufgetrappel: Kurz vor uns kreuzt eine Gruppe Elenantilopen unseren Weg. Leider dauert es viel zu lange bis wir den Foto im Anschlag haben.

 

 

Bei ein paar Dünen drehen wir schließlich um und gehen zurück.

 

 

Das letzte Licht des Tages nutzen wir, um auf die Halbinsel hinauszufahren, welche die Bucht einschließt. Leider kommen wir nicht bis zur Spitze, da sich dort ein privater Park befindet, der nur 2 Monate im Frühjahr zugänglich ist. Macht aber nichts, denn der Blick über die Bucht ist auch so überwältigend. Zudem entdecken wir zahlreiche Strauße und eine kleine Gruppe der Riesen-Elenantilope, die wir bei der Suche nach ihrem Abendmahl durch unsere Anwesenheit stören. Schließlich drehen wir wieder um und lassen den Abend in unserem Cottage ausklingen.