Echinocactus polycephalus ssp. polycephalus
(Engelmann + Bigelow 1856)
Beschreibung:
Synonyme: | Echinocactus polycephalus var. flavispinus, sowie unter dem Gattungsnamen Emorycactus; |
Heimat: | Mexiko (Nordwestl. Sonora) und USA (Westl. Arizona, südöstl. California, südl. Nevada, evtl. südwestl. Utah (siehe unter Bemerkungen)); auf lehmigen, steinigen und felsigen Ebenen und Hängen (auch direkt auf Fels), bevorzugt kalkhaltige Substrate, wächst aber auch auf Granit, in 30m-1400m Höhe; |
Wuchsform: | meist (reich) sprossend und so kleine Gruppen bis recht große Klumpen bildend, die aus über 30 (selten aus über 100) Köpfen bestehen können und bis ca. 80cm hoch und bis ca. 1,2m im Durchmesser erreichen können; Körper blau- bis graugrün, kugelig oder eiförmig bis zylindrisch, mit 13-21 Rippen, bis 80cm hoch und bis 30cm im Durchmesser; |
Bedornung: | Areolen wollig und bis ca. 1,3cm im Durchmesser; mit 6-14 Randdornen, diese von (hell) gelblich über rosa bis rötlich, im Alter vergrauend, etwas abgeflacht, leicht quergeringelt, dicht mit Trichomen bedeckt und so eine "samtige" Oberfläche erhaltend, gerade oder leicht gebogen, bis 7cm lang und bis 3mm breit; sowie mit 2-4 Mitteldornen, diese wie die Randdornen, jedoch deutlich abgeflacht und quergeringelt, häufig (oft zum Körper hin) gebogen, bis 10cm lang und bis 5mm breit; |
Blüte: | (hell)gelb (teils (insb. die äußeren Blütenblätter) mit rosa Spitzen oder Mittelstreifen), trichterförmig, die Röhre mit schlanken, trockenen, zugespitzten Schuppen und dicht mit weißer Wolle bedeckt, scheitelnah, bis 5cm lang und im Durchmesser (jedoch kann sie sich wegen der dichten Bedornung oft nicht vollständig öffnen); die Blütezeit am heimatlichen Standort liegt im Februar; |
Frucht: | eiförmig, mit weißen Haaren und kleinen, zugespitzten, stechenden, schwarzbraunen Schuppen bedeckt, bei Reife (am heimatlichen Standort im März) trocken, bis 3cm lang und bis 2,5cm im Durchmesser; Samen matt (braun-)schwarz, eiförmig, kantig, die Oberfläche mit kleinen, warzenartigen Höckern bedeckt, bis 4,2mm lang und bis 3,2mm im Durchmesser; |
Bemerkungen: | Die hier vorgestellte Art besiedelt extrem trockene und heiße Standorte in der Mojave- und am Rand der Sonora-Wüste. In den Sommermonaten können die Temperaturen hier über 50°C erreichen - bei jährlichen Niederschlagsmengen von weniger als 200mm (teils nur 40mm!). In der Literatur wird seit Jahren darüber diskutiert, ob die sehr ähnlichen und zunächst als "Echinocactus polycephalus var. xeranthemoides" beschriebenen Pflanzen aus der Umgebung des Grand Canyon eine eigene Art oder eine Unterart von Echinocactus polycephalus darstellen. Wir folgen hier D. Hunt (2006) und D. Donati + C. Zanovello (2011) und behandeln die Pflanzen als Unterart von Echinocactus polycephalus. Jene Unterart unterscheidet sich von der hier vorgestellten Typunterart durch die geringere Neigung zur Gruppenbildung (die Pflanzen wachsen einzeln oder in kleinen Gruppen mit selten mehr als 20 Köpfen), die meist fehlende "samtige" Oberfläche der Dornen und die kleineren und anders geformten Samen mit (fast) glatter Oberfläche. Verfechter der Eigenständigkeit dieser Pflanzen verweisen insbesondere auf die abweichenden Merkmale der Samen als entscheidendes Kriterium. D. Donati + C. Zanovello (2011) berichten hingegen von Übergangsformen im nordwestlichen Arizona, südöstlichen Nevada und südwestlichen Utah und von einem graduellen Übergang der Merkmale, während Verfechter der Eigenständigkeit in jenen Pflanzen vermutlich Hybriden sehen würden. Die Frage der Eigenständigkeit jener Pflanzen scheint somit noch nicht endgültig geklärt zu sein, jedoch geht der Trend in der jüngeren Literatur eher in Richtung Unterart, weshalb wir uns hier für diese Variante entschieden haben. Die indigene Bevölkerung nutzte die Dornen von Echinocactus polycephalus übrigens früher als Angelhaken und als Werkzeug bei der Korbherstellung. In Kultur gilt die hier vorgestellte Typunterart als Herausforderung. Die Pflanzen benötigen einen vollsonnigen und in den Sommermonaten sehr heißen Standort. Ihre Wachstumszeit liegt vor allem im Frühjahr und ein wenig im Herbst. In den Sommermonaten ist eine strikte Ruhephase einzuhalten. Wasser- und Düngergaben sollten auch in der Wachstumszeit nur sehr vorsichtig und zurückhaltend erfolgen, und auch erst dann, wenn die Pflanzen bereits neue Dornen treiben, denn sie reagieren sehr empfindlich auf zu viel Feuchtigkeit (vor allem zur falschen Zeit). Zudem sind sie anfällig für Pilzerkrankungen (insb. bei hoher Luftfeuchtigkeit). Darüber hinaus wachsen die Pflanzen sehr langsam. Der Versuch, sie durch vermehrte Wasser- oder Düngergaben zu schnellerem Wachstum zu bewegen, ist zum Scheitern verurteilt. Für die Pflege am Fensterbrett ist Echinocactus polycephalus ssp. polycephalus nicht geeignet. |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 189; D. Donati + C. Zanovello (2011), S. 50 ff.; D. Hunt (2006), S. 80 (Abb. 337.2-3); KuaS 12/2010, Karteikarte 2010/23; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 33; |