Acanthocereus tetragonus (Hummelinck 1938)

 
 
 
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Beschreibung:

 

Synonyme: Acanthocereus floridanus, Acanthocereus pentagonus (?) (siehe unter Bemerkungen) und Acanthocereus tetragonus var. micracanthus, evtl. auch Acanthocereus acutangulus, Acanthocereus baxaniensis, Acanthocereus columbianus, Acanthocereus horridus, Acanthocereus occidentalis, Acanthocereus princeps und Acanthocereus subinermis (siehe unter Bemerkungen), sowie unter den Gattungsnamen Cactus und Cereus;
Heimat: U. a. Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien (u. a. Boyaca), Kuba, östl. Mexiko (u. a. Veracruz), Nicaragua, Niederländische Antillen, Panama, Trinidad + Tobago, USA (südl. Florida und südl. Texas, evtl. auch in Louisiana) und Venezuela; von Florida (USA) über die gesamte Karibik bis nach Kolumbien und Venezuela, sowie nordwestlich bis Mexiko und die südliche Spitze von Texas, sowie südwestl. über weite Teile Mittelamerikas verbreitet; oft (aber nicht nur) in feuchtwarmen, küstennahen Gebieten, meist unter, zwischen oder (spreizklimmend) in Büschen und Bäumen, in Texas auf sandigen Substraten, in 0m-700m Höhe;
Wuchsform: dicht busch- bis baumförmig, meist basal reich und darüber wenig bis reich sprossend, jedoch manchmal einen kurzen Stamm ausbildend, die Triebe meist nur anfangs (schräg) aufrecht stehend, später meist spreizklimmend oder übergebogen (teils so weit, dass die Triebspitzen den Boden berühren) bis niederliegend, bis über 7m hoch und teils mehrere Meter im Durchmesser; die Triebe dunkelgrün, in Segmente unterteilt, diese mit 3-7 (vereinzelt bis 10) flügelartigen, bis 5cm hohen Rippen, dabei der Bereich zwischen den Areolen gerade oder leicht bis deutlich nach innen gebogen, jedoch manchmal unterhalb der Areolen leicht gehöckert, bei Bodenberührung manchmal nahe der Triebspitze wurzelnd, bis 3m lang und bis 9cm im Durchmesser, Gesamtlänge der Triebe bis über 7m;
Bedornung: Areolen rund, dicht mit kurzer, weißlicher bis grauer, filziger Wolle bedeckt, ca. 2-5cm voneinander entfernt, bis 3mm im Durchmesser; mit 5-8 (oder mehr) Randdornen, diese weißlich bis (hell-)braun (teils zur Basis hin dunkler), im Alter vergrauend, meist nadelig bis pfriemlich (selten leicht abgeflacht), teils mit verdickter Basis, strahlend angeordnet bis leicht abstehend und bis 2,5cm lang; sowie mit 1-3 (selten bis 4) Mitteldornen, diese wie die Randdornen, jedoch mehr abstehend (oft (schräg) aufrecht stehend), eher etwas kräftiger und bis 4cm lang;
Blüte: weiß, die hellgrüne, schlanke Röhre locker mit wenigen Areolen besetzt (diese mit bräunlicher Wolle und teils mit Dornen), etwas unterhalb der Triebspitze erscheinend, schwach bis leicht duftend, nächtlich (sich ca. 1 Std. nach Sonnenuntergang öffnend und bis in den frühen Morgen geöffnet bleibend), bis 25cm lang und bis 15cm (selten bis 20cm) im Durchmesser; die Blütezeit in Texas liegt im Hochsommer und Herbst (in Kultur in Mitteleuropa erscheinen die Blüten im Juli und August);
Frucht: leuchtend rot, kugelig bis länglich, locker mit Areolen besetzt (diese mit weißlichem Filz und alle oder manchmal nur die unteren mit 1-7 kurzen Dornen), bei Reife aufreißend, mit rotem Fruchtfleisch, essbar (schmeckt leicht süß), bis 7cm (selten bis 10cm) lang und bis 5cm (selten bis 7cm) im Durchmesser; Samen glänzend bräunlich bis schwarz, breit-oval bis eiförmig, bis 4,8mm lang und bis 3,6mm breit;
Bemerkungen:

Die hier vorgestellte Art hat ein riesiges Verbreitungsgebiet und ist entsprechend variabel. Gewiss hat beides dazu beigetragen, dass die schon 1753 von Linne als "Cereus tetragonus" beschriebene Art bereits im 18. und 19. Jahrhundert mit zahlreichen Namen bedacht wurde (damals noch unter den Gattungsnamen Cactus und Cereus), die wir hier jedoch nicht alle aufführen. Selbst ohne diese Namen ist die Liste der Synonyme lang genug. Allerdings sind sich die Autoren bei vielen der Namen uneinig, ob es sich dabei um gute, eigene Arten oder nur um Formen des hier vorgestellten Acanthocereus tetragonus handelt - oder gar um Synonyme von Arten anderer Gattungen, wie im Fall von "A. acutangulus". So führt E. F. Anderson (2005) diesen Namen als Synonym von Harrisia bonplandii. D. Hunt (2006) ist sich hingegen unsicher, ob dies ein Synonym der hier vorgestellten Art oder von Harrisia balansae (die von E. F. Anderson (2005) als Harrisia bonplandii bezeichnet wird) ist und schlägt daher vor, den Namen komplett zu verwerfen. Die anderen, in der Synonymliste unter "evtl." aufgeführten Namen werden von E. F. Anderson (2005) als eigene Arten anerkannt, während D. Hunt (2006) sie (mit oder ohne Fragezeichen) als Synonym zu Acanthocereus tetragonus stellt - mit Ausnahme von "A. princeps", den D. Hunt (2006) mit einem Fragezeichen hierher verweist, während E. F. Anderson (2005) davon überzeugt ist, dass es sich tatsächlich um ein Synonym der hier vorgestellten Art handelt.

