Copiapoa ahremephiana (N. P. Taylor + G. Charles 2002)
Beschreibung:
Synonyme: | keine (jedoch werden die Pflanzen bisweilen fälschlich als "Copiapoa variispinata / varispinata" bezeichnet; manche Autoren verwenden auch den (älteren) Namen "Copiapoa conglomerata", dies ist aber umstritten (siehe unter Bemerkungen); |
Heimat: | Chile; westl. Antofagasta; nördl. von Caleta Botija auf der sandigen Küstenebene und im unteren Teil des Botija-Tals in ca. 0m-300m Höhe; |
Wuchsform: | sprossend und so kleine (teils lockere, teils kompakte) bis recht große, kompakte, (mehr oder weniger) halbkugelige Gruppen mit bis zu 100 Köpfen (bei dann ca. 50cm im Durchmesser) bildend; Triebe gräulich olivgrün bis (weißlich-)grau, (gedrückt-)kugelig, der Scheitel dicht mit jungen Dornen bestanden, die Körperoberfläche dicht mit dünnen, weißlichen, wachsartigen Flocken bedeckt, mit 15-18 Rippen, diese gerade, die Ränder ebenfalls gerade oder (insb. wenn wenig Feuchtigkeit vorhanden) leicht bis deutlich wellig (dann um die Areolen herum etwas breiter oder diese bisweilen auf höckerartigen Erhebungen sitzend), bis 4mm hoch und bis 9mm breit, die Körper in lange, verholzte Wurzeln übergehend, bis 8cm im Durchmesser; |
Bedornung: | Areolen rundlich, teils leicht eingesenkt, anfangs dicht mit (schwarz-)grauem Filz bedeckt (im Alter verkahlend), bis ca. 3mm im Durchmesser; die Dornen (gemäß den Beschreibungen in der Literatur) nicht in Rand- und Mitteldornen gegliedert (jedoch sitzt unserer Beobachtung nach sogar recht häufig ein, selten zwei Dorn(en) zentraler und könnte(n) daher als Mitteldorn(en) angesehen werden); mit 4-8 Dornen, diese anfangs orange(-gelb) oder (gelblich- bis rötlich-)braun, dann schnell vergrauend, jedoch kurz darauf gelblich werdend, im unteren Bereich der Triebe meist zunehmend kürzer und (braun-)schwarz bis grau werdend oder völlig fehlend, gerade oder leicht gebogen, mit leicht verdickter Basis, abstehend und bis 2,5cm (selten bis 4cm) lang; |
Blüte: | hellgelb, trichterförmig, scheitelnah, bis 2cm im Durchmesser; |
Frucht: | rötlich-grün, kugelig, mit wenigen, kleinen Schuppen besetzt und ca. 1cm im Durchmesser; Samen schwarz, die Oberfläche mit warzenartigen Erhebungen besetzt, ca. 1,3mm lang und ca. 1mm im Durchmesser; |
Bemerkungen: |
Die hier vorgestellte, äußerst attraktive Art war lange Zeit unter dem Namen "Copiapoa varispinata" (bzw. "variispinata") bekannt - ein Name, den F. Ritter (1980) für Pflanzen aus dieser Gegend ins Leben rief. In der Folge nahm man an, Ritter habe damit die hier vorgestellten, recht auffälligen und dank der Küstenstraße verhältnismäßig leicht zu erreichenden Pflanzen beschrieben. Allerdings fielen Roger Ferryman einige Unterschiede zwischen diesen Pflanzen und der Beschreibung Ritters auf. Zudem stieß er im oberen Bereich der Quebrada Botija auf Pflanzen aus der Verwandtschaft von Copiapoa humilis, die wesentlich besser zu Ritters Beschreibung passten (der aktuelle Name für diese Pflanzen ist Copiapoa humilis ssp. varispinata). Somit waren die hier vorgestellten Pflanzen (wieder) namenlos. Schließlich beschrieben N. P. Taylor + G. Charles (2002) die Pflanzen neu und benannten sie nach den (Englisch ausgesprochenen) Initialen Roger M. Ferrymans (siehe dazu G. Charles (1998), S. 48). Womöglich handelt es sich bei Copiapoa ahremephiana um einen nördlichen Vertreter der Gruppe um Copiapoa cinerea. Allerdings unterscheidet sie sich von dieser deutlich - (u.a.) durch die kleineren Köpfe, die stärkere Neigung Gruppen zu bilden, die abweichende Bedornung und das nördlichere Vorkommen. Zudem erinnert die gelbliche Farbe