24.11.10 (Tag 10) - In den Richtersveld National Park, Teil 2:
Mit den ersten Bergen erreichen wir die Westgrenze des Richtersveld National Parks. Der Begriff "Grenze" ist in diesem Zusammenhang doppelt passend, denn an ihr steht ein kleines Grenzhäuschen, bei dem jedes Fahrzeug stoppen und die Insassen sich ausweisen und sich registrieren lassen müssen. Nach kurzem Halt dürfen wir weiterfahren. Schon nach wenigen Kilometern fällt links der Straße dieser helle Hügel auf. Dies ist der Cornell's Kop - einer der Gründe, weshalb wir uns für diese Gegend Südafrikas entschieden haben.
Eine unscheinbare Fahrspur biegt nahe des Hügels nach links ab. Nach ein paar "Abzweigungen" und der Durchquerung eines kleinen Grabens erreichen wir schließlich den "Parkplatz" an der Wondergat. Dies ist eine ehemalige, längst trocken gefallene Quelle, die sich hier einst durch das kalkhaltige Gestein gefressen hat. Heute ist es nicht viel mehr als ein senkrechtes, unbefestigtes Loch im Boden, dem man tunlichst nicht zu nahe kommen sollte.
Von hier führt ein mit Steinen eingefasster Trampelpfad den Hang empor. Schon nach wenigen Schritten finden wir die ersten interessanten Pflanzen: Kleine, kompakte Gruppen von Crassula corallina und Crassula elegans säumen unseren Weg.
Die ein oder andere Mittagsblume hat sogar noch ein paar letzte Blütchen für uns geöffnet ...
Direkt neben dem Weg steht zudem ein stattlicher Busch Aloe ramosissima (bzw. Aloidendron ramosissimum, wie sie neuerdings heißt) - und obwohl sie die erste ihrer Art ist, die wir auf unserer Reise zu Gesicht bekommen, halten wir uns nicht allzu lange mit ihr auf, denn ...
... zugleich gibt der Hang den Blick auf die eigentlichen Stars des Cornell's Kop frei: Aloe (Aloidendron) pillansii.
Sogar einige wenige Jungpflanzen finden wir hier - ein wirklich seltener Anblick, da die Reproduktionsrate von Aloe (Aloidendron) pillansii am Standort unglaublich gering ist. Unseren Beobachtungen nach schaffen es nur alle paar Jahrzehnte einige wenige Pflanzen zu keimen und heranzuwachsen. Für uns ist es etwas ganz besonderes, diese uralten, ehrwürdigen und zutiefst beeindruckenden Pflanzen am Standort erleben zu dürfen.
Schließlich machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Auto. Ab hier sehen wir immer wieder mal einzelne Aloe (Aloidendron) pillansii neben der Straße. Auch einzelne Aloe ramosissima / Aloidendron ramosissimum gibt es hier. Am Straßenrand findet sich zudem immer wieder diese hübsche Mittagsblume, bei der wir uns fragen, wie ihre filigranen Blütenblätter bei Temperaturen von inzwischen deutlich über 40°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von knapp 10% länger als 5 Minuten überleben können.
Kurz darauf erreichen wir Sendelingsdrif, wo wir uns bei der Nationalpark-Verwaltung nochmals registrieren und die Gebühren für die Übernachtungen berappen müssen. Ab hier geht es nun so richtig in den Nationalpark hinein. Anfangs ist die Straße noch recht gut ausgebaut, was einigen Minen geschuldet ist, die hier im Eingangsbereich auf dem Gebiet des Nationalparks den Boden umgraben.
Später verengt sich die Straße zu einer Fahrspur, führt dann in die Berge hinein und über den ersten Pass, den Halfmen Pass. Dieser ist nach den zahlreichen "Halfmens" (Pachypodium namaquanum) benannt, die hier auf den Hängen wachsen. Neben diesen findet sich auch eine hübsche Gruppe einer Hoodia-Art, sowie erneut Aloe ramosissima / Aloidendron ramosissimum.
Leider haben wir nicht viel Zeit, da wir rechtzeitig vor Sonnenuntergang unser Camp erreichen müssen und wir nicht abschätzen können, wie lange die Fahrt bis dorthin noch dauert. So schießen wir nur schnell ein paar wenige Fotos und schon geht es weiter. Hinter dem Pass kommen wir dann wieder etwas schneller voran. Nur der eigentliche "Abstieg" zum Oranje hinunter hält nochmal die ein oder andere etwas schwierigere Passage bereit.
Kurz bevor wir den Fluß erreichen, entdecken wir noch einige große Büsche von Euphorbia virens im steilen Berghang.
Schließlich ist es geschafft, wir haben unser heutiges Tagesziel, das De Hoop Camp, erreicht. Das Camp erstreckt sich ein ganzes Stück entlang des Ufers des Oranje. Die einzigen Anwesenden sind eine Gruppe Arbeiter, die am oberen Ende des Camps ihr Lager aufgeschlagen haben. Da wir uns (wie immer) nach Ruhe und Natur pur sehnen, schlagen wir unsere Dachzelt-Suite am anderen Ende des Camps unter den Zweigen einer Akazie auf. Begeistert genießen wir die fantastischen Farben, die die untergehende Sonne auf die gegenüberliegenden Berge malt, und lassen den Tag mit einem leckeren Abendessen am Flussufer ausklingen.
Die Dämmerung ist von eigenartigen Rufen erfüllt, die wir nicht sicher zuordnen können. Mit der hereinbrechenden Nacht verstummen diese jedoch. Dafür fahren plötzlich ganz viele Autos mit nur einem Scheinwerfer und ohne Motorengeräusch am gegenüberliegenden Flussufer entlang, wobei ... nein, das sind Leuchtkäfer, die über dem Fluss fliegen und deren Leuchtkörper die Helligkeit eines Autoscheinwerfers hat! Und dann der Sternenhimmel ... Wahnsinn!