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Gymnocalycium saglionis (Britton + Rose 1922)

 

        

        

        

        

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Kurzbeschreibung:

Synonyme:

Gymnocalycium saglione, Gymnocalycium saglionis var. albispinum, var. flavispinum, var. jujuyense, var. longispinum, var. luteispinum, var. nigrispinum, var. roseispinum, var. rubrispinum, ssp./var. tilcarense und var. tucumanense, Gymnocalycium tilcarense, sowie unter den Gattungsnamen Brachycalycium und Echinocactus;

Heimat:

Argentinien; Catamarca, Jujuy, La Rioja, Salta, San Juan und Tucuman (lt. D. Hunt (2006) auch in Cordoba); vom nordöstl. San Juan nördl. bis Salta, sowie in der Quebrada de Humahuaca (Jujuy; "G. tilcarense"), auf steinigen oder / und lehmigen Ebenen und Hängen oder direkt auf Fels, offen oder im Schutz von Büschen und Bäumen in ca. 600m-3000m Höhe;

Wuchsform:

einzeln; Körper matt hell- bis dunkel- oder blau- bis graugrün, (gedrückt-) kugelig bis leicht zylindrisch, mit 8-32 Rippen, diese gerade bis (insb. im Alter) spiralig herablaufend, breit, die Ränder wellig bis zick-zack-ig, durch gerade oder häufig wellige bis kantige Querfurchen in Segmente unterteilt oder (insb. im Alter) vollständig in (oft sehr deutlich ausgeprägte) rundliche oder fünf- bis sechseckige, abgerundete Höcker aufgelöst, bis 40cm (selten bis 80cm) hoch und bis 50cm im Durchmesser;

Bedornung:

Areolen rundlich bis (länglich-)oval, anfangs mit dichter, weiß(lich)er bis grauer Wolle (im Alter deutlich kürzer und immer grau); mit 7-16 Randdornen, diese von (hell) gelblich über rötlich und bräunlich bis schwarz, häufig mit dunkler Spitze, jedoch (auf den ersten Blick) schnell vergrauend, pfriemlich, eher fein bis recht kräftig, bald dicht mit winzigen, hellgrauen Schuppen bedeckt (diese im Neutrieb fehlend; siehe unter Bemerkungen), abstehend, jedoch leicht bis recht deutlich zum Körper hin gebogen und bis 4cm lang; sowie mit 1-5 Mitteldornen, diese (fast) gerade und mehr abstehend, ansonsten wie die Randdornen;

Blüte:

weiß(lich) bis cremefarben oder zart rosa mit weißem Schlund, urnenförmig bis breit trichterförmig, in einem Kranz um den Scheitel herum erscheinend, bis 4,5cm lang und bis 5cm im Durchmesser;

Frucht:

rot (grünlich-braun bis orange bei "G. tilcarense"), kugelig, vertikal aufreißend, mit farblosem bis leicht grünlichem Fruchtfleisch, bis 4,5cm im Durchmesser (bis 2,5cm bei "G. tilcarense"); Samen matt (dunkel-)braun, die Oberfläche mit zahlreichen, flachen Höckern besetzt, bis 0,9mm lang und bis 0,7mm im Durchmesser;

Bemerkungen:

