Copiapoa atacamensis (Middleditch 1980)
Beschreibung:
Synonyme: | Evtl. Copiapoa boliviana (bzw. Echinocactus bolivianus; siehe unter Bemerkungen), Copiapoa calderana ssp. atacamensis; |
Heimat: | Chile; westl. Antofagasta; vom Cerro Moreno (nördl. von Antofagasta) südl. bis südl. von Blanco Encalada, sowie im Botija-Tal, meist auf den steinigen Hängen und im Gipfelbereich der Küstenkordillere (selten auch auf der Küstenebene in sandigem Substrat) in ca. 0m-900m Höhe; |
Wuchsform: | einzeln oder (reich) sprossend und dann teils große Gruppen mit mehr als 30 Köpfen (bei ca. 60cm im Durchmesser) bildend; Körper (bläulich-) graugrün, kugelig bis zylindrisch, Scheitel mit gelblichem oder (hell) bräunlichem bis hellgrauem Filz bedeckt und mit jungen Dornen bestanden, die Oberfläche dicht mit dünnen, (gräulich-)weißen, wachsartigen Flocken bedeckt, mit 9-16 Rippen, diese stumpf bis scharf, (mehr oder weniger deutlich) abgerundet, nicht oder nur leicht gehöckert, gerade oder leicht spiralig den Körper hinablaufend und bis ca. 1,5cm hoch, in eine große, rübenförmige Wurzel übergehend, die durch einen schmalen Hals vom Körper abgesetzt ist, dieser bis 50cm hoch (selten bis 1m lang, dann im unteren Teil liegend) und bis 15cm im Durchmesser; |
Bedornung: | Areolen rund, anfangs dicht mit erst gelblich-weißem bis (orange-) braunem, jedoch schnell schwärzlich werdendem Filz bedeckt (später verkahlend), im Alter immer dichter stehend bis "zusammenfließend", bis 8mm im Durchmesser; mit 5-8 (selten bis 9) Randdornen, diese anfangs (rötlich-)braun, jedoch bald (gräulich-)schwarz bis grau und im Alter dann oft gelblich werdend, pfriemlich, recht kräftig, starr, gerade oder häufig leicht zum Körper hin gebogen, strahlend angeordnet und bis 2,2cm lang (manchmal zusätzlich mit 1-2 rudimentären Randdornen im oberen Bereich der Areolen); sowie mit einem (selten mit bis zu 4) Mitteldorn(en), diese(r) wie die Randdornen, jedoch etwas kräftiger, gerade oder leicht nach unten gebogen, abstehend und bis 4cm lang; |
Blüte: | (hell) gelb, trichterförmig, scheitelnah, duftend, bis ca. 3,5cm lang und im Durchmesser; |
Frucht: | (hell) grünlich oder rosa bis hell rötlich, mit ca. 5-15 kleinen (bis 1cm langen und 4mm breiten), zugespitzten, rötlichen Schuppen besetzt; Samen glänzend schwarz, die Oberfläche glatt bis flach gehöckert, bis ca. 1,4mm lang, 1mm breit und 0,5mm im Durchmesser; |
Bemerkungen: | Die hier vorgestellte Art wurde viele Jahre lang für den von Salm-Dyck bereits 1845 beschriebenen "Echinocactus marginatus" (der von Britton + Rose 1922 zu Copiapoa marginata umkombiniert wurde) gehalten. Erst Middleditch erkannte im Jahr 1980 diesen Fehler und beschrieb die Pflanzen neu. Auch in Ritter (1980) finden sich die hier vorgestellten Pflanzen bereits nicht mehr unter dem falsch zugeordneten Namen Copiapoa marginata, jedoch glaubt Ritter, in den Pflanzen den von Pfeiffer 1847 beschriebenen "Echinocactus bolivianus" zu erkennen, weshalb er diesen Namen zu "Copiapoa boliviana" umkombiniert und für die hier vorgestellten Pflanzen verwendet. Spätere Autoren (z. B. E. F. Anderson (2005) und G. Charles (1998)) folgen dieser Ansicht jedoch nicht, sondern halten die Zuordnung dieses Namens für zu unsicher. G. Charles (1998) betont zudem, dass Pfeiffer selbst den Namen "Echinocactus bolivianus" bereits 1850 als Synonym zu "Echinocactus echinoides" (heute Copiapoa echinoides) stellte, weshalb Copiapoa atacamensis der beste Name für die hier vorgestellten Pflanzen sei. Allerdings bezweifeln manche Autoren, dass es sich bei Copiapoa atacamensis wirklich um eine eigenständige Art handelt, da die Pflanzen stark der ca. 200km weiter südlich vorkommenden Copiapoa calderana ähneln. Dies bewegte A. E. Hoffmann bereits 1989 dazu, Copiapoa calderana als Varietät zu der hier vorgestellten Art zu stellen. Während dieser Schritt jedoch keine Anerkennung fand, griff D. Hunt jene Idee im Jahr 2002 wieder auf und stellte Copiapoa atacamensis als Unterart zu Copiapoa calderana. Daran hält er auch in seinem Lexikon aus dem Jahr 2006 fest, und auch F. S. Espinosa + J. P. A. Ramos (2013) folgen dieser Einteilung (wobei sich hier bei den Synonymen ein Fehler eingeschlichen hat, denn statt "Copiapoa calderana Middleditch 1980" müsste hier "Copiapoa atacamensis Middleditch 1980" stehen). Als Begründung führen F. S. Espinosa + J. P. A. Ramos die Ähnlichkeit der Wuchsform, der Epidermis und der Bedornung an. Die Pflanzen seien eine Reliktpopulation, die nur an Orten mit ausreichender Nebelbildung überleben könne, und die Fragmentierung der Vorkommen sei das Ergebnis der Trockenheit in der Region. Mangels besseren Wissens folgen wir hier jedoch G. Charles (1998) und E. F. Anderson (2005) und führen Copiapoa atacamensis weiterhin als eigenständige Art (zumal sich die Pflanzen nicht nur in der Nebelzone der Küstenkordillere finden, wie dies F. S. Espinosa + J. P. A. Ramos (2013) andeuten, sondern bisweilen auch im Bereich der Küstenebene, wo sich viel seltener Nebel bildet). Allerdings wachsen die Pflanzen hier meist einzeln und bleiben zudem deutlich kleiner (siehe die hier gezeigten Bilder; die größte der von uns gefundenen Pflanzen (Bilder 4-6) war ca. 15cm lang), während die Pflanzen in der Nebelzone deutlich größer und dicker werden und dann auch reich sprossen (tolle Bilder aus der Gipfelregion der Quebrada Botija finden sich in TCE Nr. 6 (Nov. 2012) auf den Seiten 1, 40 und 41). Copiapoa atacamensis gilt, trotz der in den letzten Jahrzehnten immer weiter zunehmenden Trockenheit in der Region, als nicht gefährdet. Nach R. Schulz + A. Kapitany (1996) dürfte es sich bei der Art um die "härteste" aller Copiapoa-Arten handeln (was die Trockenheitsresistenz angeht). |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 135 f.; G. Charles (1998), S. 19 f.; F. S. Espinosa + J. P. A. Ramos (2013), S. 34 f.; D. Hunt (2006), S. 53 (Abb. 328.3); R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 18 (als "Copiapoa boliviana"); F. Ritter (1980), Band 3, S. 1089 f.; R. Schulz + A. Kapitany (1996), S. 134 ff. (insb. S. 147 ff.); |