Ariocarpus kotschoubeyanus (K. Schumann 1898)
Beschreibung:
Synonyme: | Ariocarpus kotschoubeyanus ssp. / var. albiflorus, ssp. / var. elephantidens, ssp. / var. macdowellii, ssp. neotulensis, ssp. skarupkeanus, ssp. sladkovskyi und ssp. tulensis, Ariocarpus macdowellii, Ariocarpus rotschubeyanus, Ariocarpus sulcatus, sowie unter den Gattungsnamen Anhalonium (u. a. Anhalonium fissipedum, Anhalonium sulcatum), Cactus, Roseocactus und Stromatocactus; |
Heimat: | Mexiko; Coahuila, Durango, Nuevo Leon, Queretaro, San Luis Potosi, Tamaulipas und Zacatecas; meist auf lehmig(-tonig)en, feinsandigen, kalkhaltigen Schwemmebenen, offen oder im Schutz von Büschen in 1200m-1800m Höhe ("ssp. elephantidens" auf flachen, steinigen Hängen (Kalkstein), oft im Schutz von Büschen in ca. 2000m Höhe); |
Wuchsform: | einzeln (in Kultur im Alter manchmal sprossend); Körper dunkel (oliv-)grün oder graugrün bis bräunlich, rosettenförmig, flach, der Scheitel leicht bis deutlich eingesenkt und mit weißlicher oder gelblicher bis hell bräunlicher, filziger Wolle bedeckt, der Körper vollständig in Warzen aufgelöst, diese seitlich abspreizend, dachziegelartig angeordnet, dicht stehend, basal verlängert, darüber (schlank bis breit) dreieckig, abgeflacht und runzelig bis leicht gefurcht (insb. bei "ssp. elephantidens"), sowie mit einer flachen, zentralen Längsfurche, welche die Areole trägt, bis 1,3cm lang, bis 1cm breit und bis 7mm hoch, in eine dicke Rübenwurzel übergehend, ebenerdig oder knapp darunter (selten wenig höher) und meist bis 5cm, jedoch an manchen Standorten bis 10cm im Durchmesser (siehe unter Bemerkungen); |
Bedornung: | Areolen in Form einer flachen, zentralen Längsfurche auf den Warzen sitzend, sich über die gesamte Länge der Warzenoberseite erstreckend, teils zur Basis hin (etwas) breiter werdend, dicht mit meist kurzer (teils zur Basis hin längerer), (schmutzig-)weißer oder leicht gelblicher bis hell bräunlicher Wolle bedeckt, bis 1,3cm lang; Dornen nicht vorhanden; |
Blüte: | meist pink, jedoch variiert die Blütenfarbe von (selten) weiß (teils zum Schlund hin leicht rosa oder mit rosa Mittelstreifen; "ssp. albiflorus") über rosa (teils mit dunklerem Schlund) bis rötlich-pink, teils mit dunkleren Mittelstreifen, trichterförmig, bis 3cm lang und bis 6cm im Durchmesser; die Blütezeit am heimatlichen Standort reicht von September bis November; |
Frucht: | weiß oder pink bis rot, beerenförmig bis verlängert, bis 2,5cm lang und bis 5mm im Durchmesser; Samen matt schwarz, verkehrt-eiförmig, die Oberfläche höckerig, ca. 1mm im Durchmesser; |
Bemerkungen: |
Wie alle Ariocarpus-Arten ist auch die hier vorgestellte, sehr attraktive Art in Kultur ausgesprochen beliebt. Noch heute werden daher für Ariocarpen hohe Preise bezahlt - wenn auch nicht mehr ganz soviel wie kurz nach der Entdeckung von Ariocarpus kotschoubeyanus: Nachdem man die ersten drei Pflanzen im Jahr 1840 nach Europa gebracht hatte, wurde eine dieser Pflanzen für 200 Dollar verkauft - mehr als das Gewicht der Pflanze damals in Gold wert gewesen wäre. Zu dieser Zeit war solch eine Neuentdeckung natürlich etwas ganz besonderes, doch auch in späteren Jahren galt Ariocarpus kotschoubeyanus als seltene Art. Der Grund dafür liegt vermutlich in der Ökologie der Standorte: In der Natur besiedeln die Pflanzen häufig Schwemmebenen, die während der Regenzeit manchmal tagelang unter Wasser stehen. Ariocarpus kotschoubeyanus wird dabei oft mit Lehm und feinem Sand bedeckt und entzieht sich so den Augen der Kakteensucher. Oft sieht man erst während der Blüte, wo genau und wieviele Pflanzen sich tatsächlich im Boden verstecken. So wurden im Laufe der Jahre immer mehr Standorte entdeckt. Inzwischen weiß man, dass Ariocarpus kotschoubeyanus weit verbreitet ist. Entsprechend variabel ist die Art - vor allem bezüglich der Größe der Pflanzen, der Warzenform, der Form der Blütenblätter und der Blütenfarbe. Dies und das Vorkommen in voneinander getrennten Populationen führte dazu, dass bis