Die hier vorgestellte, auch in Kultur sehr beliebte Art ist mit bis zu 50cm im Durchmesser die größte aller Gymnocalycium-Arten. Sie ist in ihrer Heimat, dem nordwestlichen Argentinien, weit verbreitet und besiedelt dort (sehr erfolgreich) verschiedene Habitate entlang der Ostabhänge der Anden und deren östlich vorgelagerten Bergzügen. Entsprechend variabel ist die Art, wobei sich die Pflanzen vor allem in der Körpergröße und -färbung, sowie in der Farbe und Dichte der Bedornung unterscheiden. Hinzu kommt, dass die Dichte der Bedornung im Alter zunimmt. All dies führt dazu, dass sich kaum zwei identisch aussehende Pflanzen finden lassen. Interessant ist zudem, dass die Dornen kurz nach ihrem Erscheinen eine dichte Beschuppung ausbilden, welche sie grau erscheinen lässt. Dass es aber nur die hellgrauen Schuppen sind, die diesen Eindruck hervorrufen, lässt sich gut erkennen, wenn man die Dornen befeuchtet. In nassem Zustand werden die Schuppen nämlich durchsichtig und die tatsächliche Dornenfarbe kommt wieder zum Vorschein. Der Zweck dieser Beschuppung ist bisher nicht erforscht. (Dieses Verhalten erinnert stark an die Beschuppung bei Bromelien, jedoch verschließen dort die Schuppen in trockenem Zustand die Spaltöffnungen der Blätter und dienen so als Verdunstungsschutz. Da Kakteendornen jedoch keine Spaltöffnungen besitzen, muss deren Beschuppung einen anderen Zweck haben, z.B. die verstärkte Reflexion von Sonnenlicht oder das Binden von Feuchtigkeit durch die vergrößerte Oberfläche.) Ungewöhnlich ist außerdem der kleine Samen dieser großen Pflanzen, der in seiner Form und Struktur von allen anderen Gymnocalycium-Samen abweicht. Daher wird Gymnocalycium saglionis in die eigene Untergattung Microsemineum eingeordnet. Aus taxonomischer Sicht beginnt die Historie der hier vorgestellten Art mit der Erstbeschreibung durch Cels im Jahr 1847 (als "Echinocactus saglionis"). Nur zwei Jahre später beschrieb Salm-Dyck (womöglich in Unkenntnis der Beschreibung von Cels) die Pflanzen erneut (als "E. hybogonus"). Im Jahr 1922 überführten dann Britton und Rose die Pflanzen in die Gattung Gymnocalycium. Leider unterlief ihnen dabei ein grammatikalischer Fehler, denn sie bezeichneten die Art als "G. saglione". Diese inkorrekte Schreibweise des Namens wurde später berichtigt, jedoch findet man sie vereinzelt bis heute. Vierzehn Jahre später beschrieb Backeberg dann (ungültig) "G. saglionis var. tilcarense" aus der Quebrada de Humahuaca. Allerdings änderte er in der Folge seine Einschätzung, denn im Jahr 1942 erhob er jene Pflanzen nicht nur in den Rang einer eigenen Art, sondern schuf für sie gar die neue Gattung "Brachycalycium". Als Begründung dafür gibt er eine Furche auf der Oberseite der Höcker und Unterschiede im Blütenbau an. Tatsächlich sehen auch andere Autoren Unterschiede zwischen dieser isolierten Population und denen des ca. 200km weiter südlich beginnenden Hauptvorkommens. So behandelt E. F. Anderson (2005) die Pflanzen als eigene Unterart, wobei er als Unterschiede einen im Alter stets säuligen Wuchs, eine dichtere und feinere Bedornung (mit 9-13 Rand- und 4-5 Mitteldornen statt 7-9 bzw. 1-3 bei "ssp. saglionis"), sowie kleinere, bei Reife abweichend gefärbte Früchte (grünlich-braun bis orange statt rot und nur bis 2,5cm im Durchmesser) angibt. G. Charles (2009) gesteht den Pflanzen zwar keinen eigenen Rang zu, schreibt aber trotzdem von dichter stehenden Areolen und einer höheren Zahl an Rippen. Tatsächlich ist Backebergs Einschätzung nicht nachvollziehbar, denn die Pflanzen besitzen keine Furche auf der Oberseite der Höcker und unterscheiden sich auch nicht im Blütenbau. Die Einstufung als eigene Unterart (im Sinne von E. F. Anderson (2005)) sieht auf den ersten Blick gut begründet aus - allerdings nur auf dem Papier. Tatsächlich finden sich auch im Hauptverbreitungsgebiet immer wieder Pflanzen, die eine feinere und dichtere Bedornung aufweisen (so z.B. eine Pflanze mit 16 Rand- und 4 Mitteldornen, die wir nördlich von Villa Sanagasta fanden (siehe die Bilder 3 und 4)). Zudem konnten wir keinen einzigen "tilcarense" mit säuligem Wuchs finden, während wir im Hauptverbreitungsgebiet der Art immer wieder auf säulige Exemplare