Aus nomenklatorischer Sicht stellt sich allerdings nicht nur die Frage nach den Arten der Gattung Acanthocereus, sondern auch nach der Validität der Gattung selbst, denn die Typart der Gattung ist Acanthocereus baxaniensis und auch bei dieser "Art" ist es fraglich, ob es sich dabei wirklich um eine eigene Art oder nur um eine Form von Acanthocereus tetragonus handelt, zumal unklar ist, woher die als Acanthocereus baxaniensis beschriebene Pflanze ursprünglich stammt. A. Rodriguez Fuentes + L. Scheinvar (in KuaS 5/2006) sind sich jedenfalls sicher, dass die Pflanze nicht (wie häufig angenommen) aus Kuba stammte und vermuten eher die mexikanische Atlantikküste oder Mittelamerika als möglichen Herkunftsort. D. Hunt (2006) ergänzt zudem, dass weder auf Kuba noch in Mexiko ein Ort namens "Baxani" bekannt ist. Außerdem fällt auf, dass die Orginalbeschreibung der des hier vorgestellten Acanthocereus tetragonus sehr nahe kommt. Sollten sich die beiden "Arten" tatsächlich als identisch erweisen, dann hätte der bereits 1937 geschaffene Name "Acanthocereus baxaniensis" Priorität (und Acanthocereus tetragonus wäre als Synonym zu diesem zu stellen). Da dies aber bisher nicht eindeutig belegt wurde, hat (soweit uns bekannt) noch kein Autor diesen Schritt vollzogen. Darüber hinaus gibt es mit "Acanthocereus pentagonus" eine weitere "Art", die von manchen Autoren als Typart der Gattung geführt wird. Jener Name basiert auf dem ebenfalls von Linne (1753) beschriebenen "Cereus pentagonus" und wurde bereits 1909 zu Acanthocereus umkombiniert. Kurios ist, dass sowohl E. F. Anderson (2005) als auch D. Hunt (2006) diesen Namen mit voller Überzeugung als Synonym von Acanthocereus tetragonus führen, obwohl er, wenn er die gleiche Art wie der Name "Acanthocereus tetragonus" beschreibt, Priorität hätte - und wenn er das nicht tut, dann wäre es kein Synonym! Allerdings scheint nicht ganz klar zu sein, welche Pflanzen genau Linne mit dem Namen "Cereus pentagonus" beschrieb (D. Hunt (2006) schreibt dazu "but the original application of the basionym is uncertain"; D. Hunt (2006), S. 25) und daher bevorzugen beide genannten Autoren (und somit auch wir hier) den Namen Acanthocereus tetragonus für die hier beschriebenen Pflanzen und (trotz der genannten Unsicherheiten) "Acanthocereus baxaniensis" als Typart der Gattung (und wir verpassen dem Namen "Acanthocereus pentagonus" in unserer Synonymliste ein Fragezeichen).

In Kultur ist Acanthocereus tetragonus nur selten anzutreffen, was neben dem wenig attraktiven Äußeren (wobei die Blüten wirklich spektakulär sind!) vor allem an der Größe der Art liegen dürfte. Auch das schnelle Wachstum der Triebe (am Standort bis 2m pro Jahr, in Kultur bis 1m) stellt eine Herausforderung für jeden Pflanzenliebhaber dar. Dabei bevorzugt Acanthocereus tetragonus ein feuchtwarmes Klima mit reichlich Wassergaben und Temperaturen, die auch im Winter nicht dauerhaft unter 12°C fallen. Das Substrat sollte dabei nährstoffreich sein und einen hohen, organischen Anteil (in Form von Humus oder / und Torf) aufweisen. Dabei sollten große Pflanzgefäße bevorzugt oder in ein Grundbeet ausgepflanzt werden. Ein halbschattiger Standort ist ausreichend (auch wenn die Pflanzen in der Natur manchmal in voller Sonne wachsen). Von einem sommerlichen Aufenthalt im Freien wird abgeraten (KuaS 9/2009; wobei leider kein Grund genannt wird).

Literatur: E. F. Anderson (2005), S. 70; D. Hunt (2006), S. 25 f. (Abb. 20.4 + 21.1-2); G. + A. Konings (2009), S. 16 f.; KuaS 5/2006, S. 113 ff. (Achtung: Die in der Tabelle auf S. 115 für Acanthocereus baxaniensis genannten Daten stimmen nicht mit den Daten der Orginalbeschreibung überein!); KuaS 9/2009, Karteikarte 2009/17; B. + S. Loflin (2009), S. 120 f.; TCE Nr. 4 (5/2012), S. 46 ff. (insb. S. 47 ff.); A. M. Powell + J. F. Weedin (2004), S. 462;