Ferocactus pilosus (Werdermann 1933)

 
 
Ferocactus pilosus
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Ferocactus pilifer, sowie f. flavispinus und var. stainesii, Ferocactus piliferus (var. piliferus), sowie f. flavispinus, f. piliferus und var. stainesii, Ferocactus pilosus var. stainesii, Ferocactus pringlei, Ferocactus stainesii, sowie var. haematacanthus (im Sinne Backebergs), var. pilosus und var. pringlei, sowie unter dem Gattungsnamen Echinocactus;
Heimat: Mexiko; Coahuila, Durango, Nuevo Leon, San Luis Potosi, Tamaulipas und Zacatecas; auf eher flachen, sandigen Böden und auf felsigen Hügeln (häufig auf Schiefer oder Kalk, aber auch auf Substraten aus anderen Gesteinsarten) in 1200m-2400m Höhe;
Wuchsform: einzeln oder (insb. im Alter) basal (selten auch darüber) sprossend und so (teils große) Gruppen bildend, die 3m und mehr im Durchmesser erreichen können; Körper (dunkel- bis grau-)grün, anfangs kugelig, im Alter zylindrisch, der Scheitel dicht mit weißlich-gelbem Filz bedeckt und von Dornen überragt, mit 13-21 (und mehr) Rippen, diese (fast) gerade, scharfkantig bis (im Alter) abgerundet, teils leicht gehöckert (um die Areolen herum etwas breiter) und bis 5cm hoch, bis 3m hoch und bis 50cm im Durchmesser;
Bedornung: Areolen länglich-eiförmig, oberhalb der Dornen eingeschnürt, anfangs mit (hell) gelblichem bis bräunlichem, jedoch bald dunklerem Filz (später recht schnell verkahlend), oberhalb der Mitteldornen oder am oberen Ende der Areolen (oberhalb der Blüte!) mit wenigen, ca. 1mm langen Nektarien, im Alter immer enger stehend bis "zusammenfließend", bis 2,1cm lang und bis über 1cm im Durchmesser; ohne oder mit (teils zahlreichen, nach G. Unger (1992), S. 168 bis "weit über hundert") "Randdornen", diese weiß(lich) bis bräunlich, borsten- bis haarartig, gerade oder oft (teils hin und her) gebogen, strahlend angeordnet, teils auch aus dem oberen Teil der Areole erscheinend und bis 4cm lang (manchmal ober- und unterhalb der Mitteldornen wenige, gelbliche, fein nadelförmige, gerade, bis 2cm lange, "echte Randdornen"); sowie mit 6-12 Mitteldornen, diese meist leuchtend rot bis rötlich-braun, seltener gelb(lich) oder gelb-rot-gemustert, pfriemlich, geringelt, fast gerade bis leicht (zum Körper hin) gebogen, (mehr oder weniger) ausgebreitet, (etwas) abstehend, davon häufig 4 zentraler, etwas kräftiger und kreuzförmig angeordnet, von diesen der obere und der untere bisweilen abgeflacht, insb. der untere manchmal kräftiger und etwas breiter, gerade oder leicht nach unten gebogen, alle bis ca. 5cm lang;
Blüte: meist orange(-rot) (selten gelb), tassenförmig, die Röhre dicht mit grünen, rot gespitzten Schuppen bedeckt, in einem (engen) Kranz um den Scheitel herum erscheinend, nur wenig öffnend, bis 4cm lang und bis 2,5cm im Durchmesser; die Blütezeit am heimatlichen Standort liegt im April;
Frucht: gelb (teils rötlich überhaucht), eiförmig, locker mit gelblichen Schuppen besetzt, fleischig, mit fast farblosem, sehr sauer schmeckendem Fruchtfleisch, bis 4cm lang und bis 2cm im Durchmesser; Samen dunkelbraun bis (fast) schwarz, die Oberfläche mit tiefen, kantigen Gruben bedeckt, bis 2,1mm lang und bis ca. 1,3mm breit;