stießen. Auch die von G. Charles (2009) genannten Argumente konnten wir (zumindest an dem von uns besuchten Standort nördlich von Tilcara) nicht nachvollziehen. So bleiben nur die Unterschiede bei den Früchten in Verbindung mit der Verbreitungslücke von ca. 200km. Ob dies ausreicht, um die Abtrennung als eigene Unterart zu begründen, liegt natürlich im Auge des Betrachters (bzw. des Autors). Wir sind da eher skeptisch und folgen hier daher D. Hunt (2006), G. Charles (2009) und D. Metzing (2012), welche die Unterschiede von "G. tilcarense" als Teil der natürlichen Variabilität von Gymnocalycium saglionis ansehen und die damit verbundenen Namen in dessen Synonymie verweisen. Jene Variabilität inspirierte darüber hinaus zahlreiche Autoren und Gärtner, Pflanzen mit verschiedenen Dornenfarben nach diesen (als Varietät) zu benennen. Aus botanischer Sicht ist dies natürlich überflüssig, weshalb all jene Varietäten ebenfalls als Synonyme anzusehen sind. Interessant ist zudem die Frage nach den nächsten Verwandten innerhalb der Gattung. Wie bereits erwähnt, stellt Gymnocalycium saglionis eine eigene Untergattung dar, sprich: Es gibt innerhalb der Gattung Gymnocalycium keine anderen, wirklich eng mit Gymnocalycium saglionis verwandten Arten. Allerdings sehen einige der sehr unterschiedlichen Formen von Gymnocalycium pflanzii (welcher bzgl. des Verbreitungsgebiets Gymnocalycium saglionis nach Osten und nach Norden hin ersetzt) der hier vorgestellten Art vegetativ sehr ähnlich. Dies gilt vor allem für den im südlich-zentralen Bolivien weit verbreiteten Gymnocalycium pflanzii ssp. zegarrae, der jedoch (u. a.) durch die weniger dichte Bedornung und den intensiv pinkfarbenen Schlund der Blüten leicht zu unterscheiden ist. Mit der geographisch nächstgelegenen Unterart von Gymnocalycium pflanzii (die ssp. argentinense) teilt sich Gymnocalycium saglionis sogar ein Stück weit das Verbreitungsgebiet (im Bereich des Embalse Cabra Corral, Salta), jedoch bleibt Gymnocalycium pflanzii ssp. argentinense deutlich kleiner (nur bis 15cm im Durchmesser) und ist zudem leicht durch den (ebenfalls) pinkfarbenen Schlund der Blüte und die in unreifem Zustand bläulich gefärbten Früchte zu unterscheiden. (Darüber hinaus unterscheidet sich Gymnocalycium pflanzii von der hier vorgestellten Art durch die särker rund(lich)en Areolen (statt eher oval bis länglich bei Gymnocalycium saglionis), die längere Blütenröhre (statt fehlend bis sehr kurz), die rötlichen Staubfäden und Griffel (statt weißlich), die gelblichen Antheren (statt bräunlich bis grau), die meist horizonthal aufreißende Frucht (statt vertikal; mit Ausnahme der ssp. zegarrae, bei der sie ebenfalls vertikal aufreißt) und die noch kleineren, glänzenden (statt matten) Samen mit abweichender Oberflächenstruktur (Gymnocalycium pflanzii ist Teil der Untergattung Pirisemineum).) Das gemeinsame Vorkommen ohne die Bildung von Hybriden ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die beiden Arten, trotz gewisser Ähnlichkeiten, nicht näher miteinander verwandt sind. In Kultur ist Gymnocalycium saglionis problemlos. So wachsen die Pflanzen bei guter Pflege in relativ kurzer Zeit zu stattlichen Exemplaren heran. Sogar am Fensterbrett gedeihen die Pflanzen ohne Probleme, wenn man ihnen in den Wintermonaten ein kühles, frostfreies Plätzchen bieten kann. Als Substrat wird eine durchlässige Mischung mit einem moderaten Humus- oder / und Lehm-Anteil empfohlen. Kakteenliebhabern mit eingeschränkten Platzverhältnissen (z.B. am Fensterbrett) sei geraten, nach Herkünften Ausschau zu halten, die auch in der Natur relativ klein bleiben. Die Pflanzen behalten diese Eigenschaft nämlich auch in Kultur bei und blühen zudem meist früher (teils schon mit weniger als 10cm im Durchmesser). Die Bilder zeigen Pflanzen von sechs verschiedenen Standorten, darunter auch "G. tilcarense" (Bilder 13-16).

Literatur:

E. F. Anderson (2005), S. 326; G. Charles (2009), S. 200 ff.; H. Hecht (1991), S. 279; D. Hunt (2006), S. 133 (Abbs. 279.6 + 280.1); KuaS 2/2010, Karteikarte 2010/03; D. Metzing (2012), S. 20 ff.; J. Pilbeam (1995), S. 133 ff.; R. + K. Preston-Mafham (1995), S. 70;

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