in die Gegenwart immer wieder neue Varietäten und Unterarten beschrieben wurden. Da aber oft nicht einmal die Pflanzen innerhalb einer Population einheitliche Merkmale aufweisen (so z. B. bei "var. albiflorus", an dessen Standort weißblütige (ohne und mit mehr oder weniger deutlichem Rosa-Anteil) und pink blühende Pflanzen bunt gemischt vorkommen; siehe Kaktusy special 2/2002, KuaS 8/2014 und die Abb. 364.3 in D. Hunt (2006)), machen solche Beschreibungen aus botanischer Sicht wenig Sinn. Einzig beachtenswert scheint die "ssp. elephantidens". Jene Pflanzen wachsen nordöstlich von Cadereyta in Queretaro, dem südlichsten Fundort von Ariocarpus kotschoubeyanus. Sie unterscheiden sich durch ihre Größe (bis 10cm im Durchmesser statt meist nur bis 5cm), die stärker gefurchten Oberflächen der Warzen und ihr Vorkommen auf steinigen Hängen (statt Schwemmebenen) in ca. 2000m (statt 1200m-1800m) Höhe. Zudem soll die Distanz zur nächstgelegenen Population von Ariocarpus kotschoubeyanus ca. 150km betragen. Außerdem berichtet B. Hofmann (in KuaS 3/2011), dass schon Sämlinge größer und kräftiger sind und sich schneller entwickeln. All dies deutet darauf hin, dass sich jene Population auch genetisch unterscheiden könnte, was die Einstufung als eigene Unterart rechtfertigen würde. Allerdings erwähnt W. van Heek (in KuaS 11/1998), dass es auch bei General Cepeda einen Standort gibt, bei dem Ariocarpus kotschoubeyanus auf steinigem Untergrund vorkommt. Außerdem sollen bei Las Tablas ebenfalls Pflanzen wachsen, die bis zu 10cm im Durchmesser erreichen. Diese Beobachtungen lassen wiederum vermuten, dass die Pflanzen der "ssp. elephantidens" womöglich doch in die Variationsbreite der "Standard-Formen" fallen und somit doch keine eigene Unterart darstellen. Die Experten sind sich jedenfalls uneins: Während L. Kunte + V. Sedivy (in Kaktusy special 2/2002) die "ssp. elephantidens" als eigene Unterart anerkennen, behandeln E. F. Anderson (2005), D. Hunt (2006) und W. van Heek + W. Strecker (2008) (und damit auch wir hier) Ariocarpus kotschoubeyanus als eine einheitliche, wenn auch variable Art und verweisen die "ssp. elephantidens" in die Synonymie. Ariocarpus kotschoubeyanus gilt als nicht gefährdet, da die Art ein großes Verbreitungsgebiet besiedelt und die unterschiedlichen Populationen meist aus zahlreichen Pflanzen bestehen. Allerdings können einzelne Populationen durchaus gefährdet sein, so z. B. die des "var. albiflorus" bei Tula, die durch "ständige Straßenbauarbeiten und das Ausufern der dortigen Müllplätze" bedroht ist (W. van Heek + W. Strecker (2008), S. 84). Wie alle Arten der Gattung Ariocarpus steht auch Ariocarpus fissuratus unter dem besonderen Schutz des Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens. In Kultur gilt Ariocarpus kotschoubeyanus als nicht ganz einfach, ist aber weniger problematisch als z. B. Ariocarpus fissuratus. Die Pflanzen bevorzugen einen vollsonnigen Standort. Das Substrat sollte dabei gut durchlässig und rein mineralisch sein. Auch wird der Zusatz von Kalkstein empfohlen. Von Mai bis Oktober darf regelmäßig gegossen werden (wobei wir bei allen Ariocarpen die Wassergaben während des Hochsommers reduzieren). Bei kühlen Temperaturen, sowie im zeitigen Frühjahr und im Spätherbst sollte man mit dem Gießen allerdings vorsichtig sein. Staunässe ist natürlich zu vermeiden, auch wenn Ariocarpus kotschoubeyanus dank seines Vorkommens auf Schwemmebenen dies besser vertragen dürfte als alle anderen Ariocarpus-Arten. Ariocarpus kotschoubeyanus ist für die Kultur am Fensterbrett eher nicht geeignet. |
Literatur: | E. F. Anderson (2005), S. 73 f.; D. Hunt (2006), S. 27 (Abb. 364.3-4); H. Hecht (1991), S. 223 (als "Roseocactus"; Abb. S. 222); Kaktusy special 2/2002, S. 17 ff.; KuaS 6/1987, Karteikarte 1987/17; KuaS 11/1998, S. 250 ff.; KuaS 3/1999, S. 71; KuaS 3/2011, S. 66 ff.; KuaS 8/2014, S. 219 ff.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 16; W. van Heek + W. Strecker (2008), S. 75 ff.; |