29.11.10 (Tag 15) - Von Keetmanshoop zum Fish River Canyon:

 

Der nächste Morgen beginnt mit einer Entscheidung. Wir wollen unbedingt zum Fish River Canyon. Daher entscheiden wir uns dafür, die Fahrt trotz unseres ramponierten Autos auf uns zu nehmen. Wenn wir ganz vorsichtig fahren, dann sollte es schon irgendwie gehen, hoffen wir. Also schnell unsere Sachen gepackt und noch ein paar Fotos von den hübschen Aloen geschossen, die am Eingang der Farm angepflanzt sind ...

 

 

Anschließend steigen wir ins Auto und fahren los. Das erste Teilstück ist unproblematisch, denn es geht zunächst zurück auf die B4, der wir ein Stück weit gen Westen folgen. Bei Seeheim biegen wir dann nach Süden ab. Vorsichtig schleichen wir die teils wirklich schlechte Schotterpiste entlang. Jede Bodenwelle lässt uns zusammenzucken. Bestimmt stellen wir einen neuen Negativ-Geschwindigkeitsrekord auf. Wir haben somit viel Zeit, entlang der Straßenränder nach interessanten Pflanzen Ausschau zu halten - leider erfolglos. Überhaupt wächst hier nicht allzu viel ...

 

 

... aber wir haben noch Hoffnung, denn irgendwo entlang dieser Straße soll Aloe claviflora zu finden sein. Zunächst stoßen wir jedoch auf ein Schild: "Attention - Recently relocated animals" (dt.: "Achtung - Vor kurzem umgesiedelte Tiere"). Kurz darauf ist die Landschaft voller Tiere, die (unserem Empfinden nach) verstört und apatisch in der kahlen Landschaft herumstehen. Bei rund 40°C wäre ein wenig Schatten bestimmt nicht schlecht, doch dieser ist rar ...

 

 

Nahe des Fish River Canyon Road House entdecken wir sie dann: Aloe claviflora - oder was davon übrig ist. Verzweifelt suchen wir die Gegend ab. Innerhalb weniger Minuten finden wir zahlreiche Gruppen. Leider ist keine einzige Rosette mehr am Leben. Offenbar sind die Pflanzen vertrocknet.

 

 

Bedrückt steigen wir wieder ins Auto und fahren das restliche Stück bis Hobas. Es dauert ein wenig, bis wir den Eintritt bezahlt und uns ein Plätzchen für die Nacht gesichert haben. Anschließend geht es mit dem Auto die letzten Kilometer gen Westen bis zum Rand des Canyons. Allzu groß ist der Canyon nicht, aber der Ausblick ist trotzdem klasse. Schade, dass es im Sommer zu heiß ist, um in den Canyon abzusteigen. Nachdem es aber hier oben am Rand schon gute 40°C hat, ist es im Canyon gewiss kaum auszuhalten.

 

 

Sehr schade ist auch, dass der Fish River oberhalb des Canyons aufgestaut wird, denn dort wird dem Fluss derart viel Wasser entnommen, dass er während der Trockenzeit nur noch als kleines Rinnsal durch den Canyon "fließt".

 

 

Leider haben wir am Aussichtspunkt nicht allzu lange unsere Ruhe, denn schon bald nähert sich uns eine riesige Staubwolke. Diese entpuppt sich als ein Reisebus voll deutscher Rentner, die sich beim Aussteigen lauthals über die Hitze beschweren. Kopfschüttelnd nehmen wir unsere Rucksäcke aus dem Auto, um dem Canyonrand ein Stück gen Süden zu folgen. Die Landschaft ist hier (weiterhin) extrem karg. Umso erfreuter sind wir, als wir plötzlich einige Büsche von Euphorbia virosa entdecken, die sich hier wirklich ein schönes Plätzchen ausgesucht haben. Einige der Pflanzen stehen gar in Blüte.

 

 

Von Busch zu Busch springend nähern wir uns dem Canyonrand. Wo der Hang langsam steiler wird, entdecken wir prompt einige Aloe gariepensis, die hier der Hitze trotzen. Zum Schutz haben einige der Pflanzen ihre äußeren Blätter zeltartig über das Zentrum der Rosette gefaltet. Dass diese Strategie äußerst effektiv ist, zeigt sich, als wir vorsichtig zwei der Blätter nach außen drücken: Das Zentrum der Rosette ist grün!

 

 

Ein Blick hinunter in den Canyon beweist zudem, wie widerstandsfähig diese Art ist: Hunderte Aloe gariepensis wachsen dort auf den Hängen oberhalb des Flusses.

 

 

Noch einmal genießen wir den Blick über den Canyon ...

 

 

... ehe wir wieder zum Auto zurückkehren. Schließlich geht es zurück nach Hobas auf den Campingplatz, wo wir nach einem leckeren Abendessen eine unruhige Nacht verbringen.