Bemerkungen: Die hier vorgestellte, sehr attraktive Art ist am heimatlichen Standort sicherlich eine der eindrucksvollsten Ferocactus-Arten. Über den richtigen Namen dieser Art gibt es allerdings schon seit Jahren reichlich Diskussionen. So verwendet G. Unger (1992) den Namen "F. piliferus" (der nach den Regeln des ICBN zu "F. pilifer" korrigiert werden muss, siehe KuaS 11/2010). Dieser Name basiert auf der Beschreibung von "Echinocactus piliferus" durch Ehrenberg im Jahr 1848 (wobei Ehrenberg den Namen Lemaire zuschreibt, jedoch ist von Lemaire derzeit keine Beschreibung unter diesem Namen bekannt). Somit erfolgte die Beschreibung zwei Jahre vor der des "Echinocactus pilosus" durch Salm-Dyck (wobei Salm-Dyck diesen Namen bereits im Jahr 1845 erwähnt und Galeotti zuschreibt, jedoch ist auch die Beschreibung Galeottis derzeit verschollen). Somit wäre (derzeit) "E. piliferus" der älteste Name, weshalb G. Unger diesen im Jahr 1986 (in KuaS 2/1986) zu "Ferocactus piliferus" umkombiniert. Allerdings gibt es für diesen Namen kein Typusmaterial und G. Unger (1986) bestimmt auch keinen Neotypus. Zwar ist auch für "E. pilosus" kein Typusmaterial erhalten, jedoch bestimmte N. P. Taylor bereits 1984 einen Neotypus (eine Aufsammlung von Lindsay; siehe D. Hunt (2006), S. 121), weshalb der Name Ferocactus pilosus von den meisten Autoren als richtig angesehen wird. Zwar versuchte G. Unger (1992) das Manko des fehlenden Typus zu beheben, indem er N. P. Taylors Neotypus auch als Neotypus für "E. piliferus" (möglicherweise ungültig, da ohne lateinischen Text) bestimmte, jedoch setzte sich dies nicht durch. Ein weiterer Kandidat für den ältesten Namen wäre zudem die Beschreibung des "Echinocactus stainesii" durch Hooker im Jahr 1845, welchen Britton + Rose bereits im Jahr 1922 zu "Ferocactus stainesii" umkombinierten, jedoch gilt die Beschreibung nach ICBN, Art. 34 als ungültig (D. Hunt (2006, S. 122). Wir folgen hier jedenfalls der Mehrheit der Autoren und bezeichnen die Pflanzen als Ferocactus pilosus.
Besonders auffällig sind bei Ferocactus pilosus (lat. für behaart, haarig) jene haarartigen "Randdornen", welche den Pflanzenkörper manchmal vollständig einspinnen. Allerdings sind diese nicht bei allen Pflanzen gleich dicht und es gibt auch Populationen, bei welchen die Haare vollständig fehlen. Tendenziell besitzen die Pflanzen umso mehr Haare, je weiter nördlich und je höher sie wachsen. Allerdings berichtet G. Unger (1992) über Standorte bei Matehuala (San Luis Potosi). Dort kommen sowohl wenig behaarte, als auch stark behaarte Pflanzen vor, jedoch keinerlei mäßig behaarte Zwischenformen, wobei die kaum behaarten Exemplare deutlich größer werden und sich auch in der Blütezeit unterscheiden sollen (G. Unger (1992), S. 175). Trotzdem wird in der aktuellen Literatur eine taxonomische Trennung der beiden Formen (derzeit) nicht anerkannt, sondern die Art als entsprechend variabel angesehen. Gleiches gilt auch für die Beobachtung, dass die Nektarien bei manchen Pflanzen direkt oberhalb der Mitteldornen sitzen (also zwischen den Mitteldornen und der Blüte), während sie bei anderen Exemplaren oberhalb der Blüte zu finden sind. An Standorten, die sich Ferocactus pilosus mit Ferocactus echidne teilt, sollen Naturhybriden vorkommen. Bis heute werden die Blüten von Ferocactus pilosus geerntet und zu Gemüsekonserven ("cabuches") verarbeitet, und auch die Früchte werden gesammelt und auf Märkten verkauft. Sie werden wie Zitronen verwendet und sind als "limon de viznaga" (was man frei als "Kaktuszitrone" übersetzen könnte) bekannt. In Kultur ist Ferocactus pilosus problemlos, wobei ein leicht kalkhaltiges Substrat von Vorteil sein soll. Die Pflanzen blühen ab einer Höhe von ca. 20cm.
Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 296; D. Hunt (2006), S. 121 + S. 122 (Abb. 375.2-4); KuaS 2/1986, S. 44 ff.; KuaS 5/1988, S. 110 f.; KuaS 12/2001, S. 343; KuaS 11/2010, Karteikarte 2010/22; J. Pilbeam + D. Bowdery (2005), S. 84 ff.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 58; G. Unger (1992), S. 163 ff., S. 174 f. + S. 176 (Abb. 89-94);