älterer Dornen und das vereinzelte Vorkommen eines zentralen Mitteldorns ein wenig an Copiapoa atacamensis - die jedoch kräftigere Dornen besitzt und deren Randdornen erheblich kürzer sind. So halten R. Schulz + A. Kapitany (1996) Copiapoa ahremephiana für eine eigenständige Art, die mit keiner anderen Copiapoa-Art näher verwandt ist. Eher ungewöhnlich ist hingegen die große Variabilität der hier vorgestellten Art: Unserer Beobachtung nach kommen im nördlichen Teil der Population vor allem Pflanzen mit kleinen Köpfen vor, die (nach Zahl der Köpfe und im Durchmesser) kleinere und flachere Gruppen bilden, während im südlichen Teil der Population auch Pflanzen mit deutlich größeren Köpfen vorkommen, die wesentlich größere, höhere, meist recht kompakte und (mehr oder weniger) halbkugelige Gruppen formen (siehe die Bilder 1, 7 und 8). Deutliche Unterschiede gibt es zudem in Farbe, Länge und Dichte der Bedornung. Betrachtet man die enorme Variabilität der Pflanzen, dann könnte man glatt auf die Idee kommen, eine Hybride vor sich zu haben. Zudem fiel uns besonders im nördlichen Teil des Vorkommens auf, dass viele Pflanzen direkt neben größeren Steinen wachsen. Womöglich bieten die Steine einen gewissen Schutz und erleichtern damit Sämlingen das Überleben. Zwar ist die Population von Copiapoa ahremephiana nicht gerade klein, jedoch gibt es nur dieses eine Vorkommen, weshalb die hier vorgestellte Art (mindestens) als potentiell gefährdet (engl.: "vulnerable") anzusehen ist. Zudem ist es fraglich, ob die Pflanzen auf Grund der zunehmenden Trockenheit in der Region noch in der Lage sind, sich über Samen zu reproduzieren. Eine Verjüngung der Population würde damit nicht mehr stattfinden und die Pflanzen würden über kurz oder lang aussterben. F. S. Espinosa + J. P. A. Ramos (2013) berichten darüber hinaus von einer Bedrohung durch lokale Bergbaumaßnahmen.
Ergänzung (zur Nomenklatur der Art): Manche Autoren verwenden für die hier vorgestellten Pflanzen den (älteren) Namen "Copiapoa conglomerata". Dieser Name wurde von Lembke (in KuaS 2/1966, S. 29 ff.) ins Leben gerufen und beruht auf dem Basionym "Echinocactus conglomeratus" von Philippi aus dem Jahr 1860. Lembke geht jedoch davon aus, dass Philippi die heute unter dem Namen "Copiapoa solaris" bekannten Pflanzen beschrieb. Dies ist aber strittig, da Philippis Angaben zu den Rippen (20) und zur Bedornung (8 Rand- und 3-4 Mitteldornen) nicht den Merkmalen von Copiapoa solaris (gemäß F. Ritter (1980), Band 3, S. 1047: 8-12 Rippen, 7-10 Rand- und 2-5 Mitteldornen) entsprechen. Vielleicht beschrieb Philippi tatsächlich die hier vorgestellten Pflanzen (*) - aber selbst wenn dem so wäre, ist es nicht richtig, die Pflanzen daher mit "Copiapoa conglomerata (Lembke)" anzusprechen und den Namen "Copiapoa ahremephiana" als dessen Synonym zu behandeln, da Lembke mit dem von ihm geschaffenen Namen ja eine vollkommen andere Art benennen wollte - und eine spätere Neukombination unter dem selben Namen wäre als Homonym anzusehen und daher ungültig, weshalb (unserer Meinung nach) "Copiapoa ahremephiana" der gültige Name für diese Pflanzen ist. (*) Wobei F. Ritter es für möglich hält, dass Britton & Rose Recht hatten als sie "Echinocactus conglomeratus" als Synonym zu Copiapoa cinerascens stellten (F. Ritter (1980), Band 3, S. 1049). |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 135; F. S. Espinosa + J. P. A. Ramos (2013), S. 30 f.; D. Hunt (2006), S. 52 (Abb. 328.1-2); R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 23 (als "Copiapoa variispinata"); R. Schulz + A. Kapitany (1996), S. 134 ff. (insb. S. 136 f.); |